Kapitel 18

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*Deine Sicht*

Nach einem langen Tag waren ich und Tobi zu dem Schluss gekommen, dass es für heute genug war.
Im Laden war es den Tag über ruhig gewesen und ich hatte endlich einen Ansatz gefunden, wie ich die Krankheit bekämpfen konnte.
Die Fortschritte hatten beide, mich und meinen Partner in freudige Stimmung versetzt.
Jedenfalls nahm ich an, dass Tobi glücklich darüber war, weil er mehr hüpfte als sonst und keinen einzigen, negativen Kommentar fallen ließ.

Stattdessen hatte er mich gefragt, ob ich nicht mit ihm in eine Bar gehen wollen würde.
Ein vernünftiger Drink würde mir jetzt, nach all der Arbeit ganz gut tun...
Also stimmte ich enthusiastisch zu und wir machten uns auf.

Nun standen wir am Eingang einer Bar, an der wir zufällig vorbei gekommen waren.
Die Atmosphäre fühlte sich fröhlich und locker an, in dem etwas älteren Gasthaus. Der Raum war mit Wandleuchten in ein dimmeriges, angenehmes Licht getaucht und ließen den Raum in seinem ganz eigenen Charme wirken.
An den Wänden waren massive Bruchstein-Pfeiler, die in Winkeln in die Holzdecke über gingen. Zwischen den Pfeilern waren jeweils zwei Bänke um einen Tisch gestellt, auf denen man sich nieder lassen könnte.

Es war wohl irgend ein Fest, da um uns herum Leute tanzten, sangen und lachten.
Auf einer kleinen Bühne spielten zwei Männer mit Gitarre und Geige schnelle, feierliche Musik zu dem Spektakel.

Auf meinem Gesicht lag ein riesiges Lächeln während ich mich mit Begeisterung zwischen den Tischen zu einem freien durch schob.

Zu unserem Glück, war eine der Buchten frei und wir hatten einen Tisch für uns alleine.

Nach ein paar Minuten kam eine Kellnerin zu uns. Sie lächelte freundlich und nahm unsere Bestellung auf. Da wir uns ja nicht maßlos betrinken wollten, beließen wir es bei einer kleinen Flasche Sake.

"Und? Wie kommst du voran?", fing Tobi nach einer Weile an. Für einen fragte ich mich, ob er nur keine Stille mochte und es ihn nerven würde, wenn ich jetzt medizinisches Gerede auspackte, oder ob er wirklich eine ausführliche Antwort bevorzugte.
Schnell entschied ich mich für Letzteres.

Tobi schien nicht wie die Art von Mann, die Fragen stellte, auf die er keine richtige Antwort wollte.
Ich überlegte kurz, wie ich ihm die Lage am besten erklären konnte, ohne ihn unnötig zu langweilen.
"Also um eine Krankheit zu heilen benutzt man oft so genannte Antikörper, die der Körper produziert. Man kann diese zum Beispiel erlangen, indem man jemandem tote Krankheitserreger spritzt.
Der Körper, der Person reagiert dann darauf und bildet diese Antikörper und wenn man die zum Beispiel aus dem Blut extrahiert, kann man damit angesteckte Leute heilen.", erklärte ich.

Ich sah ihn fragend an, ob er alles so weit verstanden hatte und er nickte mir zu, als Zeichen fortzufahren.
Jedenfalls deutete ich die kurze Bewegung so...

"Das Problem ist, daß der Menschliche Körper anscheinend nicht auf unsere Krankheit hier reagiert.
Ich habe bei den Patienten weder Antikörper noch richtige Erreger festgestellt.", Tobi legte den Kopf schief.
"Wie soll das denn gehen?", fragte er skeptisch.
"Na ja, also es ist so, als ob der betroffene Körper, meiner Patienten selber gar nicht bemerken würde, dass er krank ist... Es ist wirklich komisch", meinte ich.

"Und jetzt?", fragte Tobi abermals. Er schien wirklich interessiert zu sein und es tat gut, mal mit jemandem darüber zu sprechen.
Gedanken laut vor darzulegen war immerhin gut, wenn man mal eine andere Sichtweise brauchte.
Das hatte Tsunade mir, wie so vieles Anderes beigebracht und dafür war ich ihr dankbar, doch ich konnte immer noch nicht verstehen, warum sie mich nie nach Naroki hatte gehen lassen.
Ich wusste, dass ich mich ein wenig kindisch damit verhielt, jetzt sauer zu sein, aber in der Zeit, die ich im alten Konoha-Krankenhaus verbracht hatte, hätte ich mir so viel Wissen aneignen können...

"Jetzt muss ich von außen Kräuter oder Medizin suchen, die dem Körper trotzdem helfen", erläuterte ich und beendete damit meine Erklärungen. Tobi nickte.

Dann kam auch schon unsere Bestellung. Der Sake war deutlich besser, als der in Konoha.
Vielleicht hatten die Stadtbewohner ja irgend ein uraltes Rezept dafür. Bestimmt... In diesen Bibliotheken gab es sicher ein uraltes Rezept für alles.
Ich schmunzelte bei dem Gedanken.

Das Licht des Raumes spiegelte sich in meinem Glas und ich lächelte breiter. Ich war endlich hier.
Nach Jahren des Hoffens konnte ich endlich dieses Wunder der Menschheit entdecken, dass diese Stadt war. Ich konnte die Türme erkunden und die Bücher durchstöbern und niemand würde mich dafür nerven.

Das einzige, das jetzt noch fehlte war...
Itachi.

Währe er hier könnten wir dies zu zweit erleben...
Wir könnten uns zusammen tagelang in die Stadt vergraben und eng zusammen gekuschelt alte Schmöker von irgendwelchen Professoren der Vergangenheit lesen, während wir in einer der vielen ruhigen Ecken ungestört zusammen saßen.
Ich würde meine Finger durch seine Haare kämmen, während ich mich auf seinen Schoß kuschelte. Und im Hintergrund würde man ganz leise dem Treiben der Stadt lauschen, die in Itachis Armen nie wirklich wichtig waren.
So wie alles andere scheinbar an Bedeutung verlor, solange er bei mir war.

Ich fragte mich, ob das etwas war, dass Liebe mit einem macht.
Zeit und Raum zu vergessen, nur weil eine Person die ganze eigene Aufmerksamkeit hat. Nur um dann zu bemerken, dass Stunden vergangen waren, in denen man nur in die Augen des Anderen schaut und sich darin verliert.

Während ich mich in meinen Tagträumen verlor fiel mir ein, dass ich definitiv nach einem Mittel oder einer Heilmethode für Itachis Augen schauen musste. Seine Sicht war nach der letzten Mission wieder schlechter geworden.

Ich seufzte tief und Tobi blickte von seinem Drink hoch. Ich war mir sicher, dass er unter der Maske gerade eine Augenbraue hochgezogen hatte.

Aber ich winkte mit einem Lächeln ab. Es brachte ja auch nichts, hier rum zu trauern. Stattdessen sollte ich mich mit Tobi so schnell wie möglich auf die Heimreise machen.

Ein wenig später am Abend, ein paar Stunden waren vergangen, stand mein Begleiter plötzlich, abrupt auf. Ich blickte ihn fragend an.

"Bleib sitzen, ich muss mal kurz etwas überprüfen", meinte er und ich zuckte mit den Schultern.
Wahrscheinlich war es nichts Schlimmes, da er mich sonst davor gewarnt hätte. Also akzeptierte ich es einfach und ließ ihn ziehen.

Im Rückblick auf den Moment denke ich nun immer wieder... Hätte ich ihn damals doch nur gefragt, was los war. Vielleicht hätte mich das auf die bevorstehende Situation vorbereitet...

Healing you (Itachi x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt