Kapitel 6

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„Levi hatte Sex!", schrie Eren aus dem Autofenster heraus und drückte aufs Gas, als die Ampel umsprang. Irgendwelche besoffenen Fußgänger hatten ihm bei seinen Worten laut gejubelt. Ich saß nur beschämt auf dem Beifahrersitz, versuchte mein Gesicht zu verstecken. „War er gut? War er groß?!"

Eren schien es mehr zu freuen, als mich. War irgendwie amüsant. Auf seine Fragen nickte ich nur, er lachte auf und trommelte hyperaktiv auf dem Lenkrad rum. „Du kannst stolz auf dich sein! Der Typ war heiß." Wieder nickte ich nur. Er hatte mir seine Nummer gegeben, meinte, dass er nichts Ernstes suchte, für Spaß allerdings zu haben wäre.

„Kam der Plug gut an?", Eren grinste stupste mich an der Schulter an und errötet nickte ich. „Ha! Ich wusste es! Levi jetzt gehts bergauf für dich. Scheiß auf Erwin, scheiß auf Gefühle!"

Ja, scheiß auf Gefühle.

Bei Eren angekommen, lief er sofort in die Küche, es war bereits hell draußen - vermutlich hatte er Hunger. Doch entgegen meiner Erwartungen kam er mit einer Flasche Vodka und einer Flasche Orangensaft wieder. „Eren, es ist 5 Uhr morgens." - „Na und? Ich muss nicht arbeiten, du musst nicht arbeiten. Wir haben keine Verpflichtungen, also was soll's?", damit schenkte er uns eine 70/30 Mische ein und schob mir das Glas zu. Und ja, er hatte Recht.

Ich nahm einen Schluck von dem Getränk lehnte mich auf dem Sofa zurück und sah ihn an. „Macht dir das echt Spaß? Jede Nacht wen anders, immer wieder in die Clubs?" - „Klar. Ich lerne erstens neue Leute kennen und zweitens - wir wissen es beide - bin ich verdammt gut im Bett. Ich diene also der Allgemeinheit der traurigen Singles.", grinste er und ich nickte.

„Traurige Singles, wie ich?"

„Du bist anders. Dich kenne ich seit Jahren, mit dir verbringe ich auch gerne Zeit außerhalb des Betts. Nur durch den Job und Erwin war das ja 'ne ganze Zeit nicht möglich. An dir liegt mir was.", erklärte er und exte sein Glas, ehe er das Gesicht verzog und sich direkt wieder nachschenkte.

„Was war als du versetzt wurdest? Waren da auch traurige Singles?", fragte ich und rutschte näher an den Brünetten heran. „Da waren einige. Aber da war auch jemand anderes. Jemand besonderes. Und der machte mich zum traurigen Single." Ich nickte, wollte nicht unhöflich sein und graben. Wenn er es erzählen wollte, würde er es tun. „Und jetzt diene ich der Menschheit mit meiner Weisheit und meinem göttlichem Körper." - „Nah.", machte ich und musterte sein empörtes Gesicht.

„So göttlich ist dein Körper nicht. Gut, aber nicht göttlich.", erklärte ich stumpf und wurde mit offenem Mund angestarrt. „Wie kannst du nur?! Wer hat einen besseren Körper als ich?" - „Jake.", unbeeindruckt hob ich eine Augenbraue.

„Pf. Du hättest uns nebeneinander sehen müssen. Dann wäre dir aufgefallen, dass ich tausend mal besser aussehe als der Typ. Ich meine hast du seinen Bart gesehen? Der ist bestimmt gefärbt, damit man die grauen Härchen nicht sieht. Und seine Bauchmuskeln-"

„Wer hat was von Bauchmuskeln gesagt?", unterbrach ich ihn doch Eren drückte mir nur seinen Finger auf die Lippen. „Vielleicht trainiert er viel, aber bestimmt nimmt er Steroide. Hat ein Drogenproblem. Und bestimmt hatte er so orthopädische Einlagen, damit er größer wirkt. War er größer als ich?", Eren stellte sein Glas auf den Couchtisch und nahm seinen Finger von meinem Mund. Meinte er das allgemein körperlich oder spezifisch? „Du bist größer.", entgegnete ich, hoffte, dass er die Körpergröße meinte und sah mit roten Wangen in mein Glas. „Ich wusste es!"

Wir tranken weiter, redeten viel. Über die Zeit, die er wegen der Arbeit am anderen Ende des Landes verbrachte. Über meine Arbeit. Über unser beider Leben. „Darf- darf ich was fragen?", lallte er und fuhr mir weiter durch die Haare.

Ich saß inzwischen mit dem Rücken an ihn gelehnt, zwischen seinen Beinen. Genoss die Aufmerksamkeit und Nähe des Größeren. „Wieso bist du noch hier?" Wieso war ich noch hier? Wieso war ich nicht nach Hause gefahren?

„Gestern morgen war er da. Hat mit Hanji geredet. Ich will nicht riskieren ihn zu sehen.", erklärte ich und legte meinen Kopf an Erens Schulter. „Irgendwann musst du ihn sehen.", sprach er hickste auf. „Aber noch nicht jetzt. Außerdem will ich mir von Hanji nicht anhören müssen, dass ich es nicht so eng sehen soll."

„Hab ich dir nicht genau das Selbe gesagt?", lachte er und warf den Kopf in den Nacken. Stimmt, er hatte das Selbe gesagt. Es wäre nicht so dramatisch. „Du hast es gesagt, weil du es nicht verstehst. Sie hat es gesagt, weil sie nicht will, dass wir uns trennen."

„Verstehe, weil ich niemanden lieben kann." Ich drehte mich zu ihm, saß immer noch zwischen seinen Beinen, sah ihm ins Gesicht. Verdammt nah. „Dieser besondere Jemand", begann ich und Eren sah mich fragend an „war er so besonders, dass du ihn geküsst hast?"

„Bevor ich mich das getraut habe, war er weg.", erklärte er und sah traurig aus dem Fenster. Es war bestimmt schon 10 Uhr morgens. „Ich weiß nur, dass er seit dem mit irgendeinem Bankkerl zusammen war.", murmelte er und sah wieder zu mir, hatte die Augen nur noch halb offen. Ob vor Müdigkeit oder wegen des Alkohols, konnte ich nicht sagen. Aber er sah fertig aus.

„Ich hab noch nie jemanden geküsst, Levi.", gab er dann zu und ich sah ihn mit weit offenen Augen an. „Du?! Du hast schon alles gemacht, was irgendwie mit Sex zu tun hatte. Aber in all den Jahren hast du nie jemanden geküsst?!" Der Brünette lachte auf. Doch es klang nicht sehr fröhlich. „Ist schon armselig, dass ich immer noch an die wahre Liebe glaube, oder? Immerhin war ich öfter mal der Grund, warum Beziehungen kaputt gegangen sind."

Ich schüttelte nachdenklich den Kopf, sah ihn traurig lächeln. „Danke, dass du hier bist.", murmelte er dann leise und legte seine Arme um mich, zog mich an sich und legte seinen Kopf in meine Halsbeuge. Ließ seine Hand in meine Haare fahren, hielt mich fest. Gab mir Sicherheit.

Bed Boy [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt