Dede

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Dede ist dunkelhäutig.

Und ein Flüchtling.

Mit vier Jahren floh er mit seiner Mutter aus einem der Kriegsgebiete in Somalia.

Seine Mutter strengte sich an, schuftete, um ihrem Sohn ein halbwegs schönes Leben zu ermöglichen. Doch dabei bemerkte sie gar nicht, wie sehr ihr Sohn an der Gesellschaft litt.

Dank der Hilfe des Freundes seiner Mutter, konnte Dede in die Schule gehen. Er brauchte zwar ein bisschen länger, als andere, aber das fand er nicht schlimm.

Zumindest solange nicht, bis er anfing der Älteste in der Klasse zu sein. Seine Mitschüler begannen damit, ihn damit aufzuziehen, dass er zwei Jahre älter war als alle anderen. Trotz dessen, war er nicht alleine. Er hat eine einzige Freundin, die gesamte Grundschulzeit über. Sie mochte ihn, sehr sogar; Akzeptierte wer er war und wie er aussah.

Besonders bei Schulausflügen war er froh sie zu haben. Andere Kinder wollten ihn nicht bei der Hand nehmen, aus Angst sich schmutzig zu machen.

Bis sich ihre Wege trennten.

Er besuchte eine neue Schule, hatte es da aber nicht leicht.

Nur dieses mal hatte er Niemanden mehr. Keiner war für ihn da und baute ihn auf, wenn seine Mitschüler eine Witz auf seine Kosten rissen oder sich über ihn lustig machten, wenn er etwas falsch formulierte. Er war alleine auf einer Schule, voll mit Schülern die ihn verachteten. Ihn und seine Herkunft.

Von allen Seiten wurde er als dreckiger Schwarzer oder scheiß Bimbo bezeichnet. Eine Gruppe Jungen wartete oft nach der Schule auf ihn. Sie traten und schlugen auf ihn ein, bespuckten und beleidigten ihn.

Jeden Abend fragte seine Mutter, wie die Schule war. Lächelnd antwortete er gut und erzählte ihr von den Unterrichtsstunden. Er log und sagte, er würde sich mit seinen Mitschülern gut verstehen und hatte viele Freunde. Er wollt seiner Mutter immerhin keine Sorgen bereiteten. Sie hatte doch schon so viel für ihn getan.

Nachts lag er wach im Bett; konnte nicht schlafen. Zu sehr fürchtete er sich vor dem nächsten Tag, davor was ihm seine Mitschüler dieses Mal an den Kopf werfen würden.

Er wartete förmlich auf den Tag, an dem er zu schwach war aufzustehen, wenn sie wieder einmal auf ihn eintraten; ihn anspuckten, auslachten und zu widerlichen Dingen zwangen.

Dede litt unter der Gesellschaft; Unter der Gesellschaft und ihren Idealen.

Er litt solange und machte sich selbst kaputt, bis er die Schule abbrach und eine Ausbildung anfing. Seine Arbeitskollegen akzeptierten ihn, fanden ihn cool und mochten ihn. Niemand kam ihm mit Rassenlehre oder sogar Beleidigungen und Misshandlungen entgegen.

Er begann sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, ließ andere Leute seine Meinung über ihr Verhalten wissen.

Er hatte genug, genug von den Menschen, die dachten sich alles erlauben zu dürfen.

Er erstellte seinen eigenen Blog. Erzählte von seiner Flucht, seiner Schulzeit und seinen Mitschülern.

Er wurde akzeptiert, ohne sich verstellen zu müssen, ohne sich dafür zu schämen, wer er war und wie er aussah.

16th May 2020

Die Sonne hinter den Wolken ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt