Kapitel 33: Und die Welt dreht sich um uns

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„Mein Rücken macht das nicht mehr mit, du musst mich vertreten liebes."
Dies warten Iris Worte, mit denen sie mich nett zum Ball und Ausritt verdonnerte. Sie informierte mich erst den Abend davor, ich konnte von glück sprechen, dass Lisa wieder hier ist. Den Morgen bekam ich frei, das erste Mal, seitdem ich wieder im Schloss bin, durfte ich richtig ausschlafen. Meine Kartons hatte ich noch nicht geschafft auszupacken, was es um so schwieriger machte das Kleid zu finden. Ich durchsuchte meine zwei Koffer und wühlte dann in meinen Paar Kartons. Ich fand das Kleid, doch als ich es raushole, viel mit ihr auch die Kette raus, die mir James zu meinem 21 Geburtstag geschenkt hat. Ich hatte sie seitdem ich Luke getroffen habe, nicht mehr angezogen. Stattdessen trug ich die Kette, die ich von Papa hatte. Oder zumindest glaubte, dass sie von Papa war. So ganz schlüssig wurde es mir bis heute nicht. Doch sollte sie von Papa sein, will ich sie keineswegs wegen Zweifel nicht tragen. Ich hang das Kleid auf ein Kleiderbügel und legte die Kette von James auf mein Nachttisch. Die Kartons ließ ich einfach so stehen, mit dem Gedanken, dass ich sie die nächsten Tage auspacke. Nicht viel später war ich dabei mich fertig zu machen. Als ich fertig war, überlegte ich, ob ich es wirklich anziehen will. Es war ein Geschenk von James, was mich umso mehr zögern ließ. Das Klopfen an meiner Tür lässt mich aufschrecken. Als ich diese öffne, steht da Lisa, die mich mit einem weiten lächeln ansieht. „Du siehst fabelhaft aus." Alle meine Sogen scheinen direkt wie vergessen. Ich nehme meine Sachen und gehe mit ihr in die Richtung des Ballsaals. Wie auch das letzte Mal, werde ich kontrolliert. Strenger als ich es mir vorgestellt hatte. Eine Kontrolle nach der anderen. Sogar alle Bedienstete wurden nochmal ausführlich kontrolliert. Und dann stand ich wieder in der großen Halle. Ich träumte oft von diesem Ort. Es ist der Ort, der mein gesamtes Leben veränderte. Nicht nur ins Negative, nein. Er hat mir auch mein Studium ermöglicht und somit das Treffen mit Luke. Statt zu trauern, setzte ich ein Lächeln auf. Ich hoffte bloß ich habe Papa trotz meines anderen Weges geschafft stolz zu machen. Immerhin war ich Ärztin.

Die Musik lief leise im Hintergrund. Der Tanz war noch nicht eröffnet. Ich gehe davon aus, dass Elisabeth diejenige sein wird die ihn heute eröffnen darf. Ich stand zum größten Teil bloß bei Lisa rum und sah mich um. Vom weiten sah ich die Prinzen aus Sirius. Die Udrako Zwillinge. Ihre Ausstrahlung stich direkt unfassbar heraus. Ich drehte mich nach hinten, als ich fühle, wie mich jemand antippt. Als ich mich umdrehe, sehe ich Luke. Dieser schaut mich mit einem Lächeln an, was direkt Freude in mir auslöst. „Da bist du ja.", höre ich ihn sagen, bevor ich ihn in den Arm springe. „Was machst du hier. Hat dein Vater dir erlaubt mitkommen?", kommt es verwundert von mir. Er nickt. Sein Vater ist ein hoch angesehener Adliger. Es dauerte lange, bis Luke mir das anvertraute. Er lebte sein ganzes Leben bei seiner Mutter, da seine Eltern sich früh getrennt hatten. Wirklich eine gute Bindung zu seinem Vater hat er nicht, deswegen wunderte es mich, dass er jetzt hier war. „Ich habe so gehofft, dass ich dich hier antreffe.", flüstert er mir ins Ohr. Von der Seite bekam ich von Lisa ein aufgesetztes Lächeln, als sie mich ansah. Es schien so, als würde sie sich für mich freuen wollen, doch nicht kann.

Luke und ich stellten uns zur Seite und unterhielten uns. Seine Nähe tat mir gut. Es war anders als die Nähe, die ich zu James empfand. Jedoch konnte ich nicht genau sagen, ob negativ oder positiv. Bei ihm fühlte es sich an, wie ein guter Freund, der mir immer zuhörte, während bei James ich das Gefühl von Ungewissheit und Neugier hatte. „Mir gefällt das Kleid an dir.", spricht er das aus, was ich am wenigsten hören wollte. Ich weiß, ich hatte mir das Kleid selbst ausgesucht, jedoch James war der, der es mir geschenkt hatte. Es lässt mich unwohl fühlen, so als würde ich ihn belügen, obwohl ich es nicht tue. Wenn ich aber so genauer drüber nachdenke, doch ich Lüge ihn an. Schon seit Tag eins. Er glaubt bis heute, dass ich bloß die Zofen der Prinzessin war und auch über die Beziehung, die ich mit James hatte, verschwieg ich vor ihm.

Als der Raum stiller wurde, gingen alle zur Seite. Statt wie erwartet Elisabeth bei der Eröffnung zu sehen, stand da nun James. Alle sahen nur auf ihn. Auch Prinzessin Hina, die rechts neben mir steht schaut ihn erwartungsvoll an. Sein Vater erwartet bestimmt mit einem Tanz mit Hina die neue Verbundenheit mit Adria zu Präsentieren. Er steht gerade da und schaut sich in der Menge um. Als er die Prinzessin erblickt kommt er in unsere Richtung. Auf seinem Gesicht kein lächeln, keine Emotionen. Eiskalt kommt er in diese Richtung. Doch statt wie erwartet bei Hina stehen zu bleiben, kommt er zu mir und schaut mich an. „Würdest du mir diesen Tanz erweisen?", bittet er mich und reicht mir seine Hand. Mein Atem wird stärker und mein Herz schlägt schneller als gewöhnlich. Ich schaue zu Luke, der den Prinzen und mich entsetzt und enttäuscht zu gleich anschaut. Wenn ich jetzt nein sage, werde ich James vor allen zum Affen machen. Sage ich Ja, weiß ich nicht, ob Luke mir dies verzeihen wird. Ich schenke Luke ein Letzen blick und reiche meine Hand mit einem nicken James. Er nimmt mich an der Hand und zieht mich in die Mitte. Nun schauen alle auf uns. Alle schauen verwirrt zu uns. Ich war nicht die Einzige, die erwartet hat, dass er mit Hina tanzt. Er legt seine Hand auf meine Hüfte und die Nervosität stieg wieder in mir auf. Meine Hand lege ich auf seine Schulter und unsere Blicke treffen sich. Stell dir vor wir sind auf dem Ball vor drei Jahren. Niemand schaut uns an. Es sind nur wir zwei und die Welt dreht sich um uns.", flüstert er mir ins Ohr, was mich tief ausatmen lässt. Die Musik fängt langsam an zu spielen und ich beginne James schritten zu folgen. Mein Vater hatte mir nicht nur beigebracht zu Kämpfen, sondern auch auf Bällen zu Tanzen. Auch wenn ich nie wusste, wofür, es hatte sich gelohnt auf ihn zu hören und einfach zu machen was er gesagt hatte.

James nahm sein Blick nicht einmal von mir, sondern sah mir den gesamten Tanz in die Augen. Auch meine gesamte Aufmerksamkeit lag auf ihm und er hatte recht. Die Welt drehte sich um uns. Zumindest in diesem kurzen Moment. Niemand verstand wieso, auch ich verstand es nicht. Ich ließ mich einfach drauf ein. Folgte ihm und genoss den Moment mehr als ich sollte. Genoss James nähe, seine Aufmerksamkeit. Das Lied wurde leiser. Wir blieben in der Mitte stehen und ich verbeugte mich vor ihm. Das erste Mal. Das erste Mal hatte ich das Gefühl, dass er die gesamte Macht über mich hatte und diese auch ausnützen würde, wie er es gerade tat. Und dies erschreckte mich. Wäre er nicht der Kronprinz hätte ich niemals ein letztes Mal mit ihm getanzt. Mich Kommentarlos drauf eingelassen. Aber wenn ein Prinz dich vor allen um ein Tanz bittet, kannst du nicht nein sagen. Langsam fingen die Menschen um uns rum an Tanzen. Das Gerede wurde lauter und wir waren nicht mehr der Mittelpunkt. Wir standen nun gegenüber voneinander und ich sah ihn enttäuscht an. Er wusste genau, was er getan hat und das machte mich umso wütender.

„Vergiss mich doch bitte.", kommt es machtlos von mir, bevor ich mich umdrehe und Luke suchen gehe, der schon längst nicht mehr hier ist. Mit letzter Hoffnung schaue ich mich im Garten um und da steht er. Er hört meine Schritte, als er sich umdreht. „Luke ich muss es dir erklären.", doch er lässt mich gar nicht weiterreden. „Ist gut, Prinzessin Elisabeth hat mir alles schon erklärt. Es ist besser so, dass wir es beendet haben.", entgegnet er mir. Was hat Elisabeth ihm bitte erzählt? Und wieso hat sie es gemacht?

„Ich bin dir nicht wütend Maddy, aber du hast mir gezeigt, dass ich womöglich wirklich nicht warten sollte. Dass ich weiterleben muss, ohne mein Leben auf den Kopf zu stellen, nur um dich zu sehen." In dem Moment realisierte ich erst, dass ich ihm ein Gefallen damit getan habe. Ich werde nie so für ihn da sein können wir er es bräuchte, nie ganz ehrlich sein können und immer eine Vergangenheit haben werde, die mich an einem Ort festhält, von dem ich nicht wegkomme. Mein Ziel war es mit der Trennung, dass er nicht auf mich wartet. Doch es brauchte mehr als bloß eine Trennung, er musste es selbst erkennen. „Es tut mir leid Luke.", entschuldige ich mich, doch bekomme bloß eine letzte Umarmung als Verabschiedung.

Ich dachte ich liebte Luke, doch keine Verabschiedung tat so weh, wie die, die ich mit James hatte. Keine Gefühle, die ich zu Luke hatte, waren so stark wie die ich bei James empfand. Ich hasste es alles immer mit ihm vergleichen zu müssen, doch es war so. Er war ebbend meine erste liebe.

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