Kapitel 7

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Harry P.o.V
Fuck.
Hektisch sprang ich auf, wobei der verdatterte Louis natürlich von meinem Schoß rutschte und rannte, heute schon zum zweiten Mal, vor ihm weg. Diesmal ins Gästebad, wo ich auch sofort die Tür abschloss und mich mit dem Rücken gegen sie lehnte. Ein weiteres Mal spürte ich, wie mir die Tränen kamen. Diesmal versuchte ich überhaupt nicht sie zurückzuhalten.
Warum musste mir immer sowas passieren?! Ich schaffte es nicht auch nur 24 Stunden mit Louis in einem Haus zusammen zu sein ohne, dass irgendwas passierte. Wie hatte ich das die 2 Jahre nach unsere Trennung, in denen wir uns ja wegen One Direction fast jeden Tag gesehen hatten, nur ausgehalten?
Wenn mich damals jemand gefragt hätte, ob ich den Kuss bereute, hätte ich keine Antwort gewusst. Zum Einen hatte ich ihn natürlich genossen, sonst hätte ich ihn ja nicht erwidert, aber zum Anderen war er Gift für meine Seele gewesen, denn er hatte mir Hoffnung gemacht. Hoffnung auf etwas, das vor Jahren nicht funktioniert hatte. Etwas, das ich mir mehr als alles auf der Welt wünschte, aber nie bekommen würde. Nicht zuletzt, da Louis ja auch eine wundervolle Freundin hatte, die mich wahrscheinlich gerade am liebsten umbringen würde.
„Verdammt Harry, mach die Tür auf!", wurde mein Selbstmitleid von einer aufgeregten Stimme unterbrochen. Louis. Er war mir also mal wieder gefolgt. Hatte man in diesem Haus denn nirgends seine Ruhe?! Irgendwie rührte es mich aber auch, dass er sich um mich sorgte.
„WENN DU DIE TÜR NICHT SOFORT AUFMACHST TRET ICH SIE EIN!"
Hups, vielleicht doch nicht so rührend.
Dennoch zauberte mir die Vorstellung von Louis, wie er mit seinen 1,72 die Badezimmertür eintritt ein Lächeln auf die Lippen.

Louis P.o.V.
Was hatte ich jetzt schon wieder falsch gemacht?! Verdammt. Alles machte ich falsch.
UND HARRY MACHTE DIE FUCKING TÜR NICHT AUF.
Langsam, aber stetig verwandelte sich meine Verzweiflung in Wut. Wut auf die Tür, auf mich selbst und das Management. Sauer trat ich gegen die nächstbeste Wand, was zwar extrem schmerzte, mich aber etwas von meiner Raserei runterholte. Plötzlich wurde die Badezimmertür aufgerissen und ein verweinter Harry kam eilig heraus. „Jaja, ich mach ja schon auf. Du musst doch nicht das ganze Haus zerstören." Dass mein Wutanfall diese Reaktion bei ihm auslösen würde hatte ich nicht vorausgesehen, sodass ich jetzt, wo wir uns so gegenüber standen nicht, wusste was ich sagen sollte. Zu meinem Glück fing Harry plötzlich an unkontrolliert zu lachen. Gott, der Mann hatte ja schlimmere Stimmungsschwankungen als meine 16-jährigen Schwestern.
„Was?!", fragte ich schroffer als beabsichtigt.
„Hahaha. Du bist wie ein wütendes Kleinkind. Hahaha."
Jedem anderen Menschen auf dieser Welt hätte ich bei diesem Kommentar eigenhändig den Hals umgedreht, doch da es nunmal Harry war stimmte ich einfach in sein Lachen ein.
Irgendwie schaffte er es immer wieder mich glücklich zu machen. Egal wie schlecht es mir ein paar Minuten zuvor ging. Und das war es, was ich wirklich in meinem Leben brauchte. Natürlich war mir bewusst, wie unfair es war, dass ich sowas über jemanden anderes dachte, während ich eine Freundin hatte. Eine, nebenbei bemerkt, wirklich tolle Freundin, um die mich mit Sicherheit viele beneideten, doch fühlte es sich mit Harry einfach so richtig an. Bei jedem Gespräch, jedem Blick, jeder Umarmung und ja natürlich auch bei jedem Kuss fühlte ich mich verstanden und so akzeptiert und geliebt, wie ich war. Dazu kam noch, dass Harry für mich absolut perfekt war. Seine kleinen Fehler machten ihn für mich nur noch vollkommener. Er hatte irgendwie all das, was Eleanor nicht hatte. Jedenfalls nicht in meinen Augen.
„Hey Louis, alles ok?", durchbrach Harrys Stimme meine Gedankengänge.
„Mmh ja klar. Ich hab nur nachgedacht."
„Seit wann weist DU was nachdenken ist?" Seit wann war ER so schnippisch?
„Seit dem ich mich in meinen ehemaligen Bandkollegen verliebt hab." WAS?! Hatte ich das wirklich laut gesagt?!
,Ok, ich geh mich dann mal vergraben'
Jetzt hatten wir gerade die Stimmung wieder etwas aufgelockert und ich musste sie natürlich sofort wurdet zerstören.
„Louis, ich....erinnerst du dich denn nicht mehr? Es... das mit uns...das hat nicht funktioniert.", sagte Harry traurig.
„Aber jetzt sind wir älter!", es musste doch eine Möglichkeit geben!
„Was ist mit Eleanor? Was ist mit dem Management? Wie soll das weitergehen wenn ich nicht mehr hierbleiben kann, weil die Ausgangssperren aufgehoben werden? Ich wohne in LA!", in seiner Stimme lag der Wunsch nach einer Lösung für dieses unmögliche Problem. Jener Wunsch, der so tief in mir verankert war, dass ich das Gefühl hatte,  ich könnte irgendwann an ihm zu Grunde gehen.
„Vielleicht sollten wir einfach die Zeit, die wir haben genießen und uns nicht so viele Gedanken über die Zukunft machen.", während diese Worte meine Lippen verließen näherte ich mich Harry vorsichtig, legte meine Hände auf seiner Brust ab und sah ihn flehend an. Dass bei dieser Aktion mein Herz anfing zu rasen, wie als wäre ich einen Marathon gelaufen, ignorierte ich, da in diesem Moment nur Harrys Antwort zählte.
„Aber E...."
Da ich wusste, was er sagen wollte unterbrach ich ihn: „Sie wird es verstehen. Wir werden mit ihr reden. Bitte."
Harry fuhr sich unwohl durch seine Locken und sagte darauf, mehr zu sich selbst: „Wahrscheinlich ist das hier der größte Fehler meines Lebens und die ganze Sache endet mit mindestens einem gebrochenen Herzen, aber..."  Da mir das als Antwort reichte, tat ich das, was ich schon die ganze Zeit gewollt hatte: Ich küsste ihn. Es war ein schüchterner und kurzer Kuss. Trotzdem lüge ich nicht wenn ich sage, dass es einer meiner besten gewesen war. Vor allem, da Harry mich diesmal, nachdem  wir uns gelöst hatten, nicht wegschubste sonder in eine lange Umarmung zog.
„Sollte das wirklich der größte Fehler meines Lebens sein, war es es allein schon wegen diesem Kuss wert."

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