Kapitel 6

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Die erste Prüfung des Tages wurde in einem Computerlabor durchgeführt, das oberhalb der Trainingshalle lag. Nachdem sich jeder an einem Arbeitsplatz niedergelassen hatte, betrat ein blasser Mann mit langen blonden Haaren und einer altmodischen Brille mit goldenem Rand den Raum. Alles an ihm war blass, die Haut, die Augen und die Kleidung, einfach alles. Er trug ausgetretene Sandalen zu seinen hippiemäßigen Leinenklamotten und wirkte zerstreut.


Er begrüßte die Damen und erklärte kurz, was sie während des Tests zu tun hatten. Er hatte ein Netzwerk eingerichtet mit verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen, welches die Bewerberinnen hacken sollten und zwar möglichst ohne entdeckt zu werden. Elisa freute sich, denn das war eine Aufgabe ganz nach ihrem Geschmack. Während ihres Informatikstudiums hatte sie sich viel mit Sicherheitsaspekten von Netzwerken, Verschlüsselungsalgorithmen und den verschiedenen Arten von Hackerangriffen beschäftigt. Sie hatte unzählige Artikel und Berichte darüber gelesen und weiterführende Kurse zur Datensicherheit besucht. Letzten Endes hatte sie begonnen ihre eigenen Methoden zu entwickeln und selbst Netzwerke zu hacken. Sie hatte dies jedoch immer nur als einen Zeitvertreib oder ein Hobby angesehen. Nach einiger Zeit und mehreren Berichten, die sie anonym über die verschiedenen Methoden des Hackens und deren Wirksamkeit verfasst hatte, war ein Hacker-Kollektiv auf sie aufmerksam geworden und hatte sie in ihr Darknet Forum eingeladen. Dort hatte sie begonnen sich intensiver mit den Möglichkeiten und Grenzen des Hackens zu beschäftigen und hatte sich auch an Diskussionen über die Zukunft der Datensicherheit beteiligt. Während dieses Ausflugs auf die dunkle Seite des Internets hatte sie festgestellt, dass einem Hacker mit Fähigkeiten wie den Ihren keine Grenzen gesetzt waren und wenn, war es ein leichtes sie zu überwinden. Sie fand Spaß am Hacken und machte sich einen Spaß daraus die Konzernriesen zu ärgern, in dem sie ihre internen Bilanzen veröffentlichte und Testberichte auf ihre Webseiten stellte, die eigentlich niemand sehen sollte. Obwohl sie immer sehr vorsichtig war und ihre Spuren gründlich verwischte, munkelte man in den Foren des Darknets über einen Hacker, der Großkonzerne aufs Korn nahm und an ihrer Uni studierte. Als dann auch noch ein Mann auftauchte und alle Informatikstudenten befragte, ob sie jemanden kennen würden, der die entsprechenden Fähigkeiten besaß, beschloss sie das Hacken an den Nagel zu hängen und ihren Abschluss zu machen. Sie hatte es jedoch nie ganz sein lassen können, weshalb sie, was Methoden und Möglichkeiten anging, immer noch auf dem Laufenden war.


Somit war es für sie ein Leichtes das besagte Netzwerk zu knacken, die erforderlichen Dateien zu kopieren und wieder zu verschwinden ohne entdeckt zu werden. Sie hatte die Aufgabe nach 30 Minuten beendet, obwohl ihnen zwei Stunden zur Verfügung standen. Der blasse Mann, der an der Stirnseite des Raumes an einem Computer saß und auf den Bildschirm starrte, hob verwundert die Augenbrauen als er bemerkte, dass seine Aufgabe an zwei Arbeitsplätzen bereits nach einer knappen halben Stunde abgearbeitet war und das ohne das jemand einen seiner versteckten Alarme ausgelöst hatte. Als er daraufhin sein Netzwerk überprüfte, konnte er keine Anzeichen für einen Eingriff von außen finden. Er war beeindruckt, denn mit einem Genie in seinem Kurs hatte er gerechnet, aber gleich zwei. Das würde ein interessantes Jahr werden.Elisa hatte beobachtet wie sich der Mann, der sich als Martin Solfanger vorgestellt hatte, die Augenbrauen hoch gezogen und dann verwundert auf seinen Bildschirm geschaut hatte. Anscheinend war er überrascht, dass irgendjemand die Aufgabe schnell und fehlerfrei gelöst zu haben schien. Er war Lehrer für Computerwissenschaften an der Akademie und würde sie im kommenden Jahr in allem unterrichten, was mit Computern und Netzwerken sowie elektronischen Sicherheitssystemen zu tun hatte. Sie ließ den Blick schweifen und sah, dass auch Jennifer bereits aufgehört hatte zu tippen. Sie lächelte als ihr auffiel, dass Barbie fieberhaft tippte und wütend das Gesicht verzog als das Netzwerk ihr den Zugang verweigerte. Nach zwei Stunden war der Test beendet und sie durften gehen.

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