Kapitel 10

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Vernons PoV:

Joshua zog mich auf den Flur und begann mir die Schule zu zeigen. Er nahm seine Aufgabe sehr ernst und zeigte mir jeden noch so kleinen Winkel der Schule. Es klingelte. "Müssen wir nicht wieder in die Klasse?", fragte ich ihn, da er keine Anzeichen machte, wieder in die Klasse zu gehen. "Nein", sagte er grinsend, "die nächste Stunde fällt heute aus und deshalb zeige ich dir jetzt meinen Lieblingsplatz an dieser Schule."

Er nahm mich an der Hand und zog mich in eine kleine Abstellkammer. Ich schaute ihn nur verständnislos an, aber er grinste. Er griff nach oben und öffnete eine Klappe in der Decke, aus der eine Leiter hervor kam. Er kletterte hoch und bedeutete mir ihm zu folgen. Ich kletterte hinter ihm die Leiter hoch und fand mich in einem engen Gang mit einer Tür am Ende wieder. Joshua schloss hinter mir die Klappe und öffnete die Tür.

Als ich hinter ihm durch die Tür trat, verschlug es mir die Sprache. Wir waren auf dem Dach der Schule und konnten das ganze Gelände überblicken. "Wow", war das einzige was ich raus brachte und Joshua lächelte nur. "Hier komm ich immer hin, wenn ich mal meine Ruhe brauche", sagte er zu mir. "Danke, dass du mir den Ort gezeigt hast", erwiderte ich immer noch komplett überrumpelt.

"Ich dachte mir einfach, dir würde es hier gefallen. Aber bitte erzähl niemandem davon!", meinte er und fügte noch hinzu, "Du bist der einzige, abgesehen von mir, der von diesem Ort weiß." Ich antwortete fast sofort: "Selbstverständlich! Das bleibt unter uns."

Wir saßen noch fast die gesamte Stunde dort oben und redeten über alles mögliche. Joshua erzählte mir, dass er auch aus den USA kommt, aber vor fünf Jahren mit seinen Eltern aus Los Angeles nach Busan gezogen ist. Er erzählte mir, dass er immer noch Freunde in LA hat und hier nicht wirklich Anschluss gefunden hat. Er tat mir irgendwie leid, aber ihm schien das recht egal zu sein.

Ich hingegen hatte zuhause in New York nicht wirklich Freunde. Er erzählte mir viel von seinem ehemaligen besten Freund aus Amerika und ich erzählte ihm von meiner kleinen Schwester. Ich war mir sicher, dass das eine richtig gute Freundschaft werden könnte.

Fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn gingen wir wieder runter in die Klasse und setzen uns auf unsere Plätze. Mein Gastbruder kam sofort zu uns. "Wo warst du die ganze Zeit?", fragte er aufgewühlt, "Ich habe mir Sorgen gemacht, weil ich dich nirgendwo gefunden hab." "Sorry, Boo. Ich war mit Joshua unterwegs", sagte ich schnell um ihn zu beruhigen und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

Seungkwan blieb noch bei mir und Joshua, bis der Lehrer kam und ging dann auf seinen Platz. Joshua schaute mich an, als wüsste er irgendwas über mich, was ich nicht wusste. Wenn wir das nächste Mal alleine waren, würde ich ihn fragen, wenn ich mich dann noch daran erinnerte. Der Unterricht des gesamten Tages ging sehr schnell vorbei.

Nach dem Unterricht macht ich mich mit Seungkwan auf den Weg zum Bus und wurde nochmal von Yiren aufgehalten. "Denk dran mich später anzuschreiben, Sweetheart", sagte sie zu mir, gab mir einen Kuss auf die Wange und ging davon. Das verwirrte mich echt, da ich es nicht gewohnt war Aufmerksamkeit von Mädchen zu bekommen. Seungkwan schaute ihr nur genervt hinterher.

"Was will die von dir?", fragte er nur mit leichtem Eckel in der Stimme. "Keine Ahnung", sagte ich wahrheitsgemäß, "In der ersten Pause hat sie mir einfach ihre Nummer gegeben und jetzt das." Auch wenn ich wahrscheinlich gerade von vielen Jungs beneidet wurden, würde ich sie sicher nicht anschreiben. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es nicht das richtige wäre.

Seungkwan und ich stiegen in den Bus und fuhren nach Hause. Den ersten Tag hatte ich also überlebt!

Love from AbroadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt