Sie erwachte, als jemand sie an Schulter rüttelte. Es war Natascha, die an ihrem Bett stand und sie zum Abendessen weckte: "Komm Schlafmütze, wir müssen zum Essen." Elisa stöhnte, stand aber sofort auf. Ohne ein Wort zu wechseln gingen sie hinunter in den Speisesaal und setzten sich zu Jennifer, die bereits am hinteren Ende des Tisches Platz genommen hatte."Hey, da seid ihr ja. Ich hab schon gedacht, ihr würdet gar nicht mehr auftauchen.", sagte Jennifer und atmete erleichtert auf. Natascha erwiderte: "Ich musste Dornröschen erst noch aus dem Land der Träume reißen."' Elisa grummelte etwas Unverständliches und blickte in Richtung Tür als er den Raum betrat. Sie schien ihn einen Moment anzusehen und wandte dann den Blick ab. Nach Einnahme der Mahlzeit erhob sich die Leiterin der Akademie und bat um Ruhe. "Meine Kollegen und ich haben die Prüfungen, die sie heute Nachmittag abgelegt haben, bereits ausgewertet und sind zu dem Schluss gekommen, eine weitere Gruppe von Bewerbern nach Hause zu schicken." Ein Raunen lief durch den Raum und Jennifer fing an zu zittern. Natascha ergriff ihre Hand und Elisa legte ihr den Arm um die Schulter. Viktoria Korotkova las insgesamt 60 Namen vor und wer seinen Namen hörte, musste aufstehen. Wie schon beim Mittagessen kamen, nachdem sie geendet hatte, eine Schar von Angestellten herein und begleitete die durchgefallenen Bewerber vom Gelände. Niemand von Ihnen musste gehen. Elisa, Jennifer und Natascha durften bleiben und sie waren gespannt, was sie am letzten Tag des Auswahltrainings erwarten würde.
Als sie auf ihr Zimmer gingen, kamen sie am Gemeinschaftsraum vorbei, in dem bis vor Kurzem noch einige der Bewerber geschlafen hatten. Jetzt waren die in den Zimmern freigewordenen Betten neu belegt worden und es musste niemand mehr im Gemeinschaftsraum schlafen. Einige der Angestellten hatten begonnen, die dort aufgestellten Betten abzubauen und den Raum in seinen Ursprungszustand zurück zu versetzen. Elisa schlug ihren neuen Freundinnen vor einen kleinen Spaziergang zu machen. Die beiden waren einverstanden. Also holten sie ihre Jacken und tigerten los. Sie gingen am Trainingsgebäude vorbei in den Wald und liefen immer weiter bis sie an eine Metallbrücke kamen. Diese war nicht viel mehr als ein schmaler Steg mit Geländer. Während des gesamten Weges unterhielten, lachten und feixten sie miteinander, als ob sie sich schon ewig kennen würden. Obwohl Elisa sich glücklicher und fröhlicher fühlte als seit Langem, beobachtete sie ihre Umgebung aufmerksam. Als sie über die Brücke gingen, um wieder zurück zur Akademie zu gelangen, lehnte sich Jennifer an das Geländer und ihr kullerten Tränen über die Wangen. Natascha fragte geschockt: "Was ist los? Haben wir was falsch gemacht? Nicht weinen, Jen, bitte nicht weinen!" Elisa hingegen konnte sich vorstellen, warum die Kleine traurig war. Also ging sie hin und nahm Jennifer wortlos in den Arm. Sie dachte an ihre eigene Familie, daran wie sehr sie sie vermisste und wie weh es tat, dass sie so weit von Ihnen entfernt war. "Du vermisst deine Familie, nicht wahr?" Jennifer nickte und fing noch heftiger an zu weinen. Während die beiden so dastanden, dachte Natascha an ihr Zuhause und auch ihr stiegen Tränen in die Augen. Als Jen sich einigermaßen beruhigt hatte, sagte sie, dass sie ein wenig allein sein wollte und ging davon. Elisa schlenderte zu Natascha, die ein Stück entfernt auf einer Bank neben der Brücke saß und schnell die Tränen wegblinzelte, doch Elisa hatte sie längst gesehen. "Du fängst doch jetzt nicht auch noch an zu weinen, oder?" Der gespielt genervte Ton, in dem sie die Worte sagte, brachten Natascha zum Lachen. "Nein, ich habe bloß an meine Schwester gedacht. Sie ist noch ein ganzes Stück jünger als Jen und ich vermisse sie sehr. Ist mit der Kleinen alles in Ordnung?" Elisa blickte in die Richtung, in die Jennifer davongelaufen war, und sie setzten ihren Weg fort, während sie erwiderte: "Ich denke schon. Aber ich glaube, sie hatte immer Schwierigkeiten Freundschaften zu schließen, da sie entweder schlauer als die Gleichaltrigen war oder viel jünger als die Menschen, die es intellektuell mit ihr hätten aufnehmen können. Also war ihre Familie ihr einziger Halt und jetzt ist sie schrecklich weit weg von Ihnen. Das ist nicht leicht, wenn man so jung ist." Sie zuckte die Schultern und sah Natascha an. Diese fragte sich, ob Elisa Jennifer so gut verstand, weil es ihr selbst ähnlich ging oder weil sie einfach ein sehr empathischer Mensch war. Doch Elisas Fassade war nicht zu durchschauen. Sie waren einmal um das Gelände gelaufen und kamen am Sportplatz gegenüber des Wohnhauses in der Nähe des Tors wieder auf bekanntes Terrain. Sie hielten nach Jennifer Ausschau, doch sie konnten sie nirgends entdecken.
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Die Akademie
ActionEtwas stimmt nicht mit den Ermittlungen im Fall deiner Familie. Du weißt es und willst etwas tun. Aber was? Was tust du, wenn du alleine bist? Wenn du weißt, dass niemand anderes etwas tun wird? Wenn du nicht weißt, wo du anfangen sollst? Dann trit...