Unsicher schaut Alex seine Beine hinab. Mit der roten weiten Kordhose, dem bunt geblümten Hemd über dem schlichten weiß bedruckten T-Shirt und den schwarzen Boots, werden ihm komische Blicke zugeworfen.
Zuhause fühlt er sich wohl in seinen Klamotten, er liebt diese Hose sogar. Doch sobald er unter Menschen tritt, verschwindet das Wohlfühlen und er würde am liebsten vor den missachtenden Blicken fliehen.
Er hasst es im Mittelpunkt zu stehen.
Doch die Leute starren ihn an, jedes mal wenn er vor die Tür tritt, als wäre er verstellt und nicht bloß anders gekleidet.
Er geht halt nicht mit dem Trend.
Wie gerne er über all das hinwegsehen würde. Wie gerne er sich denken würde, eure Meinung ist mir egal, ich bin wie ich bin und so bin ich gut.
Passanten starren ihn regelrecht an, während sie die engen Jeans und Turnschuhe der anderen Jungen gar nicht beachten.
Was ist daran so schlimm anders zu sein? Was ist so schlimm daran gefärbte Haare zu haben, und sich darin sogar wohl zu fühlen?
In der Schule nenne sie ihn den Zirkusaffen. Bloß, wegen den bunten Haaren und den farbigen Klamotten. Die Pausen verbringt er alleine hinter der Schule. Isst dort sein Pausenbrot und fragt sich, was er diesen Leuten getan hat. Warum wird er sofort in eine Schublade gesteckt und beleidigt, bloß, weil er bunte Haare hat?
Jahrelang ist es für Alex eine Qual in die Schule zu gehen. Er fühlt sich unwohl; wird von allen Seiten beleidigt, geärgert und missachtend angeschaut. Doch seinem bunten Dasein, bleibt er treu. Er sieht über die fiesen Bemerkungen hinweg, über die ständigen Fragen ob er sich nicht schämen würde so rumzulaufen oder über das Getuschel über sein ekelhaftes Aussehen.
Er lernt, diesen Leuten die Stirn zu bieten.
»Wenigstens bin ich anders, steche heraus und bin nicht mit jedem zweiten auf der Straße zu verwechseln. Ich habe halt bunte Haare, kleide mich anders als ihr und bin halt nicht der mit der lautesten Stimme. Na und? Was interessiert es euch wie ich rumlaufe? Euch geht es nichts an, wie und vor allem wer ich bin! Ich bin zufrieden mit mir, und das ist gut so. Packt euch an die eigene Nase und hört auf euren Frust über das Standardaussehen an Leuten auszulassen, die anders sind. Denn das sind sie, anders.«
Selbstbewusst läuft er nun durch die Straßen, die Haare jeden Monat in einer anderen Farbe. Die komischen Blicke von den Passanten konfrontiert er bloß mit der Frage, ob sie ein Problem hätten und er helfen könnte.
Alex hat gelernt sich selbst zu lieben; sich wohlzufühlen.
16th May 2020
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Die Sonne hinter den Wolken ✔︎
Short StoryWeil manche Menschen vergessen, dass selbst nach dem schlimmsten Sturm die Sonne wieder scheint. © Suchtfaktor 2020 Covered by Gedankendealerin