Kapitel 10 - The truth beneath the rose

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"He wishes he could control his demons instead of having his demons control him."

(Cami - The Originals)

Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt und er sah mir tief in die Augen. Leichte, besorgte Falten bildeten sich auf seiner Stirn. Dann wurde sein Blick ernst.

"Lauf.", murmelte er. In diesem Moment hörte ich unten die Tür auf fliegen und schlagartig fingen alle Lichter an zu flackern. 

"Was?", fragte ich ihn verwirrt. 

"Verdammt, lauf!", schrie er mich an. Rebekah kam ebenfalls zu uns, schnappte mich am Arm und zerrte mich zum Hintereingang. Ich hörte Schreie, Gegenstände flogen durch die Gegend und irgendwer brüllte unverständliche Dinge. Zusammen mit Bekah rannte ich eine kleine Gasse entlang, dann über einen kleinen Platz und wieder durch eine andere Gasse. Ich verstand nicht, was hier gerade passierte. Und dann gab es einen großen Knall und wir sahen, wie das Gebäude, in dem wir uns gerade noch befanden, in lodernden Flammen stand. Die Wucht der Explosion schleuderte uns, obwohl wir ein ganzes Stück entfernt waren, mehrere Meter weiter und wir landeten unsanft auf dem harten Pflaster. Die Fenster zersprangen klirrend und schlagartig füllte lautes Stimmengewirr die Straßen. Benebelt versuchte ich aufzustehen, schaffte es aber nur mich einigermaßen aufrecht hinzusetzen. Meine Sicht war verschwommen, doch ich sah wie irgendjemand auf mich zu kam, vor mir stehen blieb und mir die Hand reichte. Als ich sie nicht ergriff, wurde ich auf die Beine gezogen, ebenso wie Beks. Ein wenig orientierungslos taumelte ich zur Seite.

"Melinda, bleib stehen.", hörte ich eine unbekannte Stimme raunen und spürte einen starken Arm um meine Hüfte. Meine Benommenheit ließ nach und ich konnte den unbekannten Helfer endlich ansehen. Ich blickte in zwei strahlende grüne Augen, die mich von oben bis unten ernst musterten. Ein animalischer Blick, der mir einen Schauer über den Rücken laufen lies. Ich kannte den schwarz-haarigen Mann vor mir nicht und doch kamen mir diese Augen bekannt vor. Seine Kaputze warf einen Schatten über sein Gesicht, aber konnte seine markanten Gesichtszüge, seinen geheimnisvollen Blick und den leicht gebäunten Teint erkennen. Er war durchaus attraktiv. 

"Wer zum-", setzte ich an und wurde prompt von ihm unterbrochen.

"Wir haben keine Zeit um zu plaudern. Kommt, ich bringe euch in  Sicherheit.", sagte er und zog mich unsanft hinter her. Rebekah sah nicht besonders begeistert aus, als ich kurz zu ihr schaute, aber sie folgte ihm, wenn auch widerwillig.

"Was ist mit meinem Bruder?", fragte sie, bevor wir in eine unbeleuchtete Gasse abbogen. Der Mann vor mir schnaubte und gab einen genervten Laut von sich. Dann sah er sich nach ihr um und blickte sie kalt an.

"Um ihn  wird sich schon gekümmert.", antwortete er ihr und fügte dann ein leises: "Selbst wenn es mir zuwider ist.", hinzu. Ja, man merkte nur zu deutlich, dass Klaus sich einige Feinde gemacht haben musste. Aber für ihn war das ja Alltag, nur dachte ich, dass es auch für ihn ein Problem darstellen könnte. Er würde nie seine Ruhe haben, weil es immer irgendwen geben wird, der ihn töten wollen würde. 

Wir bogen in einen Gang zwischen zwei Häusern ein und liefen eine Treppe hinunter. Sie war nass, bemoost und ein wenig rutschig. Das Eisengeländer war kalt und schon ein wenig rostig. Am Ende der Treppe befand sich eine schwere Eisentür, die der rätselhfte Mann mit Schwung aufstieß. Schlagartig blieb mir die Spucke weg, denn ich befand mich in einer riesigen Waffenkammer, wenn man es denn noch so nennen konnte.  Überall an den Wänden hingen die unterschiedlichsten Schwerter, Messer, Wurfsterne, Morgensterne und Dolche. In Vitrinen und offenen Schränken befanden sich massenhaft Schusswaffen und Munition. Auf dem Boden verteilt lagen unzählige alte Bücher und Grimoirs. Was zur Hölle macht dieser Mann hier?! In der Mitte des Raumes standen Couchen im Halbkreis aufgestellt. In der Mitte ein Tisch.

"Hier seid ihr erstmal sicher bis sich die Lage draußen wieder beruhigt hat. Ihr könnt euch setzen, wenn ihr wollt.", bot er an und deutete auf die schweren Ledercouchen. Dann sprang auch schon die Tür auf und ein weiterer Mann kam mit Niklaus im Schlepptau auf uns zu. Rebekah atmete erleichtert auf und lies sich auf das Sofa fallen. Nik gesellte sich zu ihr. Ich hingegen lief im Raum umher und betrachtete diese recht beeindruckende Sammlung. Der schwarz-haarige mann beobachtete mich, sagte jedoch nichts.

"Wie wärs, wenn du uns mal verrätst, wer du bist?", fragte ich und lies meine Hand über die Klinge eines Schwertes gleiten. Sie schien mit Eisenkraut getränkt zu sein und es gab einen kurzen Zischlaut. Ich musste grinsen, der Schmerz war mir nur allzu bekannt und doch genoss ich es irgendwie, ihn nach so langer Zeit einmal wieder zu spüren.

"Du kannst mich Rage nennen. Hast du dich verletzt?", fragte er und musterte mich. Ich warf ihm einen amüsierten Blick aus dem Augenwinkel zu und winkte ab.

"Ich bitte dich. Das bisschen Eisenkraut. Verrätst du mir, was du mit den ganzen Grimoirs willst? Du kannst sie doch sowieso nicht lesen. Oder warst du vor der Verwandlung ein Hexer?", ich war neugierig und es war mir egal, wie ich mit ihm sprach.

"Das bisschen Eisenkraut hat andere schon getötet.", konterte Rage und sah mich herausfordernd an, setzte dann jedoch wieder an, "Nein, ich kann sie nicht lesen. Aber sie sind wertvoll und ich wär dumm die wegzugeben." Das leuchtete mir ein. Sie waren durchaus alle wertvoll. Manche mehr und andere weniger. Ich schlug eines von ihnen auf und mir fiel ein Bild entgegen. Es war vergilbt und anscheinend aus den sechziger oder siebzieger Jahren. Doch was ich darauf sah konnte nicht möglich sein. Ungläubig sah ich zu Rage, dann zu Klaus.

"Melinda, was schaust du so?", fragte Nik, stand auf und kam langsam auf mich zu. Seine Miene war fragens, leicht besorgt und irgendwie nachdenklich. Ich hob die Hand um ihm zu zeigen, dass er bleiben sollte wo er war. Ich drehte das Foto, sodass Rage es sehen konnte und musterte ihn dann.

"Kannst du mir erklären wieso du, Klaus und ich drauf sind, obwohl ich euch vor New Orleans nicht gekannt habe?", fragte ich ihn und meine Hand zitterte leicht. Er schwieg und sah auf den Boden. Ich wollte wissen, was für ein Spiel hier gespielt wurde.

Und wenn es nötig war, fand ich es mit Gewalt heraus. 

"Was zur Hölle ist das hier?!", brüllte ich und spürte, wie meine Fänge sich verlängerten. Als ich keine Antwort bekam betrachtete ich aufgebracht das Grimoir näher. Daneben lag eine getrocknete Rose, die ich vorsichtig in die Hand nahm.

"Sie gehört dir. Ich habe sie aufgehoben. Melinda das ist dein Grimoir. Man hat dich manipuliert, damit du alles vergisst und Klaus tötest. Ich kenne dich schon dein ganzes Leben lang, doch das Leben, was du die letzten 400 Jahre geführt hast, ist eine Lüge.", erklärte Rage und näherte sich mir vorsichtig. Meine Augen waren geweitet. Gebannt starrte ich auf die Rose in meinen Händen, als hätte sie mir sagen können, wer ich wirklich war. Als würde ich die Wahrheit zwischen den Blütenblättern finden. 

"Du weißt wer ich bin, Mel. Du musst dich nur erinnern.", murmelte der vor wenigen minuten noch fremde Mann. Ja, ich wusste wer er war, aber das konnte nicht sein. ich erinnerte mich an nichts, nur daran, dass ich ihn kannte, dass er immer da war.

Mein Bruder. 

Und in diesem Moment kam alles zurück: Blut, Tod, Schreie, weinende Menschen, meine tote Mutter, mein Geliebter, mein Vater, die vielen Menschen, die ich getötet hatte. Meine Vergangenheit war getränkt in Blut. Alles, aber auch wirklich alles war rot. Es war zu viel für mich und so brach ich unter der Last meiner eigenen Taten, meines eigenen Lebens zusammen. Innerlich veranstalteten die Dämonen in mir einen Kampf. Und ich hoffte inständig, dass ich diesen Kampf gewinnen würde, selbst, wenn die Hoffnung dafür sehr gering war.

Dann wurde alles schwarz.

Shades (Klaus Mikaelson FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt