Trennung.

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„Wir haben so viel machen müssen. Jeden Tag mehr Aufgaben. Jeden Tag mehr Stress. Jeden Tag mehr Druck. Jeden Tag weniger Zeit zuhause. Jeden Tag weniger Gespräche mit Harry. Jeden Tag weniger Küsse. Allgemein jeden Tag weniger Zeit gemeinsam. Ich konnte nicht mehr. Ich habe das irgendwann nicht mehr ausgehalten."
„Du hast Schluss gemacht?"
„Schlimmer. Ich habe Harry nicht mehr so behandelt, wie er es verdient hätte. Ich habe getrunken. Ich war kürzer angebunden zu ihm. Ich habe mich teilweise absichtlich von ihm ferngehalten." Er spürte wie er bei jedem einzelnen seiner Worte wütender auf sich selbst wurde. Wie hatte er es so weit kommen lassen können? Eine leise Stimme in ihm merkte an, dass er das nun nicht mehr verstehen könnte, und damals für die Situation vollkommen angemessen gehandelt hatte, doch auch das konnte seine Wut auf sich selbst nicht stillen. Fakt war, dass Harry und er sich kurze Zeit später getrennt hatten. Dass ihre Beziehung auseinandergebrochen war. Fakt war, dass Modest! bekommen hatte, was sie gewollt hatten, und die Jungs von Tag zu Tag weiter daran kaputt gegangen sind.

„Au!" Erst an Eleanors Schmerzensschrei bemerkte Louis, dass er ihre Hand ein kleines bisschen zu feste gedrückt hatte.
„Tut mir leid. Ich- das ist alles ein bisschen viel für mich."
„Kann ich verstehen", nickte Eleanor mitfühlend. „Es ist bestimmt nicht leicht, darüber nachzudenken."
„Auf keinen Fall", stimmte Louis zu. „Niall findet, ich bade zu sehr im Selbstmitleid." Er blickte Eleanor erwartungsvoll an, die erstaunt zurücksah. Er hatte die Hoffnung, dass sie ihm zustimmen würde.
„Wirklich? Na, bei deiner Auffassung kann ich das schon irgendwie verstehen, aber du musstest eben viel durchmachen! Meiner Meinung nach hast du das Recht dazu, dich so schlecht zu fühlen wie du willst."
„Danke", warf Louis ein, aber Eleanor redete schon weiter:
„Nur mach dir nicht zu viele Vorwürfe, ja? Es ist nicht alles allein deine Schuld. Soweit ich das mitbekommen habe, war es doch eure gemeinsame Entscheidung, erstmal aufzuhören, und eine Pause einzulegen?"

Langsam nickte Louis. Eleanor hatte nicht ganz Unrecht. Der entscheidende Schritt war nicht
alleine von ihm initiiert gewesen. Das war ihm ja auch selbst bewusst. Eines Abends, es war einer der seltenen gewesen, den Harry und Louis beide zuhause verbracht hatten, war ein Gespräch unvermeidbar gewesen. Die anderen zwei Jungs – Zayn hatte zu dem Zeitpunkt vor wenigen Monaten die Band verlassen – waren draußen unterwegs gewesen und Harry und Louis demnach ungestört im Haus. Als Louis in dieser Zeit auf dem Sofa gesessen und seinen Twitter-Feed durchgescrollt hatte, hatte sich Harry zu ihm gesetzt. Einige Minuten lang, hatte Louis so getan, als hätte er seinen Freund nicht bemerkt, obwohl der nur einen halben Meter von ihm entfernt gesessen hatte, und hatte seinen Blick auf seinem Bildschirm kleben lassen. Dann hatte Harry seine Stimme erhoben. „Louis, ich weiß, dass du weißt, dass ich hier bin", seine Stimme hatte gekränkt geklungen und Louis' Herz zog sich beim bloßen Gedanken daran zusammen. „Leg bitte dein Handy weg."

Einige Sekunden lang war Louis wie erstarrt gewesen, dann war er Harrys Aufforderung nachgekommen und hatte diesen fragend angestarrt.
„Was ist das hier mit uns noch?", hatte Harry ihn gefragt. Leise. Eindringlich.
„Ich weiß es nicht", hatte Louis geantwortet. „Eine Beziehung?"
„Sicher nicht", hatte Harry entgegnet und in der Sekunde hatte Louis gewusst, dass er zu weit gegangen war. Es ist alles deine Schuld, sagte er sich und fühlte sich, als würde er sich mit einem Messer ins Herz stechen. „Das hier – ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber eine Beziehung würde ich es nicht nennen. Wir machen gar nichts mehr miteinander." Alles deine Schuld. Zack, ein neuer Messerstich. Mit jedem Wort, dass er sich ins Gedächtnis rief, wurde es schlimmer und schlimmer. „Ich kann das so nicht, Louis. Und ich glaube nicht, dass es in nächster Zeit besser werden wird." Alles deine Schuld. Messerstich. Harry hatte ihn verzweifelt angesehen und als Louis Tränen in seinen Augen entdeckt hatte, hatte er auch beinahe anfangen zu weinen. Leider hatte er nicht den Optimismus gehabt, Harry zu widersprechen, da dieser Recht gehabt hatte. Es hatte sich nichts bei ihnen verbessert. Im Gegenteil, es war alles immer schlimmer geworden. Das hätte sich so schnell nicht retten lassen. Und dass sich vom Management aus nichts verändert hätte, hätte alles noch erschwert.

Es war gekommen wie es kommen musste. „Harry und ich haben Schluss gemacht", erklärte Louis leise. „Naja... Eigentlich hat sogar er Schluss gemacht. Aber danach war erstmal auch nicht Vieles anders als vorher." Außer das Wissen, dass sie nicht mehr zusammen waren. Schon einige Wochen vorher hatten sie nur noch selten gemeinsam in einem Bett geschlafen, aber zu wissen, dass dies nie mehr geschehen würde, war gleich etwas ganz anderes. Harry war in ein anderes Zimmer gezogen, sodass sich Louis von da an jeden Abend unbemerkt in den Schlaf hatte weinen können. Zu wissen, dass er Harry nie mehr küssen würde, sich nie mehr von ihm geliebt fühlen würde, brachte ihn beinahe um. Und dann auch noch diese Kälte, mit der Harry ihm jedes Mal begegnete! Beinahe war Louis froh um die ganzen Pflichten gewesen, die sie erfüllen mussten, da er seinem Exfreund so seltener unter die Augen hatte treten müssen.
Als der Rest der Band erfuhr, dass Louis und Harry nicht mehr zusammen waren, reagierten sie zwar schockiert, aber nicht sehr überrascht. Vermutlich hatten auch sie das Ende langsam kommen sehen. Die vier hatten ein langes Gespräch darüber geführt, wie es mit One Direction weitergehen sollte und sie hatten einstimmig beschlossen, dass eine Pause das Beste wäre. Als sie Modest! von ihrer Entscheidung berichteten, fiel das Gespräch nicht so friedlich aus, doch letztendlich konnten sie sich darauf einigen, dass sie eine vorübergehende Pause einlegen würden und im Dezember noch einen letzten Auftritt gemeinsam bei X-Factor hätten. 


„Oh Mann", ließ Eleanor verlauten, nachdem Louis die Geschichte zu Ende erzählt hatte. „Och, Louis, das tut mir echt leid, das wusste ich alles gar nicht."
Louis zuckte nur müde mit den Schultern. Er konnte es ihr nicht verübeln, immerhin hatte es ihr niemand erzählt und für die Fans hatte es auch nicht so wirken dürfen, als wäre die Pause wegen Larry gewesen. Beim letzten Auftritt hatte Modest! Harry und ihn sogar allen Ernstes gebeten, sich besonders nahe zu sein, damit ja niemand auf die Idee kommen könnte, die Trennung One Directions mit einer Trennung der beiden in Verbindung zu bringen. Letzten Endes hatte Harry ihn sogar nach dem Auftritt hinter der Bühne noch einmal umarmt. „Viel Spaß in deiner Zukunft", hatte er gemurmelt, während er ihn noch einmal ganz eng an sich gedrückt hatte. Louis hatte versucht, sich eine Träne unauffällig an Harrys buntem Anzug abzuwischen. „Danke", hatte er geflüstert, „dir auch."
Das war das vorletzte Mal gewesen, dass er Harry gesehen hatte.

Eleanor und Louis sprachen noch ein wenig über die Geschehnisse, als Louis' Blick plötzlich auf die Uhr fiel. 21:47. „So spät schon?", entfuhr es ihm.
„Stimmt!", sagte Eleanor überrascht. „Wie die Zeit rennt! Musst du nach Hause?"
Da fiel Louis ein, weshalb er überhaupt da war. „Ja, aber ich..." Er hatte gerade eine seiner tiefsten Wunden preisgegeben, da würde es ihm doch jetzt wohl nicht peinlich sein, sein Anliegen auszusprechen. „Ich habe mich ausgesperrt", gestand er. „Darf ich deinen Schlüssel zu meinem Haus haben?"
Eleanor brach in Gelächter aus. Ohne etwas zu sagen, stand sie auf und verließ das Zimmer. Louis hörte es leise klimpern und wenige Sekunden später hielt Eleanor ihm seinen Haustürschlüssel vor die Nase. „Das heißt", kicherte die junge Frau, „ich habe es deiner Dummheit zu verdanken, dass ich heute die Wahrheit über One Direction erfahren habe?"
Louis grinste schief. „Scheint so."

Not who we used to be | Larry Stylinson 2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt