21. Kapitel

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"Nun sag schon Mona!" drängelte Lil, als wir wieder im Tierheim waren, "was hast du vor?" Mona lächelte und legte den Check vor sich auf den Tisch. "Ich hätte nie gedacht, dass meine erste Kollektion so gut ankommen würde. Und da Roxana Roxell sie so gelobt hat, werde ich sie bestimmt auch in der ganzen Welt anbieten können. Und mit dem Geld, was ich verdiene, habe ich nun endlich Zeit, meinen ganz persönlichen Traum zu erfüllen. Kommt mit!" Mona stand auf, ging zu Tür hinaus und in die nahe gelegene Nachbarschaft. Genau neben dem Tierheim, nur getrennt durch eine große Hecke, stand ein ziemlich großes Haus, mit großem Garten, einem kleinen Bach der sich dazwischen schlängelte, kleinen Kieswegen und... Einer riesigen Voliere! Ich glaube... Die größte, die ich je gesehen habe! "Auf der einen Seite liegt das Tierheim, und auf der anderen Seite das Haus von Xanthe. Ich hatte überlegt, dieses Haus zu kaufen. Dieser Garten eignet sich perfekt für ein Vogelparadies. Wir können hier verletzte Vögel, die aus dem Tierheim und auch unsere eigenen Vögel hierher bringen, Eila hat gleich nebenan ihr Tierheim, und ich auf der anderen mein Model - und unsere Freunde. Was sagt ihr?" Mona starrte erwartungsvoll zu den anderen. Meine Meinung hierzu war klar..."Gute Idee!" Alle drehten sich überrascht zu mir um, und mussten lachen. "Also mir gefällt die Idee auch!" meinte Lil. Eila war zu der Hecke getreten und drehte sich dann zu ums um. "Schaut mal, hier könnten wir einen Durchgang reinschneiden, dann wären wir direkt beim Tierheim! Also ich stimme deiner Idee hundertprozentig zu!" Alle drehten sich nun fragend zu Gloria um. Sie zögerte noch. "Also, ich wohne mit euch allen dann zusammen, in einer Art WG?  Und jeder hat dein sein eigenes Zimmer, und wir haben hier die Möglichkeit, misshandelten oder verletzten Vögeln ein besseres Leben zu bieten?" Mona nickte: "Ja, ja und ja." "Ich denke, dann kennt ihr meine Antwort schon, oder?" Sie lachte. "Worauf warten wir noch?"

Die Wochen zogen dahin, Mona kaufte das Haus, Eila kümmerte sich um die Gestaltung des Hauses von außen, Mona und Gloria von innen. Lil kümmerte sich um den Garten und um die Voliere. Dabei halfen ihr Xanthe, Violet, Corinna und Rosa. Sie hängten viele Beschäftigungsmöglichkeiten auf, Schaukeln, Leitern, Äste und Kletterbäume, kümmerten sich um Futterstellen, Tränken und Badestellen. Und wer sagte natürlich, wie was sein sollte? Richtig: Ich! Und dann kam der Tag, an dem alles fertig war. Zuerst sahen wir uns das Haus an: Also, Eila hatte es von außen in einem Lindgrün und Cremeweiß gestrichen, also so wie das Tierheim, von innen war es ebenfalls in hellen Weiß- und Grüntönen gestrichen, und schön eingerichtet worden. Jetzt kommen wir zu den Zimmern der Mädchen:
Gloria: Also, ihr Zimmer war so ähnlich wie in meiner Erinnerung, schwarz und rot, mit ein paar silber-grauen Akzenten, und vielen, vielen Postern und Zeichnungen von Graupapageien. Ihr Bett war das selbe wie in ihrem alten Zimmer.
Mona: Ihr Zimmer war rot, mit einem hellen Holzbett, einem Schreibtisch, einer riesigen Pinnwand, wo jede Menge ihrer Kleider-Entwürfe hingen, einer Ankleidepuppe in der Ecke... Eben, wie eine Designerin sich einrichtet.
Eila: Eilas Zimmer war ein Traum für Einhorn-Fans: Pink, mit vielen Lichterketten, pastellfarbenden Möbeln und kunterbunter Bettwäsche. Naja, und ziemlich vielen Einhornbildern.
Lil: Ihr Zimmer war saftig grün, und an der Wand prägte ein riesiger Pfau. Ihr Bett war weiß und mit Pfauenfedern geschmückt.
Der Garten sah noch etwas gepflegter aus, als vorher und die Voliere... Ein Traum für jeden Vogel.

Nach der Besichtigung saßen wir im Garten, tranken Limonade und staunten über das, was wir geschaffen hatten. Auch Xanthe und Corinna waren mit ihren Töchtern gekommen. "Haben wir es nicht schön hier" seufzte Lil. "Stimmt. Aber es fehlt noch das I- Tüpfelchen: Ich hole jetzt sie."
Ich kletterte von Corinnas Schulter auf Gloria's und sie verließ mit mir Den Garten. Die anderen folgten uns.
Wir gingen ins Haus, rauf zu ihrem Zimmer. Sie öffnete die Tür, und ging zu einem Kasten, der unter dem Fenster stand. Sie zog ein Tuch, was darüber lag, bei Seite und so konnte ich sehen, was sich darunter befand.

Der Kasten war ein Käfig.

Und in dem Käfig saß ein Graupapagei. LUNA!

Wenn wir weinen könnten, hätte ich das in diesem Moment getan. Ich hatte sie eine Ewigkeit nicht gesehen! Um genau zu sein, 3 Jahre nicht! Gloria ging zu dem Käfig, öffnete die Tür, sodass Luna heraus kommen konnte. Dann sah sie Gloria an. Ihr Blick fiel auf mich. "Luna..." sagte ich leise. Plötzlich schien sie zu verstehen, wer da vor ihr saß. "Simba..." erwiderte sie. Ich plusterte mich auf sah noch einmal zu Gloria und den anderen, dann machte ich einen Schritt auf Luna zu. Sie ebenfalls, bis wir so dicht aneinander standen, dass sie mich liebevoll mit ihrem Schnabel anstupsen konnte. Ich stupste zurück. Ihren Kopf kuschelte sie in mein weiches Gefieder, und ich legte meinen Kopf auf ihren Hals. So saßen wir da eine ganze Weile, und kuschelten, bis sie sich so drehte, dass wir Seite an Seite dort saßen, und begann, an meinem Gefieder zu ziehen. Ich begann ihres leicht zu kraulen, und dann widmeten wir uns ganz unseren Gefiedern. Das langgezogene "Ohhhhhhh" der Zweibeiner ließ uns auseinander fahren. Gloria kam zu uns, und wir krabbelten auf ihren Arm.
Jetzt, das ich so neben Luna saß, dem schönsten, liebsten und tollsten Vogel überhaupt, neben dem Vogel, den ich so sehr liebte, wurde mir klar, dass ich wohl mein Vertrauen in die Menschen zurück habe. Und dass habe ich nur geschafft, dank Gloria, Luna, Mona und den anderen. Meine Erlebnisse haben mich zu dem gemacht, der ich jetzt bin. Sie hat mir gezeigt, dass es Menschen gibt, den man nicht trauen kann, und die einen schlecht behandeln, aber dass es auch viele Menschen gibt, denen ich vertrauen kann.

Irgendwie denke ich, dass ich wohl nie mehr Angst vor Menschen haben werde.

„Flieg mit meinen Flügeln!"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt