16. Kapitel

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Mein Kopf drehte sich und mir war speiübel. Warum nur, warum? Warum musste mir als dies passieren? Ich weiß nicht, was ich jemals getan habe, das ich das verdient habe. Lag es daran, daß ich Gloria gebissen hatte? Oder das ich Menschen hasste? Oder das ich mir die Schuld gab? Ich wusste es einfach nicht. Es fühlte sich an, als ob die Trauer und der Schmerz meinen gesamten Körper einnahmen und mich lähmten. Ich saß stocksteif auf meiner Stange im Käfig, und hing meinen Gedanken nach. Auch wenn 99,9 Prozent davon schlecht waren. Der Rest bestand aus den Erinnerungen aus einer vergangen Zeit. Die wunderschönen Erlebnisse mit Gabriele. Und dann mein neues Leben mit Gloria, Eila, Lil und Mona. Sie waren immer so lieb und freundlich. Haben mich immer behandelt, nicht ein böses Wort. Doch dann kamen Corinna, Rosa und Daniel. Die Qualen. Der Schmerz... Der Schmerz!!!

Ich zuckte zusammen und mein Gedankenfluss riss ab. Nein, ich wollte nicht an die Vergangenheit denken. Aber im Nachhinein denke ich mir, wenn diese Menschen nicht gewesen wären...

... Wäre das nie passiert!!!

Ich wusste nicht, was ich fühlte. Traurigkeit oder Wut oder Nutzlosigkeit. Alles zusammen. Verworren in ein riesiges Wollknäuel. Voller Knoten und nicht wieder zu entheddern... Ich war allein. Allein.

Lustlos kaute ich auf ein paar Körnern herum, obwohl ich seit Tagen nicht mehr richtig gegessen hatte. Um genau zu sein seit Monas Verschwinden nicht mehr. Also hätte ich eigentlich einen riesen Hunger haben müssen - hatte ich aber nicht. Mein Magen fühlte sich an als ob er randvoll war aber auch gleichzeitig leer. Nichtmal trinken wollte ich. Ich war einfach nur müde. So müde... Und dann war ich eingeschlafen.

"Simba?"  Ich wollte meinen Kopf nicht heben. Ich wollte garnicht reagieren. Warum war ich überhaupt aufgewacht?? Aber ein kleiner rebellischer Teil von mir wollte wissen, wer da mit mir sprach. Und obwohl er klein war, war er stärker als seine Widersacher. Ich hob meinen Kopf und erstarrte: Vor meinem Käfig erblickte ich das Gesicht... Von Rosa!

Natürlich hatte ich an Rosa keine guten Erinnerungen, aber... Als sie da vor mir stand... Ich weiß auch nicht. Wirkte sie reumütig und traurig. Ich wollte ihr wenigstens einen Chance geben, sich mir mitzuteilen. Ich drehte mich zu ihr um. Sie lächelte und streckte ihre Hand aus. Und als ob ein anderer Vogel durch mich handeln würde plusterte ich mich auf und fauchte warnend. Sie zuckte zurück und seufzte. "Das du nicht wollt, das ich dich anfasse kann ich dir nicht mal übel nehmen. Ich bin ja selbst Schuld. Ich bin hier weil... Simba, ich wollte mich entschuldigen. Also für das, was ich... Was wir dir angetan haben. Es tut mir ehrlich leid." Ich schaute sie erstaunt an. Das hätte ich nicht erwartet. Also als Allerletztes hätte ich das erwartet.
" Wegen uns kannst du nicht mehr richtig fliegen. Und wegen mir bist du bei Daniel gelandet. Ich wünschte einfach, ich hätte es verhindern können. Aber... Weißt du, meine Mum ist Model..." Deshalb war Corinna so hübsch! ... "Aber irgendwie hat sie nicht mehr so wirklich Jobs gefunden" fuhr Rosa fort. "Und irgendwann hatten wir kaum noch Geld zum überleben. Sie hat dann halt immer irgendwelche Dinge verkauft, um Geld zu bekommen. Unter anderem dich!" Ich konnte zwar nicht alles verstehen, aber ich erkannte, daß sie in einer Notsituation steckten und das sie mich nicht freiwillig weg gegeben hatten. "Ich mag Vögel ja auch... Aber ich bin einfach nicht in der Lage, das sie mir vertrauen. Nun ja, ich will wieder runter... Mum muss sich gerade vor Eila erklären. Ich will dabei sein und ihr ein bisschen den Rücken stärken. Naja, bis nachher. Und weg war sie.
Ich starrte verdattert auf die Tür.
Was war das denn?

„Flieg mit meinen Flügeln!"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt