Ich war am Nachmittag in die Gemächer des Prinzen gegangen. Er wollte, dass ich zu ihm komme, damit wir die Pläne für heute Abend besprechen konnten. Ohne, dass die Wachen zögerten, ließen sie mich rein. James spielte gerade etwas an seinem Klavier, weswegen ich ihn nicht direkt störte. Ich ließ ihn zu Ende spielen und genoss die Melodie, die das Klavier von sich gab. Er war vollkommen auf das Instrument vor sich Konzentriert und bemerkte gar nicht, dass ich in seinem Zimmer war. Welches Stück es war, konnte ich nicht sagen. Diese Art von Musik war nie interessant für mich. Ich konnte kein Instrument spielen, geschweige denn kannte ich mich mit Klassik aus. Als das Piano langsam leiser wurde, dauerte es auch nicht lange, bis er sich zu mir umdrehte. Anscheinend hatte er mich doch bemerkt.
„Heute wollte ich mit paar Jungs abends auf die Skatebahn gehen.", erzählt er mir direkt von seinen heutigen Plänen. So als hätte er schon bemerkt, dass ich reingekommen war.
„Du skatest?", hinterfrage ich etwas überrascht, auch wenn es mich nicht mehr wirklich wundern würde nach den Tattoos gestern. Er nickt.
„Soll ich dir auch ein Board mitnehmen?", fragt er mich, während ich mich auf ein Sessel von ihm setze. Ich schüttle direkt mein Kopf. „Nein, mach dir um mich keine Sorgen, ich bin nur da um zu Babysitten." Er seufzt und setzt sich auf sein Bett. „Heißt nicht, dass du dich langweilen musst."
Er meint es zwar gut, aber am Ende wird er bloß den Babysitter für mich spielen müssen, wenn ich auf das Board steige, weswegen ich bei meiner Antwort bleibe.
„Ich kann da ruhig sitzen. Ist kein Problem für mich.", entgegne ich, während ich aufstehe und langsam das Zimmer verlassen will. „Du kannst mir deine Nummer geben Maddyson. Dann müssen wir nicht über die Wachen kommunizieren und du brauchst deswegen nicht extra in meine Gemächer zu kommen.", kommt es überraschend von ihm. Er hat damit aber recht. Ich bin extra wegen dieser kurzen Unterhaltung, durch das ganze Schloss gelaufen. Die Zimmer der Bediensteten liegen auf einer ganz anderen Etage, in einem ganz anderen Gebäude. Ich nicke und gebe ihm mein Handy, damit er sich einspeichern kann. Als er es mir wieder in die Hand drückt ist das erste was mir ins Auge fällt, der Name, unter dem er sich eingespeichert hat. „Du meinst das jetzt aber nicht ernst mit 'Mein Prinz', oder?" Er schaut mich bloß Schulter zuckend an.
„Wir treffen uns dann heute um 18 Uhr bei meinem Motorrad?", wechselt er das Thema mit einem Grinsen auf seinem Gesicht, woraufhin ich nickend nur noch das Zimmer verlasse.
In Gedanken Lauf ich Richtung meines Zimmers, als ich von hinten jemanden meinen Namen rufen höre. Ich drehe mich um und dort ist Iris, eine alte Schülerin meines Vaters. Sie ist in ihren Anfang dreißiger und ist von einer Schülerin der Kampf Kunst, zu einer Ärztin im Laufe der letzten Jahre geworden. Ich kannte sie von klein auf, doch war sie für mich mein Leben lang eine Person, die gekonnt Abstand zu mir bewahrte. Wie sollte ich es erklären? Sie hat eine kalte Ausstrahlung, die ich nicht so einfach beschreiben kann.
„Maddyson! Wie geht es dir? Ich habe dich die letzten Wochen nie auffinden können und an der Beerdigung deines Vaters warst du auch schnell weg.", ich nicke. „Es legt sich langsam alles. Sind sehr viele neue Verpflichtungen."
Sie sagt nichts. Überlegt. Zögert. So als weiß sie selbst nicht genau, was sie sagen will.
„Dein Papa wollte, dass ich dir dieses Päckchen gebe.", kommt es nach einigen Momente der stille von ihr. „Er hatte es mir vor einigen Jahren schon für den Fall der Fälle gegeben." Ich nahm es irritiert entgegen.„So als hätte er gewusst, wohin sein Beruf ihn führt.", ist mein erster Gedanke, den ich, ohne zu zögern laut ausspreche. Sie sagt nichts. So wie immer. Sie vermeidet es ein weiteres Gespräch aufzubauen. „Das Leben geht weiter.", ist das letzte was sie sagt, bevor sie sich von mir verabschiedet.
Papa bezeichnete sie als seine Beste Schülerin. Ich verstand nie wieso. Ihr Kampfkünste konnten mich nie begeistern, genau so wenig wie ihre Art. Das Einzige was sie bei mir auslöste, war Gänsehaut, wenn ich sie sah. Und vielleicht auch das Gefühl, dass sie weniger sagte als sie wusste.
DU LIEST GERADE
Lost Princess
FantasyMaddyson ist ein Mädchen, das im Schloss aufgewachsen ist - allerdings nicht als Prinzessin oder Adlige, sondern als Bedienstete. Ihr Vater arbeitete als Wache des Königs, doch nach seinem Tod bleibt Maddysons einzige Chance, im Schloss zu bleiben...