Kapitel 5

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Eleanor P.o.V.
Als ich aufwachte lag Louis nicht neben mir. ‚Er würde doch nicht...' Schlagartig wurde ich komplett wach und rannte hektisch, an einem verwirrt wedelten Clifford vorbei, in Harrys Zimmer. Dort war niemand. Erleichtert atmete ich aus. Wahrscheinlich frühstückten die beiden gerade und hatten mich einfach nur nicht wecken wollen. Schnell zog ich mich an und ging in die Küche. Doch auch dort war niemand. Langsam kam mir die Sache komisch vor. Ich beschloss das ganze Haus nach den beiden abzusuchen, was sich als eine sehr kurze Suche erwies, da ich schon im ersten Raum, dem Wohnzimmer, fündig wurde. Was ich sah gefiel mir allerdings gar nicht: Harry lag fast vollständig auf Louis, welcher seine Arme um den Körper des Jüngeren geschlungen hatte. Beide schliefen tief und fest mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen. Es brach mir das Herz. Mein Freund wirkte in der Gesellschaft von Harry immer so erfüllt. So als hätte dieser Junge, oder sollte ich Mann sagen (?), etwas, was niemand anderes hatte. Etwas, das Louis brauchte. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Warum konnte ich ihm dieses etwas nicht geben?! Eilig verließ ich das Zimmer, rief meine Hunde und machte mich mit ihnen auf die morgendliche Gassirunde auf.

Louis P.o.V.
Müde öffnete ich meine Augen. Warum lag ich nicht in meinem Bett? Wer liegt auf...HARRY?! Und schon kamen die Erinnerungen an letzte Nacht zurück: Wie er plötzlich in der Küchentür stand. Wie wir das komischste Gespräch überhaupt geführt hatten und uns danach noch ewig über so gut wie alles unterhalten haben. Es war so schön gewesen. Ich hatte das Gefühl gehabt, ich selbst sein zu können und nicht verurteilt zu werden. Und dann wie Harry müde geworden war. Im Nachhinein weis ich nicht, woher ich den Mut genommen hatte ihn in meine Arme zu nehmen, doch ich war froh darüber. Seine Nähe löste bei mir ein Gefühl aus, das ich niemals missen wollte.
Vorsichtig strich ich mit meinen Händen durch sein Haar. Es war so weich, wie ich es in Erinnerung hatte. Langsam ließ ich sie zu seinem Gesicht wandern. Ich malte die perfekten Konturen von jenem nach. Hilfe, er war so wunderschön. War das überhaupt noch menschlich?
„Louis, was machst du da?" , unterbrach Harrys verschlafene Stimme meine Schwärmereien. Seine Morgenstimme gefiel mir fast noch besser als seine gewöhnliche. ‚Stopp. Was denkst du da?! Du bist ein 28 jähriger Mann, der eine glückliche Beziehung führt! Hör auf, das mit Harry ist vorbei!' , meldete sich mein Gewissen plötzlich zu Wort. Doch ich ignorierte es. Warum sollte ich darauf hören, wenn ich gerade den schönsten, lustigsten, perfektesten und schlausten Menschen der Welt in meinen Armen hielt. Besagter Mensch sah mich gerade verwirrt an. Ach ja, er wartete ja auf eine Antwort. Etwas verlegen räusperte ich mich ich und stotterte: „Ich....Ähm...also.." Endlich fiel mir die Rettung ein: „Da war ne Fliege in deinem Gesicht und die hab ich verscheucht." Zugegeben es war nicht die beste Ausrede, aber ich war trotzdem zufrieden. Zu meinem Pech schien sie Harry aber nicht zu überzeugen, denn er sagte mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht: „Dann hatte ich aber ziemlich viele Fliegen im Gesicht." Verdammt.
Weil sowieso schon alles dahin war, zog ich die Situation ins lächerliche: „Jaja. Da war ein ganzer Fliegenschwarm." Das entlockte meinem Gegenüber ein süßes Kichern. War es überhaupt erlaubt, dass ein Mensch so süß, heiß, hübsch, schlau, lustig, nett, kurz so perfekt sein konnte?!

Harry P.o.V.
„Ich sag mal nicht, was ich denke, was du wirklich gemacht hast", ergriff ich wieder das Wort, während ich mich aufsetzte. Wenn Louis nur wüsste wie sehr ich seine Berührungen genossen hatte. Er sah mich kurz ertappt an, murmelte dann aber: „Warum nicht?"
Warum erschreckten mich diese Worte? Natürlich musste ich jetzt auch noch rot werden. Dafür, dass ich eigentlich ein erwachsener Mann war, benahm ich mich verdächtig ähnlich wie ein verliebtes Teenager Mädchen. „Weil....weil.....", wäre ja auch zu schön gewesen, wenn ich einen normalen Satz formuliert hätte. „Findest du es schlimm?", riss Louis mich aus meiner Selbstverachtung. In seiner Stimme war die Unsicherheit, die ich spürte, zu hören. Nervös biss ich auf meine Unterlippe. „Ich...NEIN! Natürlich nicht!" Ob das die falsche Antwort gewesen war?
Schließlich hatten wir ja schon vor Jahren Schluss gemacht und bekanntlich brachte es nur Pech seinem Ex hinterher zu trauern.
Was war eigentlich so schlimm daran, dass er meine Gesichtszügr nachgefahren ist und mir durch die Haare gestreichelt hat?
Doch meine ganzen Sorgen bewahrheiteten sich in keiner Weise. Louis beugte sich langsam vor und strich mit seinem Finger über meine Lippe, auf der ich unterbewusst rumkaute. „Hör auf damit. Du zerstörst dir deine schönen Lippen.", rügte er mich. Mein Herz setzte kurz aus. Ob es an seiner Nähe oder dem verstecktem Kompliment lag, vermochte ich nicht zu sagen. Wahrscheinlich war es die Kombination der beiden.
Meine Augen wanderten zwischen Louis' Augen und seinen Lippen hin und her. Ich hätte ihn in diesem Moment so gerne geküsst. Offensichtlich hatte er das auch bemerkt, denn er schlang vorsichtig seine Arme um meinen Nacken und sah mir fest in die Augen. ‚Gott, wollte er etwa...? Sollte ich so viel Glück haben?' , meine Gedanken rasten. Louis befeuchtete seine Lippen und flüsterte darauf: „Küss mich!"
Ein weiteres Mal an diesem Morgen versagte mein Herz für einen Moment, schlug dann aber doppelt so schnell als normal weiter. Vorsichtig legte ich meine Hände auf Louis' Hüften und zog ihn näher an mich heran. Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen. Alles in mir verzehrte sich nach dem Gefühl ihn zu küssen. Doch kurz bevor ich erlöst werden konnte erklang ein erschrockener Schrei: „LOUIS?!"

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