12. Kapitel

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Lil schrie entsetzt auf. Eila schlug sich fassungslos die Hand vor den Mund. Ich war so schockiert von dem Anblick, dass ich garnicht wusste, wo ich zuerst hinschauen sollte. Zu den Angst erfüllten, verschreckten Gesichtern meiner gefiederten Artgenossen oder zu Lil und Eila, denen beiden die Tränen übers Gesicht liefen. Ich stupste beide mit dem Schnabel an, dann krabbelte ich über Eilas Schulter auf den Baum. Doch die Vögel bewegten sich nicht. Sie drückten sich nur noch enger zusammen. Ihre Augen voller Panik, sicher, dem Tod in die Augen zu blicken. Bitte! Als ob ich so gruselig aussehen würde! Doch, so, in dieser Situation die Tiere waren, konnte ich nachvollziehen, wie sie sich fühlten. Denn ich hatte es mit eigenden Federn erfahren. Einen Schritt nach dem anderen nährte ich mich den verschreckten Tieren. Als ich bei dem Ast ankam, wo der größte Teil saß, plusterte ich mich auf und schaute mit einem Blick der soviel heißen sollte wie 'Kommt her! Ich helfe euch!'

Einige der Tiere  schauten mit einem leeren oder mistrauischen Blick zu mir. Doch nach und nach wurden die Augen klarer, es kam Leben in die Körper und zu rutschten näher zu mir. Als sich zehn der Vögel sich so dicht an mich gekuschelt hatten, das ich die Herzen hören konnte, legte ich die Flügel um sie, und immer mehr drängelten sich um mich, bis irgendwann alle sich um mich versammelt hatten. Ich konnte ihre Trauer und Angst spüren, aber auch die Erleichterung, das Hilfe da war.
,, Das ist ja wohl unfassbar, was der mit seinen Tieren macht! Was ist das denn für ein Psycho?!" Eila war stinksauer. Und wütend. Und wenn Eila sauer ist, hat das Ähnlichkeit mit einem Vulkanausbruch. Doch Lil setzte alles daran, den Ausbruch zu vereiteln.,, Was ist denn los?" Gloria und Mona standen im Rahmen, doch als sie zu dem Ast schauten, legte sich finsteres Schweigen auf ihre Gesichter. ,, Nein!" stieß Gloria hervor.,, Doch. Ich hatte das Grauen hier entdeckt und mich niedergeschlagen und mich dann in diesen Kellerraum gesperrt!" Mona strich sich mit einem Tuch  über die  Stirn, wo sich eine hellrote platzwunde abzeichnete. Eila nahm drei der Käfige, die in dem Raum standen, und sagte:,, Hier. Setzt vorsichtig diese Vögel hier rein. Wir nehmen sie mit ins tierheim!" Also kamen die Vögel aufgeteilt in je einen der drei Käfige, dann nahmen Eila, Lil und Gloria jeweils einen, und drehten sich um.,, So, jetzt erstmal raus hier!" Eila marschierte voran, Lil folgte ihr. Gloria legte einen Arm um Mona und ging mit mir auf der Schulter und dem Käfig in der anderen Hand ebenfalls Richtung Treppe. Doch plötzlich hatte ich ein komisches Gefühl. Als ob mich jemand rief...,, Halt!",, Was ist denn los, Simba?",, Die Tür!" Gloria stellte den Käfig ab, ging zu der besagten Tür, und ich horchte: Eindeutig : hinter dieser Tür konnte ich Angst spüren. Und ich hörte das Herzklopfen eines Artgenossen. Gloria stemmte sich dagegen und... stand in den Raum, aus dem ich mit Pichu geflüchtet war! Wo wir einst in dem Käfig saßen, saß jetzt ein junger Rosellasittich, der uns mit trüben Augen ansah.,, Das darf ja wohl nicht war sein! Wie viele Tiere wollte der noch quälen?! ",, Lass gut sein, Gloria. Ich nehme die Süße." Mona ging zu dem Käfig und holte sanft den eingeschüchterten Vogel raus, und nahm in liebevoll auf den Arm.,, Ist gut. Wir holen dich hieraus! " Also machten auch wir uns auf den Weg nach oben, weg von diesem Keller des Grauen.

Oben hatten sich Eila und Lil vor Daniel aufgebaut und sahen nicht gerade nett aus.,, So, jetzt reicht's mir auch, Herr Schwarz! Sie haben hunderte von Tieren misshandelt, viele dadurch getötet, sie haben Mona da unten niedergeschlagen und dann da unten eingesperrt! Und ich bin mir nicht mal sicher, ob sie sie nicht sogar umbringen wollten, damit sie ihr 'kleines Geheimnis' nicht verrät! Habe ich Recht?! Und kommen sie mir nicht mit 'aber Ich', denn darauf fällt hier keiner rein! Ich bin echt sehr gespannt ihre Geschichte zu hören! Und sie sollten wirklich ein paar überzeugende Argumente parat haben, sonst enden sie vielleicht noch genauso wie die Tiere da unten in der Tonne!!!" ,, Ach, Frau Grey, sie sind ja auch wieder da! Sehr schön, erzählen sie doch bitte mal, wie das hier alles passiert ist!" Die blonde blickte interessiert zu Mona und ziemlich finster zu Daniel. ,,Ja, natürlich. Also: Nachdem ich erfahren wie dieser Herr hier mit Simba umgegangen ist, wollte ich ihn zur Rede stellen. Im Internet habe ich mir die Adresse rausgesucht und bin dann hier her gefahren. Ich habe geklingelt, er hat aufgemacht. Ich habe mich als eine neue Nachbarin ausgegeben und gefragt, ob wir nicht zusammen einen Kaffee oder so trinken wollen. Er hat mich reingelassen, und während er in der Küche war, habe ich mich umgeschaut, um irgendeinen Beweis für Tiermisshandlung oder ähnliches zu finden. So bin ich dann vor der Tür zu besagten Raum gelangt. Als ich erkannt habe, was hier vor sich geht, stand er hinter mir. Ich habe mich dann enttarnt und ihm halt Vorwürfe gemacht, wie er mit Simba umgegangen ist und das ich ihn anzeigen würde. Er hat dann die  Eisenstange zur hand genommen und zugeschlagen. Er meinte nur so etwas wie 'Du sagst niemanden etwas'. Ich gehe davon aus, dass es versuchter Mord war und er gehofft hatte, mich so loszuwerden!!!" Monas Stimme wurde immer lauter, es dauerte dann ein weilchem, bis sie sich beruhigt hatte. ,, Das ist nicht war!" versuchte Daniel sich noch zu verteidigen, aber der Polizei reichte es. ,, Herr Schwarz! Sie sind festgenommen wegen Tiermisshandlung in mehreren Fällen, um genau zu sein in 153, versuchten Mordes an Mona Grey, Freiheisberaubung, Schwerer Körperverletzung und wenn sie nicht gleich aufhören, dann gibt's auch noch eine Anzeige wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt! " Die Polizisten zerrten den tobenden Daniel aus der Tür und fuhren dann mit ihm vom Hof. Sein Haus wurde abgesperrt, und alle Tiere beschlagnahmt. Natürlich kamen sie alle mit uns in Eilas Tierheim. ,, Kommt Mädels, verschwinden wir von hier!" meinte Eila, und ließ die Tür des Hauses hinter sich ins Schloss fallen, ,, Für heute habe ich echt genug. Wir bringen erstmal diese armen Tiere hier weg, die haben genug mitgemacht!" Alle nickten, und so machten wir uns endlich auf den Heimweg!

„Flieg mit meinen Flügeln!"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt