Pläne.

2.5K 226 34
                                    

„Wie meinst du das", fragte Louis leicht gereizt. „Ich gebe nicht schnell auf, siehst du denn nicht wie ich leide?"
„Ich meine, dass du die Hoffnung aufgegeben hast, wieder mit Harry zusammenzukommen. Dass du ihn selbst nicht aufgegeben hast, merke ich ja, aber du hältst irgendwie falsch an ihm fest."
„Ich hänge falsch an ihm fest?", Louis gab sein Bestes, Niall noch verwirrter anzustarren, als er es eh schon tat. „Horan, was redest du für einen Unsinn?"
Niall nickte jedoch, als sei es offensichtlich, was er meinte. „Ja. Du willst ihn nicht vergessen und trauerst ihm hinterher, anstatt dass du versuchst, etwas zu unternehmen!"
„Aber ich unternehme doch was", widersprach Louis. „Schau, ich gehe wieder unter die Leute, ich bringe Songs raus, ich vergammle nicht mehr in meinem Zimmer. Das war doch das, was du wolltest. Ich bin nicht mehr so miesepetrig wie vorher."
„Ja und das ist doch genau das, was ich meine!" Mein Gott, Niall sollte sich mal beruhigen. Louis beobachtete besorgt, wie sein Kumpel sich von Wort zu Wort mehr aufregte. „Du tust alles dafür, um damit klarzukommen, dass du nie wieder mit Harry zusammenkommen wirst. Es ist fast so, als wolltest du gar nicht mehr mit ihm zusammen sein."

Was? Wie kam Niall auf so eine hirnverbrannte Idee? „Natürlich will ich wieder mit Harry zusammen sein", entgegnete Louis leise. „Ich glaube nur nicht, dass das tatsächlich was wird. Also mache ich mir gar nicht erst falsche Hoffnungen. Ich will nicht noch mehr verletzt werden!"
„Ja, aber...", Niall schien nach Worten zu ringen, „vielleicht würde sich etwas ändern, wenn ihr - wenn du es versuchen würdest. Ich bin's einfach satt, von allen Seiten vollgejammert zu werden. Louis, du warst doch immer schon der Mutige von uns allen." Louis zog eine Augenbraue hoch, sagte jedoch nichts. „Gib dir doch wenigstens eine Chance, Harry zurückzugewinnen. Es würde allen helfen!"
„Ach ja?", Louis blickte ihn skeptisch an. „Was hast du denn davon, wenn ich wieder mit Harry zusammenkomme?"
Niall grinste schief. Er schien sich wieder etwas beruhigt zu haben. „Also erstens seid ihr ein süßes Pärchen und einfach füreinander bestimmt", antwortete er. „Und zweitens können wir dann endlich wieder eine Band sein."

Noch Stunden nachdem Niall gegangen war, saß Louis auf seinem Balkon. Er hatte sich mit dem Rücken gegen das Fenster gelehnt auf den kalten Steinboden gesetzt und starrte in den Himmel. Es wurde langsam Abend, die Sonne war dabei, hinter den Ästen der Bäume zu versinken und färbte den Himmel rötlich.
Mit Harry hatte er damals auch oft den Sonnenuntergang beobachtet. Eng aneinander gekuschelt hatten sie sich abends nach draußen gesetzt und sich irgendetwas erzählt, während die Sonne hinter den Bäumen – oder in der Stadt hinter den Dächern – versunken war.
Es wurde langsam kälter. Eine Windböe fand ihren Weg zu Louis' Balkon und strich ihm über die Arme. Er fröstelte.
Stundenlang grübelte er nun schon über Nialls Idee nach. Einen gewissen Reiz hatte sie schon. Es war seine einzige Chance auf ein Happy End, oder nicht? Nein. Nein so dramatisch war seine Situation auch nicht, aber ... Es war jedenfalls seine einzige Chance auf das, was er sich wirklich erhoffte. So wie er das sah, gab es vier Möglichkeiten wie seine Situation weiter verlaufen konnte:

Erstens, er unternahm nichts. Er lebte so weiter wie die letzten Monate – na gut, vielleicht nicht ganz so. Er könnte sich neue Freunde suchen, Kontakt mit den anderen Jungs wieder aufnehmen, sein Leben genießen und Harry Stück für Stück vergessen. Natürlich bedeutete das, dass aus One Direction nichts mehr werden würde. Und dann wäre vermutlich Niall sauer auf ihn.

Zweitens, sie versuchten sich nochmal als Band. Niall wäre glücklich, die Fans wären glücklich, das Management – um ehrlich zu sein, hatte Louis keine Ahnung, womit das Management am glücklichsten wäre. Sie verdienten auch jetzt, während ihrer Pause, noch gut an der Band. Wieder One Direction zu sein, hieß für Harry und ihn allerdings, dass sie versuchen müssten lediglich als Freunde miteinander auszukommen. Und Louis wusste jetzt schon, dass das für ihn nicht funktionieren würde.

Drittens, er stimmte Nialls – noch nicht entwickeltem – Plan zu und schaffte es tatsächlich, sich mit Harry zu versöhnen und sie wären wieder zusammen. Dann... Ja dann wäre er wieder mit Harry zusammen und One Direction wäre ebenfalls gerettet. Im besten Falle.

Viertens, er ging Nialls Plan nach und er schlug fehl. Harry wäre wütend und er hätte alle Möglichkeiten auf eine freundschaftliche Wiedervereinigung zerstört.
Allerdings hatte er sowieso in keiner der anderen Möglichkeiten eine Chance auf eine Freundschaft mit Harry gehabt. Und wenn er es nicht riskierte, würde er sich ewig vorwerfen, es nicht versucht zu haben. Er konnte sich ja wenigstens anhören, was Niall so für Ideen hatte, oder? Sicherlich konnte es nicht schaden.

„Als ob du in deinem ganzen Leben, das noch vor dir liegt, keine Chance mehr hättest, mit Harry befreundet zu sein", lachte Niall in den Hörer. Louis hatte ihn angerufen, um ihm mitzuteilen, dass er bereit wäre, einen Plan auszubereiten. Nun verdrehte er genervt die Augen. „Aber egal", fuhr Niall fröhlich plappernd fort, „ich unterstütze deine Entscheidung, deshalb sage ich da jetzt nichts weiter gegen."
Sie verabredeten sich für den nächsten Tag und Niall versprach eine geniale Idee zu haben. Louis wusste nicht, was er davon halten sollte. Niall hatte selten gute Ideen, aber da er selbst gar keine hatte, war alles, was Niall vorschlagen würde, besser. Bestimmt wollte er wieder eine total aufwendige mehrstufige Aktion ins Leben rufen, sodass Louis schon nach dem zweiten Schritt den Überblick verloren haben würde. Aber das war ihm in dem Augenblick egal. Er hatte sich dafür entschieden, um Harry zu kämpfen und hoffte sehr, dass es sich lohnen würde.

Ding. Eine neue Nachricht. Bestimmt kam sie von Niall, sonst schrieb ihm niemand. Louis wollte die Nachricht schon ignorieren – Was konnte Niall jetzt schon groß von ihm wollen? Sie hatten doch gerade erst telefoniert! –, warf aber trotzdem einen Blick auf sein Display. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Die Nachricht kam nicht von Niall. Sie war von Harry.

Not who we used to be | Larry Stylinson 2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt