Kapitel 7

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Natürlich war Nicolai mit uns nach Hause gegangen.Allen war die Lust auf Schlittschuhen laufen vergangen nach der Sache mit meinem Vater und Teddy. Aber alle hatten sich gefreut, Nicolai zu sehen. Bei seinem Vater probierte Nicolai die Hand auf Brust Sache und gab frustriert auf, nachdem er mich angeschaut hatte. Ich lieh mir von anderen Nachbarn noch eine Luftmatratze. Auf die ich nur widerwillig Nicolai, im Gästezimmer bei seinen Eltern unterbrachte. Christoph hatte ihn gebeten zu bleiben. Was hätte ich da sagen sollen. Ich ging  als erste zu Bett. Nicolais Blicke machten mich wahnsinnig. Bitte lass mich aufwachen. Damit dieser Quatsch vorbei ist.

 Ich lief wieder durch den Gang und diesmal erschien im leeren Bilderrahmen Nicolais Bild. Sein rundliches Gesicht war markanter als das von Christoph. Sein Bart ausgeprägter, sein weißblondes Haar jedoch kürzer und er hatte braune Augen, die mich mit ihren dunklen Punkten, an Kekse mit Schokostückchen erinnerten. Sein Lächeln wirkte einen Hauch gezwungen. Auf seinen goldenen Schildchen stand Nicolai Claus. Schattenfinger versuchten das Bild herunter zu reißen. Sie schafften es nicht. Und erneut entstanden Bilder neben ihm. Baby, Kind, Erwachsener und älter Herr. Ein unheimliches Kreischen drang durch die Szene. Es klang wütend und verzweifelt. Nicolais Lächeln verschwand. Er trat aus dem Bild und ging. Alles wurde schwarz und die kichernde Stimme flüsterte: Er wird wieder fortlaufen. Ich saß senkrecht im Bett, auch Christoph rührte sich. Nicolai war in unserem Schlafzimmer und klingelte wie verrückt mit einer Glocke. Außerdem warf er mit Schnee nach den Wänden. „Macht, dass ihr verschwindet, ein Claus ist noch hier. Und der kann euch sehen. North City bekommen wir schon zurück, ihr Rentiermist produzier…“ Er verschluckte so stark, dass er sich selbst auf den Rücken schlagen musste, um wieder Luft zu bekommen. „Nicolai?“ Christoph sah mich perplex an. Dann zu seinem Bruder. Aber Nicolai ignorierte seinen Bruder und nahm meine Hand. „Gloria, sieh doch hin. Sie brüsten sich vor dir mit ihrem Erfolg.“ Er wies auf die leere Wand.  „Bitte verlass unser Schlafzimmer.“ Christoph legte sich wieder auf sein Kissen. „Du musst ihn gehen lassen, Gloria. Mir war nicht klar, dass sie schon so stark sind und allein schaffe ich das niemals.“, bat er mich. „Ich tut doch gar nichts. Ich träume nur.“ Nicolai fuhr mit einer Hand über den Bart. „Das ist es. Du musst sehen, dass es Realität ist und schon ist der Bann gelöst. Ich, “, er hielt inne und sagte nichts mehr. Er öffnete einfach unseren Schrank und warf mir Klamotten zu. „Zieh dir bitte was an. Wir gehen uns Wunder ansehen.“ Den Schluss sagte er übertrieben fröhlich.  „Was machst du jetzt wieder? Bitte hört auf damit, Nicolai. Gloria und ich möchten schlafen.“, bat Christoph. Nicolai kam auf uns zu und ging zu der Seite seines Bruders. „Ganz ruhig. Du darfst schlafen. Dir wird nichts passieren.“, sagte er dann zu ihm. Christoph gähnte herzhaft und schlief augenblicklich ein. „Nun zieh dich schon an.“ Wieder das Schluckauf Bitte. „Ich will nicht.“ „Gut.“  Er warf sich mich im Pyjama über die Schulter. „Hey.“ „Keine Sorge, schwere Lasten zu tragen lernt ein Claus früh. Ich merkte dich überhaupt nicht.“ Er griff sich in die Seite. „Autsch. Tut mir Leid, dass dich unhöflich war.“ Er atmete entspannt aus und trug mich zurück ins Schlafzimmer. Dort setzte er mich aufs Bett und zog mir wie einem kleinen Kind einen Pullover über den Kopf. Ich ließ mich zurückfallen. Hoffentlich hörte das bald auf. Obwohl ich ihm keine Hilfe war, verpackte er mich ziemlich schnell in meine Wintersachen, nahm mich auf die Arme und ging mit mir hinaus.  Draußen blickte er sich um und machte sich auf den Weg zum nahegelegenen Park. Ich konnte gebrannte Mandeln an ihm riechen. Und auch er besaß diesen Hauch Schnee. Ich versuchte unauffällig meine Nase näher an ihn zu bringen. Ja, definitiv frischgefallender Schnee wie bei Christoph. Auf einer freien Fläche wurde ich abgestellt und er pfiff tatsächlich Jingle Bells. „Mit dem Glöckchen geht es leichter, aber in unsere Lage wird es reichen.“ Sein Kopf wurde in Nacken gelegt und er suchte den Nachthimmel ab. Ich tat es ihm gleich. Erst passierte nichts. Doch dann war das  regelmäßige Klingeln von Glöckchen zu vernehmen. Etwas bewegte sich über das Licht der Sterne. Das Klingeln wurde lauter. Diese Etwas flog auf uns zu. Ich konnte Schatten bei den Bäumen sehen. Schließlich kamen  neben uns einige Geschöpfe von der Art Hirsch zum Stehen. Nicolai stapfte durch den Schnee auf sie zu und streichelte sie nacheinander. „Euer Gehör ist gut wie eh und je. Habt ihr gut gemacht. Wenigsten eurer Zauber wirkt noch.“ Dann sagte er zu mir: „Am besten du reitest zusammen mit mir. Oder denkst du, du kannst dich allein auf einen von ihnen halten?“ „Äh.“ „Dachte ich mir.“ Seine Hand legte sich um meinen Arm um mich zu den Hirschen zu ziehen. „Mal sehen.“, sagte er zu sich. „Welches könnte passen? Comet, Dasher, Donner und Blitzen wären ihr wohl zu schnell. Prancer und  Dancer würden zu sehr ihr Können beweisen wollen. Bleiben Vixen und Cupid. Das mit Cupid könnte sie in den falschen Hals kriegen? Also, Vixen.“ Er zog mich zu einem rötlichen Rentier. Es gab Geräusche von sich und es beäugte uns. Nicolai streichelte es über die Schnauze. „Vixen, erlaubst du mir und Gloria auf dir zu reiten.“ Es schnüffelte an mir, machte  erneute ein Geräusch. Es klang wie ein tieferes Grunzen für mich. Es legte sich hin. „Nimm bitte Platz.“ Nicolai nahm auf dem Rücken Platz und wies hinter sich. Ich drehte mich um und wollte gehen. „Warum machst du es mir bitte so schwer?“ Ich hörte seine Schritte hinter mir. Sanft legte er seine Hand auf meine Schulter und drehte mich zu sich um. „Darf ich dich bitten mir zu helfen? Ohne meinen Vater wird diese Welt einen dunklen Fleck haben und nur du und ich können das ändern. Ich bitte dich daher mit mir zu kommen?“ Ernst nahm seine Gesichtszüge in Besitz. Das war vielleicht die Lösung. Mein Traum wollte, dass ich das Geschehene veränderte und dann würde ich aufwachen. „Okay.“, sagte ich trotzdem zurückhaltend. Ich hatte zwar die Lösung, aber wer wusste, was mein Unterbewusstsein von mir abverlangte. Und es begann mit der Hölle. Nicolai streckte mir die Hand hin. Ich nahm sie. So führte er mich zum Hirsch. Ach, nein, wartet… es war vermutlich ein Rentier. Der Weihnachtsmann hat ja Rentiere. Wir setzten zusammen auf das Rentier. „Na, dann los. Hopp, Vixen.“ Das Rentier erhob sich und begann zu laufen. Die anderen taten es ihm gleich. Sie rannten auf den Spielplatz zu. Wo sie genau auf ein Klettergerüst zu liefen, ohne zu stoppen. Ich dachte, das Rentier würde ihm ausweichen, stattdessen sprang es einfach hinauf. Ich suchte Halt und versuchte mich festzukrallen. Meine Finger fanden Nicolais Jacke und ich presste mich an ihn und schloss die Augen. Oh, Gott, warum. Das Rentier sprang nochmal und lief dann weiter. Ich öffnete die Augen wieder, um sie gleich wieder zu schließen und in Panik auszubrechen. „Ich will sofort wieder runter.“, schrie ich. Das dämliche Rentier lief nämlich etliche Meter über dem Boden. „Wieso bitte? Genau das wollte ich dir zeigen.“ Bitte, bitte lass mich aufwachen. Bitte, bitte. Sonst werde ich sterben. Gleich hier. Wieso ein fliegenden Rentier. Ich mein, wenn jemand meine Ängste kannte, dann jawohl mein Unterbewusstsein. Warum also fliegen? Ich kralle mich noch fester in Nicolais Jacke. „Mach dem ein Ende.“ „Gut. Vixen, ab“ Ich spürte ein, zwei Rucke und wir standen. Ich war vor Angst ganz erstarrt und zitterte wie Espenlaub. Ich wollte zwar von diesem Monster runter, konnte mich aber keinen Zentimeter bewegen. „Du zitterst ja.“ Nicolai war abgestiegen. Trotzdem krallten sich meine Finger weiter in seine Jacke. „Alles gut. Wir sind gelandet.“ Er strich beruhigend über meine verkrampfenden Finger und versuchte sie vorsichtig von seiner Jacke zu lösen. Nachdem er das geschafft hatte,  bekam ich wohl seine Jacke. Denn er wickelte mich in etwas Warmes ein. Seine Arme umfassten meinen Körper. Er pfiff und er bewegte sich. Er ging langsam. „Es wird wieder gut. Gleich sind wir bei deinem Haus.“ Ich hörte Stimmengewirr. Mein Körper beruhigte sich langsam wieder. „Sternchen? Mach bitte die Augen auf. Was hast du mit ihr gemacht?“, fragte mein Vater sorgenvoll und ein bisschen erbost. Ich öffnete die Augen. Alle starrten mich mit Sorgen in den Augen an. Jedenfalls die, die im Wohnzimmer schliefen. Ich lag auf dem bereits ausgezogenen Sofa. „Hier, Liebes. Er wird dir gut tun.“ Cookie drückte mir einen Becher Kakao in die Hand. „Ich wusste nicht, dass es dir Angst machen würde. Sonst hätte ich es dir nicht gezeigt.“ Nicolai sank vor mir auf die Knie und legte seine Hand wieder auf meinen Arm. „Tut mir Leid.“ Ich lächelte ihn an, weil ich die Reue in seinen Augen sah. „Schon okay. Machst nicht noch mal und es ist okay.“ Er lächelte zurück. „Versprochen.“

Der Weihnachtsmann, den ich erträumteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt