„Ich lasse mir aber kein Tattoo stechen.", wiederholt er mit einer hoch gestellten Stimme. Ich blieb mitten im Weg stehen und sah ihn verwirrt an. „Hast du mir gerade nachgemacht?" Er sagt nichts und zuckt bloß mit den Schultern. Hinter ihm erscheint ein breit gebauter junger Mann, der ihm an die Schulter packt. Als ich sein Gesicht sah, blieb mir für ein kurzen Moment die Stimme weg. „Ben!", schrie ich als ich realisiert hatte, wer vor uns steht. Auf seinem Gesicht bildet sich direkt ein Lächeln, als er mich erkennt. „Maddyson, also damit, dass ich dich jemals in einem Tattoo Studio antreffe, hätte ich nicht gerechnet.", fing er an. Ich brauchte noch einige Momente, um zu realisieren, wen ich denn hier gerade angetroffen hatte. „Freiwillig würde ich hier auch nicht reinkommen." Er schaut zu mir und dann zum Prinzen neben mir.
„Wie man sieht kennt ihr euch ja schon.", kommt es von dem Jungen neben uns, den wir beide längst vergessen hatten. „Wie gesagt, ich bin auch im Schloss aufgewachsen.", erkläre ich kurz, woher ich ihn kenne. Bens Vater hatte früher ebenso im Schloss gearbeitet. Wir sind unsere ersten Jahre gemeinsam im Schloss aufgewachsen, auch wenn er drei Jahre älter ist als ich. Als ich 16 war, ist er in eine eigene Wohnung gezogen. Für ihn war es immer eine Strafe gewesen, so abgekapselt von der Welt zu leben. Es waren jetzt schon vier Jahre vergangen. Sein Körper war mit vielen Tattoos überzogen und auch ein kleines Stück ist er noch gewachsen. „Ihr kennt euch doch auch aus dem Schloss, nicht wahr?", hinterfrage ich. Beide nicken mit einem weiten Lächeln. „Abgesehen von meinem ersten Tattoo im Alter von 16, hat er mir jedes weitere Tattoo gestochen.", erklärt er und zieht seine Jacke aus. Und das hätte ich nie vermutet. Der Kronprinz, hat seinen rechten Arm voller Tattoos. Jedoch ist sind sie genau so, dass man sie mit einem Hemd an nie sehen würde. Sie gehen bis zu seiner Schulter, enden aber noch vor seinen Handgelenk. „Die sind mir nie aufgefallen.", kam es geschockt von mir. „Kein Wunder, nur meine Eltern und Elisabeth wissen davon.", erklärt er stolz mit einem Lächeln auf dem Mund. „Wenn mein Vater wüsste, dass ich hier bin...", er macht eine Pause und sein Lächeln verschwindet von der einen auf die andere Sekunde. „Das würde womöglich für uns beide nicht gut ausgehen.", fügt er hinzu, während er sein T-Shirt auszieht. „Und trotz allem, Tätowierst du dir weitere Tattoos?", hinterfrage ich sein Verhalten. Ich hatte nämlich eigentlich das Gefühl, er würde sich mit seinem Vater gut verstehen. Oder zumindest auf das hören, was er ihm sagt. „Abgesehen davon, dass es eine Provokation gegenüber meines Vaters ist, gehören Tattoos einfach zu mir. Da hat meine Position, in der ich geboren bin, nichts mit zu tun.", gibt er von sich. Und das war einer der vielen Momente, in den er mich überraschte. Er schien wie ein gewöhnlicher junger Mann in seinen Anfang zwanziger. Nicht wie jemand, der Personenschutz benötigt. „Das was ich dir geschickt hab?", fragt Ben und desinfiziert die Stelle wo das Tattoo hinkommt. James nickt und Ben klebt ihm die Vorlage von einer Tarot Karte mit der Aufschrift 'Fool' drauf. „Hat es eine Bedeutung?" Als Antwort bekomme ich bloß als Antwort nur ein: „Nein." Ich schüttle den Kopf. Mir fällt es schwer zu verstehen, wieso man sich etwas so bedeutungsloses, bis an das Ende seiner Tage, auf sein Körper Tätowieren lässt.
„Dann kann ich mir dieses bekloppte Tattoo nicht weiter ansehen.", entgegne ich ihm und will mich gerade setzen, als ich noch eine Antwort von Ben bekomme. „Nicht jeder versteht, dass Tattoos nicht gerade eine Bedeutung brauchen, um schön auf der Haut auszusehen." Ich setze mich kopfschüttelnd auf ein anderen Platz, wo ich mir verschiedene Piercings und Tattoos ansehe, solange ich auf ihn warte. Nach längerem durchblättern der Hefte, steht eins nun doch fest, „Ich will auch eins.", kommt es entschlossen von mir, worauf hin mich Ben nur schief anguckt. Aber ich möchte darin eine Bedeutung haben. Es soll etwas sein, was mich an Papa erinnert. Der Prinz sitzt bloß entspannt auf dem Stuhl und zeigt kein einzigen Hauch von Schmerz. „Wie schaffst du es, innerhalb von 5 Minuten deine Meinung komplett zu ändern?", kommt es von Ben der mich nur weiter schief anguckt. Ich weiß es nicht, aber ich hatte mich entschlossen. Vielleicht waren es die Bilder, die mich beeindruckt haben, aber wenn ich es nicht jetzt tue, werde ich mich immer davor drücken. „Ich will einen Drachen."
Die zwei Trottel gucken mich nur an, sagen aber nichts. Ben nickt bloß. „Ich werde dir gleich, nachdem ich hier fertig bin, paar entwürfe zeigen, die ich habe. Und es dauerte nicht lange und der erste war fertig. „Tut es sehr weh?", frage ich, als Ben ihm das Tattoo abklebt. Er zuckt jedoch nur mit den Schultern. „Auf dem Arm eher weniger. Andere stellen können dagegen unerträglich sein.", erklärt mir James, der sich zufrieden sein Tattoo anschaut. Ben holt ein großen Ordner raus, indem noch viele weitere Motive sind, darunter auch Motive von Drachen. Und es dauert nicht lange, bis ich mir das ausgesucht habe, was mir gefällt. Wir besprechen die Größe und Stelle des Tattoos und ich entscheide mich dazu, es mir unter die Stelle meines Herzens an die Rippe stechen zu lassen. Und dass trotz Vorwarnung von Ben und James. Ich bereute es nicht. „Welche Bedeutung hat es?", hinterfragte Ben, worauf ich kurz durchatme. „Es ist aus dem Lieblingsmärchen von mir und Papa.", erkläre ich ihm und er stoppt kurz und schaut mich etwas deprimiert an. „Mein Beileid nochmals." Ich antworte ihm nicht drauf, sondern schenke ihm bloß ein leichtes Lächeln. Ich wusste nie wirklich, was man drauf Antworten kann. 'Danke', finde ich jedes Mal aufs Neue unpassend. Deswegen sagte ich gerne einfach nichts.Das Stechen des Tattoos war zwar nicht angenehm, aber es war nicht wirklich schmerzhaft und ich war unfassbar zufrieden mit dem Ergebnis. Auch bei mir war er nach nicht all zu langer Zeit fertig. Er erklärt mir zum Schluss noch, worauf ich achten muss und was ich für eine Creme brauche. James stellt sich zur Verfügung, mir eine von seinen zu geben, worauf sich dieses Problem auch erledigt hatte. Und so habe ich mir mein erstes Tattoo stechen lassen, an meinem ersten Abend mit dem Kronprinzen. Das kann nicht jeder von sich behaupten.
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Lost Princess
FantasyMaddyson ist ein Mädchen, das im Schloss aufgewachsen ist - allerdings nicht als Prinzessin oder Adlige, sondern als Bedienstete. Ihr Vater arbeitete als Wache des Königs, doch nach seinem Tod bleibt Maddysons einzige Chance, im Schloss zu bleiben...