„Also Tommo", Niall tigerte vor ihm auf und ab, „möchtest du meinen genialen Plan hören?"
„Ich, äh", sagte Louis. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit verantwortlich sein will."
„Hä?", machte Niall. Louis widerstand dem Drang, die Augen zu verdrehen. Also wenn Niall wirklich nicht wusste, was er meinte, sollte er sich vermutlich tatsächlich vor dem Plan drücken und ganz schnell aus dem Staub machen.
„Weißt du noch, als wir auf möglichst schnellem Wege Medizin für Liam bekommen wollten, als der Fieber hatte?", erklärte er seine Besorgnis.
„Na klar!", stimmte Niall zu. „Wir haben alles in die Wege geleitet. Liam ging es echt dreckig. Der Arme lag die ganze Zeit im Bett und hatte nicht die Kraft aufzustehen oder auch nur etwas zu sich zu nehmen. Zayn ist also bei Liam im Zimmer geblieben, um auf ihn aufzupassen, und hat aus dem Fenster geguckt -"
„Wo du standst", ergänzte Louis. „Damit wir durch das Treppenlaufen keine Zeit verlieren, habt ihr einen Aufzug gebaut mit einem Putzeimer, der an einer Schnur hing."
„Und Harry und du, ihr seid zur Apotheke gelaufen."
„Ja", Louis nickte. „Ich bin auf dem halben Weg stehengeblieben, damit wir beide keine lange Strecke rennen mussten und so schneller waren."
„Der perfekte Plan", nickte Niall stolz.
„Nicht ganz", erinnerte Louis ihn. „Harry hatte das Geld vergessen – oder war es das Rezept? – und die Apothekerin hat sich geweigert, ihm die Medizin auszuhändigen. Harry ist zurückgerannt zu mir und ich dann zu dir und Zayn hat dir das Geld aus dem Fenster geworfen."
„Ein akzeptabler Plan", schränkte Niall seine Aussage ein und nickte nachdenklich.
Louis blickte ihn zweifelnd an. „Nicht ganz. Die Geldscheine sind wie Kolibris durch den Vorgarten geflogen und wir mussten ihnen hinterherspringen, um sie einzufangen."Niall starrte ihn irritiert an. Dann grinste er. „Nee, das verwechselst du mit den hübschen weißen Tauben, die wirklich geflogen sind. Wir haben sie für den anderen Plan gebraucht, bei dem wir dich mit Gezwitscher aufwecken wollten. Wir haben so getan, als hättest du Geburtstag, weil wir es zu schade fanden, dass du Weihnachten und Geburtstag immer an demselben Tag hast."
„Ach ja." Oh Mann, das bewies doch, dass alle Pläne dieses Jungen fehlschlugen! Und zudem auch noch viel zu verrückt waren.
„Aber guck mal", lenkte Niall ein. „So furchtbar waren die Pläne nicht – mal ganz abgesehen davon, dass Harry das Geld hätte mitnehmen können. Dann wäre es auch viel einfacher gelaufen. Aber du musst das so sehen: Hat Liam überlebt?"
„Ja", antwortete Louis gedehnt. Natürlich hatte Liam überlebt, was war das denn für eine unnötige Frage?
„Siehst du." Niall sah schon wieder so aus, als hätte er den Nobelpreis gewonnen. „Und du wurdest von Vogelgezwitscher geweckt. Meine Pläne schlagen also gar nicht fehl, sie haben alle perfekt ihr Ziel erfüllt."
Louis beschloss, nicht nachzufragen, ob Nialls Plan wirklich nur bezweckt hatte, dass Liam überleben würde. So schwer krank war ihr Freund nämlich gar nicht gewesen, da hätte jeder Vierjährige es geschafft, ihn am Leben zu halten. Niall schien ihm seine Skepsis anzumerken, denn er knuffte Louis in die Seite und funkelte ihn an. Louis konnte nicht sicher sagen, ob er spaßhaft wütend aussah, oder ob er Niall tatsächlich gekränkt hatte. Er tippte allerdings auf ersteres.„Also willst du meinen Plan jetzt erfahren oder nicht?"
„Ja klar", Louis schnappte sich ein Glas aus dem Schrank und befüllte es mit Apfelsaft. „Dafür bist du schließlich gekommen, oder? Also schieß los, was hast du dir dieses Mal ausgedacht? Verschlüsselte Videobotschaften? Heimliche Entführungen? Eine Liebeserklärung durch einen Song?"
„Nein", entgegnete Niall ruhig. „Du liest zu viele Geschichten, Lou." Sagte der Richtige. „Mein Plan ist folgender: Du gehst zu einem seiner Konzerte und redest mit ihm."
Louis starrte ihn mit offenem Mund an. Das war's? So ein simpler Plan von so einem meisterhaften Verschwörer wie Niall? War das nicht beinahe zu langweilig? Wo waren die großen Gesten, die riskanten Schachzüge, die gerissenen Heimlichtuereien?
„Schau mich nicht so an", verteidigte sich Niall. „Du warst es doch, der meine Pläne immer zu aufwendig fand und in diesem Fall gebe ich dir Recht. Du brauchst keine protzigen Liebesgeständnisse, um bei Harry anzukommen. Sieh dir doch eure Vergangenheit an! Bei euch geht alles immer einfach, ihr seid ehrlich und ihr seid ihr selbst. So habt ihr euch befreundet, so seid ihr zusammengekommen. Und ich bin sicher, so schafft ihr es auch wieder zueinander."
Louis blickte Niall nachdenklich an. War das tatsächlich die Lösung? Es stimmte schon, Harry und er hatten bisher schon keine großen Gesten benötigt. Das schlichte Beisammensein hatten ihnen immer ausgereicht, süße Worte und sanfte Berührungen. Nie hatte einer von beiden etwas Außergewöhnliches geplant – das Höchste waren ihre zusammenpassenden Tattoos gewesen und die Lyric Changes. Dass sie nicht viel mehr machen konnten, lag aber vor allem auch daran, dass sie immerzu im Licht der Öffentlichkeit standen. Sehr viel offensichtlicher und die Fans hätten sich auf sie gestürzt. Ihr gesamtes Privatleben wäre an die Öffentlichkeit geraten.
Trotzdem war Nialls Plan gar nicht so schlecht. Sicherlich war er besser als alles, was sich Niall sonst hätte ausdenken können. Ehrlich sein und reden – das konnte Louis wenigstens.„Also das nächste Mal in England ist Harry Ende Oktober", las Niall von der Internetseite ab. „In London sogar. Gleich zweimal hintereinander. Und dann in Manchester."
„Ende des Monats", Louis warf einen Blick auf die Datumsanzeige seines Handydisplays. „Das ist ja noch zwei Wochen hin! Gibt's nicht was Früheres?"
„Jammer mal nicht so, bis heute hattest du noch gar kein Datum und keinen Plan", Niall warf ihm einen genervten Blick zu. „Warum musst du alles immer so schnell machen? Hier in London auf ein Konzert gehen, wäre doch viel praktischer für dich!"
„Praktischer schon, aber viel länger hin. Du willst doch nicht, dass ich den Plan in der Zwischenzeit aufgebe? Was ist, wenn ich kalte Füße bekomme?" In Wahrheit glaubte Louis nicht, dass er den Plan über den Haufen schmeißen konnte. Schon in den wenigen Minuten, die er Nialls Idee kannte, hatte sich seine Hoffnung und Vorfreude aufs Unermessliche gesteigert. Er hoffte wirklich sehr, dass seine Erwartungen nicht enttäuscht werden würden. Sicherheitshalber versuchte er sich darauf einzustellen, dass Harry nichts mit ihm zu tun haben wollte, wirklich funktionieren tat es aber nicht.
Er wollte es einfach so schnell wie möglich versuchen, weil er die Spannung jetzt schon nicht mehr aushielt.
Louis fischte Nialls Handy aus dessen Hand und tippte selbst auf der Website herum. „Hier, siehst du! Am Donnerstag ist er in Paris! Das ist weniger als eine Woche hin, das ist doch perfekt!"
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Not who we used to be | Larry Stylinson 2017
Fanfic- Wie es 2017 bei Louis und Harry ausgesehen haben könnte - Louis vermisst Harry und One Direction. Wie soll man über jemanden hinwegkommen, zu dem man auf der ganzen Welt Erinnerungen hat? Von dem man Tag für Tag hört. Auf den man pausenlos angesp...