𝒯𝑒𝓃

57 3 0
                                    

❝Nicht jene, die Streiten sind zu fürchten, sondern jene, die ausweichen.❝
- Marie von Ebner-Eschenbach

𝙷𝚊𝚠𝚔𝚒𝚗𝚜, 𝙸𝚗𝚍𝚒𝚊𝚗𝚊: 𝙳𝚎𝚌𝚎𝚖𝚋𝚎𝚛𝟷𝟿𝟾𝟺

Chief Hoppers Büro war klein und dunkel. Die Wände waren Holzgetäfelt und auf dem Schreibtisch lagen Akten kreuz und quer verteilt. Sein überquellender Aschenbecher diente gleichzeitig als Briefbeschwerer und der Geruch von billigen Kippen hing schwer in der Luft. Hopper selbst ließ auf sich warten, also hatte Aspen auf dem klapprigen Stuhl vor seinem Schreibtisch platzgenommen. Zehn Minuten verstrichen, in denen sie ihren neugierigen Blick über die Unterlagen schweifen ließ, die aufgefächert auf der Tischplatte lagen. Aspen zuckte ertappt zusammen, als der Chief schwungvoll die Tür zu seinem Büro öffnete und sie entgeistert ansah. Die Sekretärin Flo hatte nicht erwähnt, dass jemand auf ihn wartete. 

Dann wanderte sein Blick zu dem offenstehenden Fenster und ein wütender Ausdruck huschte über sein Gesicht: „Du bist hier eingebrochen?". 

„Außergewöhnliche Situationen verlangen nach außergewöhnlichen Maßnahmen.". 

Jim seufzte schwer, er war gerade erst vom Haus der Byers zurückgekehrt, wo er eine vollkommen aufgelöste Joyce hatte beruhigen müssen. Der durchgesessene Schreibtischstuhl ächzte unter seinem Gewicht und wies ihn darauf hin, dass er aufhören sollte, sich von Dosenbier und Junkfood zu ernähren. Er musterte sein Gegenüber genauestens. Jim kannte Aspen bereits seit sie ein Baby war, doch das war nicht dieselbe Person, die ihm jetzt gegenüber saß. Früher hatte sie seiner eigenen Tochter sehr ähnlich gesehen, jetzt schien sie mehr wie ein Schatten ihrer früher so aufgeweckten Persönlichkeit.

„Du bist wegen deinem Bruder hier, nicht wahr?", Hopper brach das Schweigen mit einem mulmigen Gefühl im Magen. 

Aspen nickte und zog den Umschlag aus der Innentasche ihrer Jacke: „Weißt du, dass er verschwunden ist?". 

Jim war Alex Patenonkel, hatte ihn früher immer mit zum Angeln genommen oder war mit ihm Burger Essen gegangen. Und er hatte sich an ihn gewandt, als er in Schwierigkeiten geraten war. 

„Ich weiß es erst seit ihr wieder in der Stadt seid. Flo hat mir seine Vermisstenanzeige gezeigt.", er schob eine schmale Akte aus beiger Pappe über die fleckige Schreibtischoberfläche. 

Aspen kannte den Inhalt, schließlich war sie selbst bei der örtlichen Polizei vorstellig geworden und hatte die Beamten angefleht, nach Alex zu suchen: „Wieso hat er die geschrieben? Dad hat uns das Versprechen abgenommen, mit niemandem aus Hawkins Kontakt aufzunehmen.". 

Hopper kannte Peter Bishop gut genug, um zu wissen, dass sich gegen ihn aufzulehnen, Konsequenzen mit sich brachte: „Alex hatte Probleme, über die er mit niemand anderem sprechen konnte. Vor allem nicht mit eurem Vater.".

Aspens Unterlippe bebte. Ihr Bruder hatte immer mit ihr geredet, sie hatten einander vertraut.

 „Welche Probleme?", ihre Stimme hatten einen schnippischen Tonfall angenommen. 

Sie fühlte sich von Alex hintergangen, dem einzigen Menschen von dem sie dachte, er würde sie nie verletzen. 

„Erinnerst du dich an die Unterlagen, wegen denen dein Vater entlassen wurde?", Hopper beugte sich nach vorne, als würde er ihr ein Geheimnis anvertrauen. 

Danach begannen der Absturz und die allabendlichen Pub Besuche. 

Der Chief öffnete eine der Schreibtischschubladen und zog einen aufgerissenen Brief hervor: „Dein Bruder war es, der die Dokumente aus dem Büro deines Vaters geklaut hat." Er hielt ihr den Brief hin „Und sie wollten sie zurückhaben.".

𝙸𝚗 𝚖𝚢 𝚕𝚊𝚜𝚝 𝚕𝚒𝚏𝚎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt