Kapitel 42 - Die Polizeidienststelle

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Ich sprang ängstlich auf und ganz wie die Ruhe selbst, ließ Andrès sich von ihnen festnehmen. Das Lächeln auf seinen Lippen signalisierte mir allerdings, dass er es kommen sah. Trotzdem fuchtelte ich wie wild mit den Händen und versuchte verzweifelt etwas zu verstehen:

"Andrès, wenn du es wusstest, warum bist du trotzdem hergekommen?!"

"Um dir zu zeigen, wer Léon wirklich ist", und dann führten sie ihn ab.

Mit offenem Mund starrte ich ihm hinterher. Mein Atemweg hatte sich zugeschnürt und mein Hals war wüstentrocken.

Was passiert jetzt?!

Wird er im Knast landen?!

Das darf nicht passieren...nein...er sah doch ganz entspannt aus...

Ich wollte meine Gedanken nicht aussprechen und meine Angst im Zaun halten. Einzig und allein, um Léon nicht den Anblick zu geben, den er ausgelöst hatte.

"Mia", er griff nach meiner Hand aber ich schmetterte seine weg und zog  meine Hand zurück zu mir.

"Fass mich nicht an!", fauchte ich.

"Ich...ich weiß du bist wütend, a-aber...es ist das Beste für dich."

"Ach ja?! Schon mal darüber einen Gedanken verflossen, was das Beste für die Babys ist? Du hast deren Vater gerade festnehmen lassen."

Ich drängte mich zwischen den verengten Plätzen hindurch, ließ mich von Léon nicht aufhalten. Der mir wie ein kleiner Dackel hinterher lief. Ich eilte mit großen Schritten zum Ausgang.

"Mia! Mia, warte! Hör mir zu, es tut mir leid, ich-"

Ich merkte, wie sich Julian und Rick vor mich stellten. Rick streckte seinen Arm aus und hatte Léons Laufgang so gestoppt, dass er mit aggressivem Widerstand an Ort und Stelle gehalten wurde.

Die Meute bekam es schon gar nicht mehr mit. Ab dem Zeitpunkt, als die Cops verschwanden, ging das Gelächter und der Trubel wie gewohnt weiter.

"Du wirst sie in Ruhe lassen, bis sie von selbst aus auf dich zugehen wird, du kleiner Wichser", sprach Rick gefährlich leise und seine Augen funkelten.

Ich blickte ihn an und nickte ihm dankend entgegen. Dann verließ ich das Lokal. Julian rannte mir hinterher, holte mich ein und lief neben mir her. Ohne ein Wort zu sagen, tauschten wir Blickkontakt aus und liefen auf Andrès Maserati zu. Er drückte auf das Gaspedal und ich saß daneben.

"Julian, ist er in-"

"Nein. Ihm geht's gut. Mittlerweile solltest du wissen, dass Andrès nichts tut, ohne es genaustens geplant zu haben."

Ich leckte mir über meine trockenen Lippen und spürte langsam, wie sich mein Puls legte. Aber das reichte nicht, ich musste sehen, dass es ihm gut ging. Ich brauchte den absoluten Beweis.

Wir parkten an der Polizeidienststelle und ich schluckte das Kloß in meinem Hals herunter.

"Ist er wirklich...hinter Gittern?"

Julian grinste: "Schau und genieße."

Völlig entrüstet von dieser Aussage folgte ich ihm hinein. Uniformierte Polizisten liefen uns entgegen, schauten uns kurz an und sahen dann weg. 

Es war ihnen völlig egal, dass wir ihr Territorium betraten.

Hinter dutzenden Türen, vorbei an jeglichen kleinen Räumlichkeiten für Kurzzeitgefangene, erreichten wir eine Art Vernehmungsraum. 

Und als ich sah, was sich dahinter verbarg, konnte ich meinen eigenen Augen nicht trauen.

Mehrere Polizisten scharrten sich um einen Tisch, Gelächter erfüllte den Raum. 

If You Love Me Stay With Me [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt