Nach dem plötzlichen Tod meiner Mutter kann ich nicht schlafen.
Immer wieder schaue ich in den Spiegel und sehe nicht mich, sondern sie. Ich sehe sie mit einem leerem Ausdruck in ihren Augen, welcher mir Angst bereitet.
Das Mädchen in meinen Träumen trägt nun das Gesicht meiner Mom. Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich nicht schwarz, sondern sie.
Ich sehe niemand anderen, nur sie. Ich sehe, wie ihr Bauch voller Blut ist und sie auf dem Boden liegt.
Ich bin Schuld. Nicht die anderen. Ich bin es gewesen. Wenn ich diesen Traum nicht gehabt hätte und alle dazu überredet hätte mitzukommen, wäre sie vielleicht nicht erschossen worden.
Mein Telefon klingelt. Ich gehe an das Telefon. Julius ruft an. ,,Hey. Geht es dir wieder besser?", kündigt er sich an. Ich schüttel den Kopf, biss mir auf die Unterlippe und sage:,,Ja." Kein Wort glaube ich mir. Morgen ist die Beerdigung meiner Mom. Ich weiß nicht, ob ich das durch halten werde.
,,Schaffst du es auch die Beerdigung deiner Mutter zu überstehen?",fragt er besorgt. ,,Ja." Ich glaube mir immernoch kein Wort.
Wisst ihr wie es ist seine eigene Mutter zu verlieren? Es ist schrecklich. Man fühlt sich benommen und kraftlos. Das wunderschöne Gehfühl von Vertrautheit und Geborgenheit wird einem aus seinem Leben gerissen. Alles wirkt fremd. Man weiß nicht mehr, bei wem man sich geborgen fühlen kann und bei wem nicht.
,,Mia. Soll ich dich morgen abholen?", reißt Julius mich aus meinen Gedanken. ,,Ja.",erwieder ich ihm.
Nachdem er mir noch ein paar Fragen stellt, bei denen ich ihm immer mit der schnellen Aussage , Ja ' antworte, sagt er: ,,Okay, dann bis Morgen und noch gute Besserung, alles wird gut. Tschau." ,,Ja. Tschau." Damit ist das Gespräch beendet. Ich bin nach dem Streit mit den anderen wieder nach Hause in meine Wohnung gefahren. Ich bin mit einem Taxi gefahren, da ich selber noch nicht fahren darf.
Abends gehe ich völlig Kraftlos in mein Bett und schlafe ein.
Es klingelt. Heute ist die Beerdigund meiner Mom. Ich gehe zur Tür und sehe Julius in einem scharzen Smoking. Ich selber trage ein schwarzes Kleid. ,,Bist du bereit?", fragt er. Ich hole tief Luft. Kann man für soetwas überhaupt irgendwann bereit sein?
,,Ja.'' , sage ich leise und voller Schmerz in meiner Brust. Als wir dort ankommen, sehe ich Lissa, Josh, Kylie, Luis und Traver mit den anderen zusammen. Alle sind gekommen, obwohl ich ihnen gesagt habe, dass ich sie nie wieder sehen will. Ich bin ihnen dafür sehr dankbar.
,,Wir sind Heute hier versammelt um Abschied zu nehmen. Abschied von Marissa Morris. Sie war ein starker Mensch und hat bis zu ihrem Tod durchgehalten.", startet der Priester. Ab diesen Zeitpunkt schalte ich völlig ab. Ich kann mir das einfach nicht anhören. Auf die Lippe beißend und mit vielen Tränen in den Augen, starre ich leise in die nichts aussagende Ferne.
Nach einer Weile höre ich meinen Namen. Das ist mein Stichwort. Ich soll jetzt etwas zu meiner Mom sagen. Ich gehe zu ihrem Grab und will einen Zettel auffalten. Dies mache ich aber nicht, stattdessen stecke ich ihn wieder weg und fange an.
,,Ich könnte euch jetzt so vieles über meine Mom erzählen. Wenn ich aber damit anfangen würde, dann würde ich in einem Meer voller Tränen versinken. Ich kann euch sagen, dass ich sie geliebt habe, wie es für eine Tochter üblich war. Heute will ich euch erzählen wie sie sich ihren Tod vorgestellt hatte." Ich stocke, rede nicht weiter. Kann ich das wirklich machen? Ja. Ich bin stark genug dafür. ,,Früher hatte meine Mom mir erzählt, sie wollte alt und schrumpelig werden und mit mir und ihren Enkeln an ihrer Seite in einem Bett liegen. Im hintergrund sollte schöne klassische Musik spielen, die sie schon immer geliebt hat. Es sollte ein Stück auf dem Klavier sein, begleitet von einer Geige. Sie wollte mit allen reden und sich verabschieden, bis sie ihre Augen schließt um zu schlafen. Der Traum den sie an diesem Tag träumen wollte, sollte ihr letzter gewesen sein. Sie wäre friedlich eingeschlafen und nie wieder aufgewacht.
So ist sie leider nicht gestorben. Stattdessen wurde sie erschossen. Durch eine Falle, die wir nicht gesehen hatten. Es ist viel zu früh passiert. Mit ihrem letzten Atemzug sagte sie mir, sie würde mich lieben. Ich erwiedete es. Das hörte sie nicht mehr, da ihr Herz schon aufgehört hat zu schlagen." Trotz der Ansage, dass ich nicht in ein Meer voller Tränen fallen will, tue ich es. Alle sehen mich mitleidig an. Ich will deren Mitleid nicht. Ich möchte nur, dass sie mich verstehen.
Ich gehe wieder zurück zu meinem Platz und setze mich. Es kommen noch ein paar andere ans Podest und sagen etwas über meine Mom.
Am ende der Beerdigung fährt mich Julius wieder nach Hause. Im Auto fragt er mich: ,,Mia. Wann willst du wieder in unsere Truppe kommen? Wir brauchen dich." Ich lehne mich mit meinem Kopf an die Fensterscheibe und schaue hinaus. Es ist ein schöner Sommertag mit einem leichten Wind. ,,Ich weiß nicht, ob ich überhaupt wieder zurück komme.", erläutere ich. ,,Du musst. Wir brauchen dich." Ich schaue ihn verzweifelt an: ,,Wofür braucht ihr mich? Ihr kommt bestimmt auch ohne mich klar." ,,Nein. Du hast eine Wichtige Rolle in unserer Truppe gespielt. Du hast uns zusammen gehalten. Viele wollen nicht mehr mitmachen. Sie sagen sie wollen sich uns erst wieder anschließen, wenn du wieder kommst." ,,Warum? Was habe ich denn gemacht, dass ich ihnen so wichtig bin?" Er fährt rechts an den Straßenrand und hält an. ,,Mia, deine Träume, deine Ideen. Du bist der wichtigste Bestandteil in unserer Gruppe. Wir sind nur wegen dir so weit gekommen. Wir brauchen dich. Und ganz besonders: Ich brauche dich." Ich schaue auf meine Hände, mit denen ich die ganze Zeit nervös spiele und zappele. ,,Okay. Ich komme mit. Aber ich weiß nicht, ob ich das schaffe."
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Wächter-gefangen
ActionIch stehe vor meiner Mom, die mich lächelnd ansieht. Ich sage ihr, dass ich gerne zu Luna fahren würde, die meine beste Freundin ist. Meine Mum sagt zu. Als ich vor ihrer Tür stehe, öffnet sie mir diese sofort. Wir gehen zusammen auf die Straße und...