Just like you.

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„Bereit, Louis?"
Einatmen. Ausatmen. Ja, er war bereit. Mehr als bereit. Er fühlte wie sein Körper sich voll Adrenalin füllte. Er wollte es endlich hinter sich bringen. Aber vielmehr fühlte er auch plötzlich eine unfassbare Vorfreude. Er hatte das Songproduzieren vermisst. Natürlich war es mit seinen Bandkollegen eine ganz andere Erfahrung gewesen, und auch bei seinen letzten Songs war er ja nie alleine im Studio gewesen, aber das war er ja jetzt auch nicht. Er warf einen flüchtigen Blick auf Niall, der ihn angrinste und musste unwillkürlich zurückgrinsen. Irgendwie war es auch etwas spannendes, mal seinen eigenen richtigen Song aufzunehmen. Einatmen. Ausatmen. Er zeigte seinem Team ein Daumen hoch. Dann konzentrierte er sich auf sich selbst.

"It's the guy from the one band..."
Sie nahmen den Song mehrmals auf, bevor alle wirklich zufrieden waren, aber am Ende war Louis sehr glücklich mit dem Ergebnis. Auch Niall war begeistert und fiel Louis nach dem finalen Aufnehmen erstmal um den Hals.
Und dann kamen die Soundeffekte. Louis hatte sehr viele verrückte Ideen, von denen die meisten sogar angenommen wurden. Während des gesamten Prozesses hatte Louis ein breites Grinsen im Gesicht. Natürlich hatte er sich vorher schon ausführliche Gedanken darüber gemacht wie genau er seinen Song haben wollte und welche Effekte er reinnehmen wollte, aber während sie alles zusammenstellten, fielen ihm noch viel mehr ein, die er schon immer mal ausprobieren wollte.
...When I need somebody to talk to. I'm just like you if you only knew."

Einige Stunden später kam Niall, der sich zwischenzeitlich in den Hintergrund zurückgezogen hatte, um mal wieder irgendwelche Telefonate zu führen, zurück zu Louis getreten. „Na, wie weit seid ihr?"
Louis warf einen prüfenden Blick auf sein Werk. „Ich glaube, soweit dürfte der eigentlich fertig sein. Möchtest du mal hören?"
„Klar", sagte Niall und seine Augen leuchteten auf.
„Perfekt", Louis grinste verschmitzt. Er war sehr gespannt wie Niall die Version finden würde. „Aber mit voller Lautstärke, sonst kriegst du nicht alles mit!"
Niall zuckte ergeben mit den Schultern und setzte sich auf Louis' Stuhl, während der alles einstellte und die besten Kopfhörer hervorsuchte. „Okay", er reichte Niall die Kopfhörer und beobachtete genau dessen Miene, während der sein Lied verfolgte. Zu seiner großen Freude hatte Niall die ganze Zeit ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Einige Male wirkte er auch überrascht und Louis musste sich ein Lachen verkneifen, als Niall verunsichert nach rechts und links guckte, als würde er etwas suchen. Das musste die Stelle sein, die auch einige aus seinem Team als Klopfen und Pochen wahrgenommen hatten.

„Echt gut", meinte Niall beeindruckt, als er nach dreieinhalb Minuten die Kopfhörer wieder absetzte.
„Du wirkst überrascht", gab Louis gespielt beleidigt zurück.
„Gar nicht", verteidigte Niall sich, aber Louis hatte das Gefühl, dass beide wussten, dass sie es nicht ernst meinten. „Die einzigen, die überrascht sind, sind meine Ohren, dass es so leise sein kann auf der Welt."
Louis schnaubte verächtlich. „Nein aber ernsthaft", fuhr Niall fort und schenkte dem nonverbalen Einwand seines Freundes nur ein Zwinkern, „ich finde, ‚Just Like You' ist wirklich toll geworden! Ich kann es kaum erwarten, bis alle anderen ihn zu hören bekommen!"
„Ich auch nicht", entgegnete Louis, „Siehst du, ist doch gut, dass ich ihn schon übermorgen rausbringen will."
„Ja", Niall klang nicht ganz überzeugt, „Naja, es ist trotzdem unnötiger Stress für dich."
„Ich weiß", lenkte Louis ein, „Das nächste Mal gebe ich mir auch wieder mehr Zeit, nur dieses Mal war es schon ganz hilfreich, ein bisschen Druck zu haben, um wieder reinzukommen."

„Machst du heute Abend noch was?", wechselte Niall das Thema, während die Jungs sich ihre Jacken anzogen und aus dem Studio schlenderten.
„Nein, wieso?"
„Ich hab' gehört, Blade Runner 2049 soll ganz gut sein."
„Blade Runner?", Louis war kritisch. „Das ist das Beste, was du mir anbieten kannst, nachdem ich seit Ewigkeiten nur Netflix geguckt habe?"
„Bald kommt Thor: Ragnarok raus, aber da müssen wir uns noch ein paar Wochen gedulden."
„Oder Schneemann", sagte Louis, der sein Handy aus der Tasche gezogen hatte und im Internet nach Filmen suchte. „Das ist ein Horrorfilm."
„Oh, bitte kein Horrorfilm!", sagte Niall und klang plötzlich so verängstigt, dass Louis lachen musste. „Ich traue mich nicht einmal, Stranger Things zu gucken!"
„Was?!", Niall schien sich so sehr vor Louis' plötzlich lauter Stimme zu erschrecken, dass er kurz einen kleinen Hüpfer machte, und Louis musste noch stärker lachen. Dann wurde er wieder ernst. „Stranger Things ist sehr gut! Das musst du gucken! Davon habe ich die letzten Monate gelebt! Und bald kommt eine neue Staffel raus! So gruselig ist es auch gar nicht. Also bevor man weiß, wie der Demogorgon aussieht-"
„Na gut, na gut", unterbrach Niall seinen Redeschwall. „Ich guck's mir an. Aber in einen Horrorfilm will ich trotzdem nicht."

Eine Stunde später saßen sie also auf ihren Sitzen im Kino. Niall hatte sich mit Blade Runner durchsetzen können, was größtenteils daran gelegen hatte, dass Louis zu gut gelaunt gewesen war zum Diskutieren. Seine Hauptsorge war es gewesen von Fans erkannt zu werden, vor allem, da einige im Kino zu sein schien. Niall hatte jedenfalls, als er von den Toiletten zurückgekommen war, berichtet, dass zwei Mädchen ihn abgefangen und nach Fotos und Autogrammen gefragt hatten. Louis, der schon seit einiger Zeit keinen Fans begegnet war, fühlte sich hin- und hergerissen. Einerseits war es natürlich ganz entspannend, seine Privatsphäre zu haben und nicht angesprochen zu werden, andererseits machte es ihn auch immer glücklich, wenn Fans vor Freude ausrasteten, wenn sie ihn sahen. Vor allem jetzt, wo sein Anblick keine Zumutung mehr war, wäre es doch nett gewesen, wieder in der Öffentlichkeit zu erscheinen. Vielleicht hätte ja auch Harry etwas davon mitbekommen... Naja, aber jetzt, wo Niall bereits gesehen worden war, wäre es sowieso nicht mehr so gut. Er wollte den Directionern keine falschen Hoffnungen auf eine Reunion machen, wenn er doch selbst nicht daran glaubte.

Niall neben ihm gab einen erschrockenen Laut von sich und holte ihn in die Realität zurück. Vielleicht sollte er sich wieder auf den Film konzentrieren. Was war bis jetzt überhaupt geschehen? Wann immer er sich auf das Konzentrieren konzentrierte, drifteten seine Gedanken nur noch weiter ab. In den nächsten zweieinhalb Stunden gelang es ihm aber doch noch, die Handlung zu verfolgen und mitzufiebern. Sogar seine Nachricht an Harry wurde vergessen und nicht mehr beachtet...

Not who we used to be | Larry Stylinson 2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt