Die Nacht bekam ich kein Auge zu. Egal was ich tat, ich bekam ihn nicht aus dem Kopf. Ich ging trainieren und besuchte Elisabeth, die ich die letzten Wochen nicht zu Gesicht bekam. Seit dem Tod meines Vaters waren mittlerweile fünf Monate vergangen. Das Leben ging weiter. Ich fühlte mich nicht allein. Ich hatte Elisabeth und James an meiner Seite. Nein es war gelogen, ich fühlte mich oft allein. Es gab immer wieder diese Momente, indem ich mich einsam fühlte. Aber tat das nicht jeder Mensch hin und wieder? Besondern an schweren Tagen fühlte man sich so als gebe es da niemanden. Aber ich lebte weiter und tat es für mich. Auch wenn ich mein Stipendium nicht bekommen hatte, war ich davon überzeugt, dass wenn es sein soll, es noch dazu kommen wird. Nachdem ich meine Zeit mit Elisabeth verbracht hatte, ging ich zurück in meine Gemächer, vor denen ich ein verschlafenen James antreffe. Mein Bauch fing direkt an zu kribbeln und ich wurde um einiges nervöser. Konnte er sich noch an gestern erinnern? Als er mich sah, lächelte er mir zu und zeigte mir ein Brief. Ich ging auf ihn zu und öffnete die Tür, worauf er direkt hinterher reinkam. Er hielt mir den Brief hin und ich nahm ihn entgegen.
„Öffne ihn.", war das Einzige, was er dazu sagte.
Keine Sekunde weiter zögerte ich und riss den Brief auf. Ich las ihn langsam und aufmerksam durch, um auch nichts falsch zu verstehen. „Wie kann das sein? Diese Uni hatte mich abgelehnt.", kam es irritiert von mir, worauf ich ihn ansah. Er sah mich bloß mit einem leichten Lächeln an und ich las mir den Brief weiter durch.„Und ich muss in zwei Wochen schon abreisen?", fügte ich überrascht hinzu. Er nickte bloß enttäuscht. Schwieg. Wir beide sagten nichts. Ich bekam das was ich wollte, doch es fühlte sich nicht gut an. Im Gegenteil. Ich wollte hier nicht mehr weg. „Kannst du dich noch an gestern erinnern?", fragte ich ihn, ohne noch lange zu zögern. Das erste Mal fühlte es sich für mich so an, als würde die Zeit so unfassbar schnell rennen. Vor paar Minuten, dachte ich noch, ich habe noch die Zeit der Welt für mich und nun ist mein Leben im Schloss schon in zwei Wochen vorbei. Er nickte, kam mir näher, legte seine Hand unter mein Kinn und sah mir genau in die Augen. „Hätte ich es nicht tun wollen, hätte ich es nicht getan. Auch alles was ich gesagt habe, meinte ich genauso.", antwortete er mir. Er legte seine Lippen langsam auf meine. Die Zeit schien wie stillgestanden, die Zeit, die gerade noch rannte, war vergessen. Mein Herz fühlte sich so an, als würde es jeden Moment explodieren. Und dann ist da seine Wärme, sein Herz, dass ich schlagen zu hören schien und da war er. Genau vor mir. Wir lassen voneinander los. Schauen uns an. Sagen nichts. Ich hatte mich in den Kronprinzen verliebt.
„Du hast den Brief nicht ganz durchgelesen.", sagte er und ließ mich weiterlesen. Ich nahm den Brief und las mir den letzten Abschnitt nochmal durch. „Das werde ich nicht machen können.", stelle ich fest, worauf er mich nickend anschaut. „Das ist die Bedingung meines Vaters.", erklärt er mit einer ruhigen Stimme. Anscheinend gefiel auch ihm diese Idee nicht unbedingt. „Wir werden uns in drei Jahren auseinander Leben. Ich weiß nicht ob ich dann in der Lage bin dich wieder jeden Tag zu sehen." Die Bedingung war, dass ich nachdem ich zu Ende studiert hatte, wieder zurück ins Schloss komme. Jedoch diesmal als Hofärztin. Aber wenn ich gehe, wollte ich endgültig damit abschließen. Mit all dem hier.
Ich würde alles bekommen. Ein Ort zum Schlafen, meine Traum Universität, mit meinem gewünschten Studiengang, sogar Geld für sonstige Ausgaben würden mir zustehen. Aber ich hatte Angst, vor den Konsequenzen, die mich treffen könnten. Uns treffen könnten. „Wenn du im Schloss zurück bist, bin ich 25 Jahre alt. Entweder werde ich schon zu dem Zeitpunkt König sein oder in dem Jahr gekrönt werden. Vertrau mir, ich werde uns dies ersparen, wenn ich die Möglichkeit dazu habe.", erklärt er mir. „Aber bitte nimm diese Möglichkeit an. Ich will nicht, dass du wegen mir nicht das machen kannst, was du willst.", fügt er hinzu. Ich nahm ihn in den Arm und drückte ihn so feste ich konnte. „Danke.", hört man mich flüstern. Auch er drückt mich so feste er kann und einige Momente bleiben wir auch bloß so. „Geh mit mir aus Maddyson.", bittet er mich. „Ein einziges Mal und dann nie wieder.", fügt er hinzu. In seiner Stimme konnte ich raushören, wie schwer es ihm fiel. „Das war die Abmachung."
Ich wollte ihn nicht loslassen, war kurz davor ihn drum zu bitten Elisabeth den Thron abzugeben. Aber tat es nicht. Uns beiden war es von Beginn an nicht bestimmt zusammen zu sein. Wenn ich in drei Jahren zurückkomme, kann es sogar sein, dass er verheiratet ist. Einer anderen Frau diese Dinge sagt, die ich liebte zu hören. Aber genau das hoffte ich für ihn. Egal wen er Heiraten muss. Ich hoffte vom ganzen Herzen, er würde dieser Frau alles das geben, was er mir geben wollte. Und auch sie soll ihm das geben, was ich ihm gerne gegeben hätte. Es war vorbei, bevor es überhaupt begonnen hatte.
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Lost Princess
FantasyMaddyson ist ein Mädchen, das im Schloss aufgewachsen ist - allerdings nicht als Prinzessin oder Adlige, sondern als Bedienstete. Ihr Vater arbeitete als Wache des Königs, doch nach seinem Tod bleibt Maddysons einzige Chance, im Schloss zu bleiben...