Lob.

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Hi Louis...", lautete die Nachricht. Mehr konnte er im Sperrbildschirm nicht lesen. Was nun? Sollte er die Nachricht direkt öffnen und damit zeigen, dass er sofort sprang, sobald Harry ihn kontaktierte? Es zeugte sicherlich von mehr Unabhängigkeit, wenn er einige Stunden wartete. Andererseits konnte es auch einfach genauso gut bedeuten, dass er gerade am Handy war und sich langweilte. Das war zwar auch nicht sehr optimal, aber nicht unwahrscheinlich. Die Leute hatten doch oft nichts Besseres zu tun, oder? So oder so, seine Neugierde siegte. Er würde es jetzt eh keine Stunden aushalten ohne herauszufinden, was Harry ihm geschrieben hatte. Ohne darüber nachdenken zu müssen, tippte er seinen Code ein und gelangte sofort zu Harrys Chat.

Hi Louis, ich wollte dir zu Just Like You gratulieren. Der Song ist echt cool und das Lyric Video sieht auch super aus!", las er. Sofort breitete sich eine Wärme in ihm aus. Harry hatte sein Lied gehört und er mochte es!
Danke!", antwortete er. Sollte er noch mehr schreiben? Er konnte sagen, dass er gehofft hatte, dass er ihm gefiel oder dass es ihm sehr viel bedeutete. Zwei Floskeln, schnell gesagt, aber nicht gerade das, was in Louis' Situation angemessen erschien. Es würde so rüberkommen, als würde er Harrys Zuspruch brauchen. Und das tat er nicht. Er kam wunderbar alleine zurecht.
Ich habe mir auch sehr viel Mühe gegeben", ergänzte er dann.
Gleich darauf färbten sich die Häkchen blau. Harry hatte die Nachricht gelesen. „Das merkt man 😉."

Oh, ein Smiley! Louis Herz pochte wie wild. Wie ein verknallter Teenager, schalt er sich. Er ärgerte sich über sich selbst. Wie konnte Harry solch eine Macht über ihn haben?
Aber er wollte das Gespräch dieses Mal weiterführen. Wenn sein zukünftiger Plan mit Niall aufgehen wollte, brauchte er doch eine Basis, oder nicht?
Deine Songs sind aber auch klasse", schrieb er nach kurzem Zögern. Wow, Louis. Wirklich geistreich.
Danke, ich habe mir auch sehr viel Mühe gegeben", kam kurz darauf zurück. Oh Gott. Harry spielte mit ihm. Trotzdem musste Louis lächeln. Er sah es als gutes Zeichen, dass Harry einen Witz machte. Wenn man diese spöttische Imitation denn als solche bezeichnen konnte.
Wie läuft die Tour?", erkundigte er sich aus ehrlichem Interesse, aber auch um die Konversation am Laufen zu halten. Harry tourte seit einem Monat, Louis hatte immer wieder Videos vorgeschlagen bekommen. Viele davon angesehen hatte er jedoch nicht. Das Wissen, dass Harry alleine in der Weltgeschichte unterwegs war – Louis wollte nicht einmal zu Ende denken.
Super! Es macht echt viel Spaß!"
Das freut mich."
„Mich auch! Der Teil in Nordamerika ist jetzt vorbei, als nächstes geht es nach Europa!"

Louis konnte sein Grinsen förmlich hören. Er selbst konnte Harrys Enthusiasmus leider nicht teilen. Einerseits freute er sich natürlich, dass es Harry so gut ging und er so viel Erfolg hatte. Andererseits wäre er auch gerne Teil des Erfolgs gewesen. So egoistisch das klingen mochte, fand er es unfair, dass Harry so viel besser klarkam.

Wow!", schrieb er trotzdem noch, in der Hoffnung, dass es begeisterter klang, als er sich fühlte. Dann schaltete er sein Handy aus und legte es zur Seite. Dass kein weiterer Ton kam, bedeutete wohl, dass auch Harry mit dem Gespräch abgeschlossen hatte. Louis seufzte und überlegte, ob er sich schuldig fühlen müsste, dass er Harry seinen Erfolg nicht gönnte.
Verdammt. Die ganze Zeit über wünschte er sich Kontakt mit Harry und kaum erhielt er ihn, wurde alles noch schwerer. So konnte das doch nicht weitergehen. Es war höchste Zeit, dass sich etwas änderte. Gut, dass Niall morgen wiederkam.

Niall kam am nächsten Tag so früh, dass er Louis mit dem Klingeln aus dem Schlaf riss. Er schlug die Bettdecke zurück und warf einen verschlafenen Blick auf sein Handy. 10.12 Uhr. Wer besuchte um solch eine inhumane Uhrzeit schon andere Menschen? Gähnend schlurfte er im Schlafanzug die Treppe hinunter und öffnete die Tür. Seltsamerweise stand da aber niemand. Verwirrt blickte er die Straße hinunter. Vor dem Haus stand definitiv Nialls Auto. Wie gewöhnlich war wenig los auf der Straße. Ein einzelner Radfahrer fuhr an ihm vorbei, schenkte dem Sänger aber keine Beachtung. Das war das Gute an dieser Gegend. Niemand schien sich groß dafür zu interessieren, dass er berühmt war. Nur in der ersten Woche, in denen er hier lebte, waren zwei Nachbarskinder vorbeigekommen und hatten ihm einen kleinen Korb mit Schokolade, einem süßen Brief und dem hellblauen Zahnbürstenhalter vorbeigebracht, den Louis immer noch nicht wieder gesäubert hatte. Als Einzugsgeschenk sozusagen. Louis hatte sich nicht aufgeregt – wieso sollte er? Die beiden hatten ihn ja nicht gestört und wer weiß – vielleicht waren sie auch wirklich einfach nett gewesen. Immerhin hatten sie ihn seitdem nicht mehr mit ihm gesprochen, abgesehen von freundlichem Grüßen, wenn sie ihm auf der Straße begegneten. Nur letzte Weihnachten hatte er  . „Fröhliche Weihnachten, Louis Tomlinson! Hoffentlich hast du einen wunderschönen Tag!", hatte auf schönem pastellblauem Papier gestanden. Außerdem war ein Holzengel im Umschlag gewesen, den Louis an seinen Weihnachtsbaum gehängt hatte.

In der Ferne konnte Louis das Rauschen der Autos hören, am Himmel zogen Vögel vorbei. Aber wo war jetzt Niall? Louis sah sogar nach oben und nach unten, konnte ihn aber nirgends entdecken. Hatte er sich das Klingeln etwa eingebildet? Er schloss die Tür und wollte gerade wieder in sein Zimmer gehen und sich ins Bett legen, als er ein Rumpeln aus der Küche hörte.
Dieser kleine -
Louis machte auf den Absatz kehrt und spähte in die Küche. Niall lümmelte am Tisch und futterte ein Croissant, das offensichtlich großzügig mit Schokolade und Marmelade bestrichen war.
„Hast du deinen Schlüssel immer noch nicht wieder verloren?", fragte Louis spöttisch, und war stolz, dass er wacher klang als er sich fühlte.
Niall zwinkerte ihm zu. „Nö. Noch kann ich jederzeit in deine Wohnung einbrechen."
„Und trotzdem vorher klingeln", meinte Louis vorwurfsvoll gähnend.
„Irgendwie musste ich dich ja wach kriegen."
Moment. Louis riss die Augen auf. Erst jetzt fiel ihm auf, wie viele Lebensmittel auf dem Tisch standen. „Wie lange bist du schon hier?", fragte er und konnte nicht verhindern, dass man ihm den Schock anhörte.
Niall beschränkte sich wieder auf sein Zwinkern.

Not who we used to be | Larry Stylinson 2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt