Wir waren im Arbeitszimmer von Mr. Claus. Und dort stand tatsächlich wieder der Schreibtisch. Auf ihm waren viele Kerzen angezündet. Hier wartete Nicolai auf uns. „Jeder nimmt sich bitte eine Kerze. Funkel bitte.“, sagte Christoph und reichte mir einen Kerzenhalter. „Wo genau müssen wir hin?“, fragte ich. „In die Werkstatt. Der Legende nach hat unserer zweiter Großvater dort die Kerze entzündet. Vielleicht soll wir es genauso machen.“, erklärtet Nicolai. Christoph legte seinen Arm um mich. Wir gingen in Dunkelheit hinein. Wieder überkam mich das Gefühl beobachtete zu werden. Ich hörte wispernde Stimmen. 'Ist das die Kerze? ' 'Ich hab Angst' 'Werde ihr uns helfen? ' Die Kerze, die den ersten Elf gerufen haben sollte, leuchtete heller als die anderen. 'Löscht die Kerze. ', krächzte eine Stimme. Schatten huschten über den Docht. Ich hörte Schmerzlaute. 'Es geht nicht. ', wisperten andere Stimmen. „Hört ihr das?“, fragte ich die anderen. „Ich höre nichts.“, antwortete das Schneemädchen. Ich bekam eine Gänsehaut. Keine Angst. Du darfst ihnen nicht deine Angst zeigen, trichterte ich mir ein. Irgendwas berührte mein Gesicht. Erst war es eisig, dann wurde es wärmer. Trotzdem blieb ich vor Schreck stehen. „Was hast du, Funkel?“, fragte Christoph sorgenvoll. Nicolai drehte kurz den Kopf, als ich seinen Blick fand, ging er einfach weiter. Das Schneemädchen wies vor uns. „Dort ist ein Tor.“ Nicolai stieß eine Seite auf. Wir betraten die Werkstatt. Hier waren die wispernden Stimmen noch lauter. 'Wer sind sie? ' 'Warum haben sie die Kerze? ' Und dann kristallklar vernahm ich die Stimme meines Vaters. 'Sie werden uns retten. ' Aber er war nirgends zu sehen. Wir wandern durch den dunklen kalten Nebel. Durch den hin und wieder das Polarlicht funkelt, auf das wir zu liefen. Der Nebel wurde mit jedem unserer Schritte unruhiger. Die Kerzen flackerten. Es wurde immer kälter. Ich drückte mich mehr an Christoph. Ich hörte das unheimliche leise Kichern und schrie: „Lauft!“ Schatten nahmen mir die Sicht und näherten sich uns. Nicolai hielt die Kerze vor sich und brannte tatsächlich ein Loch in die Schatten. Einige Stimmen schrien vor Schmerzen auf. Ich konnte jetzt das Polarlicht durch Loch deutlich erkennen. Christoph tauchte vor mir auf. Er rief: „Beeile dich bitte.“ Das Schneemädchen weinte auf den Knien. „Er wird nicht mir gehören. Er wird nicht mir gehören.“ Dann hörte ich eine Stimme flüstern. 'Und sie ist schuld. ' Die Augen des Schneemädchens suchten nach etwas, als sie mich fanden, stand sie auf. „Du bist Schuld.“, sagte sie zornig. Sie hauchte in ihre Hand und warf einen Eiszapfen nach mir. Ich versuchte auszuweichen. Der Zapfen hätte mich trotzdem getroffen. Doch Christoph fing ihn ab. Der Preis dafür die auffangende Hand gefror. „Christoph!“, schrie ich und wollte nach seiner Hand sehen. „Helfe bitte Nicolai zum Polarlicht zu kommen.“, bat Christoph, während er sich die vereiste Hand hielt. „Mir geht es gut.“ Er ging auf das Schneemädchen zu. „Eirwen, hör bitte auf.“, sprach er sie an. Doch das Schneemädchen hauchte wieder in die Hand. Ich lief zum Polarlicht neben Nicolai und wurde bei den Füßen gepackt und nach hinten gerissen. Auch Nicolai wurde zu Boden gerissen. Er verlor die Kerze durch die Wucht. Ich meine auch. Christoph rangelte mit dem Schneemädchen und versuchte jeden Kontakt mit ihren Eiszapfen zu vermeiden. Nicolai erhob sich plötzlich. 'Er hat ihn immer mehr geliebt. ', flüsterte eine Stimme. Nicolai begann zu rennen. Jedoch in die verkehrte Richtung. Auch die Kerze ließ er liegen. Er packte Christoph. Ich trat nach den unsichtbaren Gegnern. Die mich von allem wegziehen wollten. Nicolais Gesicht war von schwarzen Adern durchzogen. Er würgte seinen Bruder. Meine Finger erreichten irgendwie meinen Kerzenhalter. Den ich nach ihm warf. Das Schneemädchen versuchte mich mit ihrem Eis zu treffen. Obwohl der Halter sein Ziel traf, ließ Nicolai nicht von Christoph ab. Ein rotes Rinnsal lief über Nicolais Stirn. Christoph versuchte verzweifelt die Hände seines Bruders zu lockern. Ein Schmerz zog mein Bein hinauf. Einer der Eiszapfen durchbohrte meinen Unterschenkel und mein Bein begann zu gefrieren. Das Schneemädchen stand jetzt über mir. In Hand ein neuer Zapfen. Wie ein Messer versuchte sie damit meinen Oberkörper zu treffen. Ich konnte mich gerade noch wegrollen. Nicolai ließ seinen Bruder los. Der hinfiel. Das Schneemädchen wollte mir ins Gesicht hauchen. Ich hielt meine Hände hoch. Sie erwischte die Fingerspitzen. Dann wurde sie hochgerissen und jemand schleifte sie von mir weg. Nicolai. Christoph lag, nach Atem ringend, auf dem Rücken und rieb sich den Hals. Oh, Danke. „Nicolai. Die Kerze.“, rief ich. Er schüttelte den Kopf und wies zu seinem Bruder. Ich versuchte an die Kerze zu kommen. Während das Eis über meinen Körper kroch. Aber ich musste das schaffen. Meine Fingerspitzen streiften das Ende der Kerze. Wieder wurde ich zurück gerissen. Ich erkannte Schattenhände an meinen Körper. Sie zogen mich immer weiter von der Kerze fort. Nicolai hielt dem Schneemädchen den Mund zu. Seine Hand wurde blau. Sein Gesicht verzog sich schmerzvoll. Seine andere Hand fest um ihren Körper. Die Adern waren schwächer, aber immer noch zu erkennen. Christoph schleppte sich zu mir. Eine Kerze in der Hand. Er zog mich hoch, brachte mich zur Kerze und ich half ihm sie hoch zu heben. Zusammen schafften wir es fast zum Fenster. Doch das Schneemädchen schleuderte einen Zapfen auf uns. Auch ohne Hilfe ihres Atems war es ihr gelungen einen zu erzeugen. Der Eisstapfen traf Christophs Beine. Er bemühte sich mich weiter zu schleppen. „Christoph.“, sagte ich verzweifelt. „Wir schaffen das.“, versuchte er mich zu ermuntern. Er konnte seine Beine kaum noch bewegen. Als Nicolai ihn umschlang und weiter zum Polarlicht trug. Das Schneemädchen lag am Boden. Christoph blieb stehen. Seine Beine waren festgefroren. Trotzdem lächelte er mir ermunternd zu. Das Eis kroch weiter an ihm hoch. Nicolais Arm war auch mit Eis überzogen. Mein Bein hinter mir her ziehend schleppte ich mich zu ihnen. Die Schatten waberten um uns. Schattenhände griffen nach Nicolai und zerrten an ihm. Nicolai wurde von unseren unsichtbaren Gegner weggezogen. Mein Bein war komplett in Eis gehüllt. Ich konnte mich nicht mehr aufrecht halten und fiel hin. Auch an mir rissen die Schatten. Doch ich spürte Hände, die meine ergriffen und in entgegensetzender Richtung zogen. Nicolai kämpfte. Christoph sah hilflos zu. Das Eis hatte seinen Bauch erreicht. „Nicolai, bitte. Diesmal darfst du bitte nicht aufgeben.“, flehte er seinen Bruder an. Nicolai bewegte einen Fuß vor. Als würde er eine schwere Last mitziehen, kämpfte er sich vorwärts. Christoph hielt die Kerze hoch. Nicolai streckte die Hand aus. Seine Finger streiften die Kerze. Er bekam sie nicht zu fassen. Die Schatten rissen mit aller Kraft an ihm. Überall an ihm waren Schattenfinger. „Tut mir Leid. Du warst immer der mit dem stärkeren Herzen.“, meinte Nicolai. „Dein Herz ist ebenso groß wie meins. Vielleicht sogar noch größer. Angst kann nur jemand haben, der die Bedeutung von Mut kennt.“ Nicolai sah seinen Bruder an. „Und du bist ja nicht nur weggelaufen wegen der Schatten. Du wärst auch ohne sie fortgelaufen. Du hattest seither den Wunsch wirkliche Liebe zu fühlen. Du wolltest eine Frau, die dich um deinetwillen liebt und nicht weil du sie dafür erschaffen hast. Ich habe es immer in deinen Augen gesehen.“ Nicolais Blick wurde fragend. „Ich habe dich immer dafür bewundert. Ich habe mich den Traditionen gebeugt und habe alles wie die vor mir gemacht. Deshalb bist du der bessere Geschenkebringer.“ Er versuchte seinen Arm weiter nach vorn zu strecken. „Niemand soll dich lieben, weil es seine Pflicht ist. Nur weil er es möchte und ich liebe dich, mein Bruder.“ Nicolais Gesicht wurde entschlossen. „Ich bin der zukünftige Geschenkebringer.“ Er griff nach der Kerze. „Ich werde die Liebe in die Herzen der Menschen zaubern.“ 'Er hat ihn immer mehr geliebt. ', schrie eine Stimme. „Weder ihn noch mich hat mein Vater mehr geliebt. Wir waren die wunderbarsten Geschenke in seinem Leben. Also, halte bitte euren Mund.“ Die Schattenfinger verschwanden von Nicolais Körper. Er wollte zum Polarlicht laufen. Doch das Eis umschloss bereits seine Brust und das halbe Gesicht. Er japste nach Luft. Er sackte auf die Knien. Kämpfte sich wieder hoch. Ich robbte zu ihm, als er wieder gefallen war. Ich bemühte mich das Eis von seinem Gesicht zubekommen. Aber meine Finger waren gefroren. Nicolai wollte mir die Kerze geben. Doch meine Finger konnten sie nicht halten. Sie rollte weg. „Bin gleich wieder da.“, sagte ich zum ihm. Nur ein Auge konnte mich traurig anblicken. Ich krabbelte der wegrollenden Kerze hinterher. Schließlich stoppte sie und war zum Glück nicht erloschen. Sie lag noch einige Meter von mir entfernt. Als sie zu schweben begann. Sie schwebte auf mich zu. Ich hörte ein leises Schluchzen. Schattenfinger hatten sich um die Kerze gelegt. Sie wurde mir hingehalten. „Weihnachtssternchen.“ Es war die Stimme meines Vaters. In der Schattengestalt schien immer wieder sein Körper durch. „Sei unser Glückskind.“ Ich sah das Licht der Kerze Löcher in seine Erscheinung brannte. Schnell packte ich die Kerze so gut ich konnte. Mein Vater war verschwunden. Mit letzter Kraft robbte ich auf das Fenster zu und hielt die Kerze hoch. Das Polarlicht reagierte und floss durch Fenster auf mich zu. Schon entglitt die Kerze meine gefrorenen Fingern wieder. Mir war so kalt. Anscheinend hatte es gereicht. Das Polarlicht erhellte die Werkstatt und floss weiter hinein. Ich hörte Stimmen ängstlich wispern. „Hab keine Angst.“, sagte ich ihnen. Ich zitterte und versuchte mich trotzdem aufzusetzen. Das Eis hatte bereits meine Brust erreicht. Christoph und Nicolai bewegten sich nicht mehr. Nur Eisstarturen mit ihren Gesichtern blickten leer zu mir rüber. Nicolai war nur wenige Schritte von mir entfernt. Er lag auf dem Bauch und streckte seine Hand nach mir aus. Über seine Beine wuchs noch Eis. „Nein.“, entfuhr es mir. Ich wollte zu ihnen. Aber das Eis an meinen Armen ließ mich, beim Versuch mich zu bewegen, immer wieder abrutschen. Die Schattenmasse um uns herum wurde zu einzelnen Schattenwesen. Sie wichen vor dem Polarlicht zurück. Mit einen mal wurde mir eiskalt. Ich spürte wie mein Herz sich verlangsamte. Ich würde erfrieren. „Jemand muss uns helfen. Wir sterben.“, sagte ich verzweifelt. Die Schatten blieben mit einem Mal stehen. Dann setzten sie sich in Bewegung. Auf uns zu. Das Polarlicht streichelt über sie. Die Schatten waren gezwungen durch das den Raum füllenden Polarlicht zu gehen und diesmal taten sie es einfach. 'Sie brauchen unsere Hilfe. ', vernahm ich. Als die Schatten wieder auftauchten, glitzerten sie wie das Polarlicht. Die Wände bekamen wieder Farbe. Das Polarlicht schoss durch das offene Tor. Danach zog es sich langsam wieder durch das Fenster zurück und wurde kurz blendend hell. Ich konnte das Flügelschlagen großer Vögel hören. Hände umfassten mich und hoben mich hoch. Ich sah die Gesichter von besorgt schauenden Weihnachtselfen, die ich nicht kannte. Das Eis wuchs weiter und die Müdigkeit übermannte mich. Als letztes musste ich an meinen kleinen Finn denken.
DU LIEST GERADE
Der Weihnachtsmann, den ich erträumte
FantasyGlauben Sie an den Weihnachtsmann? Gloria Sparkles, eine alleinerziehenden Mutter, tut dies jedenfalls nicht. Auch wenn ihr psychisch kranker Vater behauptet ein Weihnachtself zu sein. Doch durch ihn beginnt für sie ein Traum, indem sie sich in eine...