In unserem Zimmer angekommen, wollen wir uns für eine Feier der Wächter fertig machen.
Die Feier ist nur für Wächter, weshalb wir uns tarnen müssen. Nur leider kann ich nicht mit, da ich 17 war, man aber 20 sein muss. Ich bin die jüngste und kann nicht mit. Also muss ich alleine auf meinem Zimmer bleiben. Und es ist sterbens langweilig.Luis, Lissa, Mom und Traver verabschieden sich von mir und gehen.
Es klopft. Einer von ihnen hat hier wohl etwas vergessen. Also öffne ich die Tür. Keine Lissa oder Mum, kein Luis oder Traver, sondern Julius wartet vor der Tür. Von sich gibt er nur:,, Wir müssen reden." ,, Ich will nicht reden." ,,Es ist nicht eine Frage des Wollens. Es ist eine Frage des Müssens." Er kommt herein und setzt sich auf die Couch. Und ich setzte mich völlig baff, dass ich mich darauf einlasse, vor ihn auf den kleinen Couchtisch. ,,Also?", frage ich. ,,Ich habe Luna eine tötliche Dosis eingeflöst. Es war aber schwer für mich. Du musst wissen, Wächter sind seid anbeginn der Zeit auf der Erde, machen sich aber jetzt erst bemerkbar. Luna war eine Mundor. Naja nicht wirklich, sie hat sich ihr Zeichen nach ihrer Verwandlung wegschneiden lassen, da sie mit dir befreundet war. Ich hasse mich dafür sie umgebracht zu haben. Du musst auch noch wissen, dass sie meine Halbschwester war und hat darauf bestanden, sich umbringen zu lassen. Glaube mir, ich würde alles dafür tun, sie wieder zurück zu holen."
Ich starre ihn an. Ich kann mich nicht regen. ,,Mia, ich habe sie sehr geliebt, auch, wenn ich sie kaum kannte. Sie war meine Schwester." ,,Julius. Ich kenne dich kaum. Du kennst mich ebenso wenig. Wie kann ich dir dann Glauben schenken?", frage ich Julius kein wenig gerührt von seiner Aussage. ,,Mia, man muss eine Person nicht lange kennen, um dieser zu vertrauen. Wenn man die richtige Person gefunden hat, kommt es nicht auf soetwas an." ,,Julius. Du bist ein Wächter. Man kann euch nicht vertrauen.", sage ich ihm wehleidig. ,,Mia, ich mag dich. Sogar sehr. Und ich würde nie das Vertrauen eines anderen misbrauchen. Ja, manche Wächter tun das. Aber anders kennen sie es nun mal nicht. So wird es ihnen von anfang an beigebracht."
Er kommt mir immer näher. Mein Herz pocht heftiger als jemals zuvor in meinem Leben. In diesem Moment bin ich so wach wie noch nie. „Warum habe ich nie davon gehört, dass Luna einen Bruder hat? Und wie kannst du mich denn bitte so sehr mögen? Du bist ein Wächter. Dein Stern müsste aufleuchten.", spotte ich ihn an. „Luna und ich sind nur Halbgeschwister gewesen. In unserem gesamten Leben haben wir uns nur vier mal gesehen.
Wir haben den gleichen Vater und verschiedene Mütter. Luna wurde von ihrem Stiefvater großgezogen und ich von unserem leiblichen Vater. Er hat nicht viel Wert darauf gelegt, den Kontakt seiner Kinder zu pflegen. Im Gegenteil: Er hat es mir verboten Luna und ihre Familie zu besuchen. Das ist auch der Grund, warum ich sie und dich leider nie vorher kennengelernt habe.", erklärt er mir geduldig. „Also wusstest du schon von mir, bevor du zu unserer Truppe dazu gekommen bist?", frage ich ungkäubig nach. „Ja. Nachdem Luna gestorben ist, ist mir klargeworden, wie wenig ich sie kannte. Deshalb habe ich ziemlich viel über ihr Leben als Mensch herausgefunden, damit ich wenigstens das Gefühl hatte, als ob ich sie kannte. Das hat zwar nicht ganz viel geholfen, aber ich habe es versucht. Dann bin ich auf dich gestoßen. Vor ungefähr einem Jahr habe ich das erste mal von dir gehört. Ich habe mir nur gemerkt, dass du menschlich bist. Mehr nicht, da ich dachte, du würdest keine große Rolle in ihrem Leben spielen." „Also wusstest du nicht, dass Luna und ich praktisch wie Schwestern füreinander waren?", melde ich mich zu Wort. „Nein, das wusste ich nicht. Als ich dann von eurer Truppe gehört habe- und deinen Namen in dem Gespräch von Traver und mir gefallen ist - konnte ich nicht anders und musste eurer Gruppe angehören. Ich dachte, du könntest mir vielleicht mehr über Luna erzählen, aber wie du weißt, ist ihr Name nie in unseren Gesprächen erwähnt worden. Und das auch aus einem Grund: Ich interessiere mich viel zu sehr für dich, als dass ich über Luna reden möchte. Ich habe lieber mit dir gelacht, als alte Wunden aufzureißen. Ich habe lieber an die Gegenwart gedacht, als an die Vergangenheit.", beichtet er mir. „Wow... Das war ziemlich kitschig, weißt du?", sage ich, immernoch ein wenig erschrocken von seinen Worten. Das ist irgendwie süß von ihm... „Ja, ich weiß. Schade nur, dass ich auch weiß, dass es dir gefallen hat.", schmunzelt er mich an. Meine Wangen brennen, und ich merke, wie ich langsam vor Scham rot werde.
Warte mal, eine Sache war da noch. „Julius, wie kannst du mich denn bitteschön mögen? Dein Stern leuchtet nicht auf.", spreche ich meine Gedanken aus. „Weißt du, dass du sehr impulsiv handelst, Mia?", fragt er mich, ohne meiner Frage auch nur einen Hauch von Beachtung zu schenken. „Beantworte meine Frage, Julius.", erinnere ich ihn. „Ist ja schon gut.", setzt er an, „Ihr Menschen glaubt, wir würden alle so auf Emotionen reagieren, dass unser Zeichen aufleuchtet und wir sterben oder sonst etwas. Aber in Wahrheit ist es anders.
Momentan bin ich sozusagen unsterblich. Wenn ich mich aber verliebe -und dabei ist es egal, ob sie ein Mensch, Mundor oder Wächter ist- , verwandele ich mich in einen Menschen und bin somit sterblich. Diese Verwandlung überleben nicht viele, und deshalb denken die Menschen, dass wir einfach nur sterben.", erklärt er. Das beantworet fast nichts. „Du weichst meiner Frage absichtlich aus.", stelle ich ruhig fest. „Julius ich werde solange fragen, bis ich die Antwort auf meine Frage habe. Ich habe Zeit. Und ich bin ziemlich geduldig.", sage ich ihm so ruhig wie möglich, um zu verbergen, dass ich eigentlich sehr ungeduldig bin. „Versuch es erst garnicht, ich merke es, wenn jemand lügt.", verspottet er mich scherzhaft. „Und ich merke es, wenn jemand meinen Fragen ausweicht.", gebe ich zickig zurück. „Also, du hast davon gesprochen, dass Luna sich nach ihrer Verwandlung ihr Zeichen entfernt hat. Aber wenn sie sich schon verwandelt hat, hatte sie doch kein Zeichen mehr, oder?", frage ich überrascht nach. „Luna war eine Mundor. Bei ihnen ist es etwas anders. Sie haben ihr Zeichen erst im Alter von vierzehn. In diesem Alter bekommen sie auch erst ihre Fähigkeiten. Wir Wächter haben das alles von Anfang an. Aber worin wir uns gleichen, ist die Art, in der wir menschlich werden. Da Mundor aber halb Mensch, halb Wächter sind, haben sie nicht genug kraft die Verwandlung zu überleben. Also muss man ihnen ihr Zeichen von vornherein entfernen. ", informiert er mich. Zu allem was er sagt gebe ich nur ein leises und verstehendes „Oh..." von mir.
„Da ich dir jetzt alles erklärt habe und du es alles weißt... Vergibst du mir?", fragt er hoffnungsvoll. Kurz überlege ich. „Ja, ich vergebe dir. Aber noch eine Frage. Du hast gesagt, du würdest mich mögen... Warum leuchtet dein Stern nicht?" Ewartungsvoll sehe ich Julius an. Er wirkt so, als würde er mit sich ringen. Soll er es mir erzählen oder soll er es nicht? „Ich bin einer der wenigen Wächter, die es kontrollieren können. Das ist meine besondere Gabe.", antwortet er selbstgefällig. „Spiel dich mal nicht so auf. Du lügst doch nur. Du magst mich nicht und willst es nicht zugeben.", gebe ich zurück. „Nein, nein. Ich sage die Wahrheit. Ich beweise es dir." „Julius, wie willst du-", weiter komme ich nicht, da ich zu sehr damit beschäftigt bin, unterbrochen zu werden. Mit einem Kuss. MIT EINEM KUSS?
Ich drücke Julius von mir weg und sehe ihn entsetzt an. „Was sollte das werden?", schreie ich ihn zornig an. Auch wenn ich ihn mag, kann er sowas nicht einfach machen, oder? „Tut mir Leid... Ich, ich...", stammelt Julius nevös und sieht zu Boden. „Bitte geh einfach.", bete ich ihn, als ich mich wieder im Griff habe. Er steht auf und geht zur Tür. Bevor er die Tür schließt sagt er noch: „Es tut mir wirklich Leid, Mia. Ich dachte nicht, dass du so reagieren würdest."
Wie denkt er denn, würde ich reagieren?
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Wächter-gefangen
ActionIch stehe vor meiner Mom, die mich lächelnd ansieht. Ich sage ihr, dass ich gerne zu Luna fahren würde, die meine beste Freundin ist. Meine Mum sagt zu. Als ich vor ihrer Tür stehe, öffnet sie mir diese sofort. Wir gehen zusammen auf die Straße und...