Part 11

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„miss bouvier, I'm sorry to not bring you good news.", spricht die Ärztin mit einem niederschmetternden Blick.
„our baby died, right?", fragt Leia direkt nach.


Mein Mund stand offen, meine Augen aufgerissen, durch meine Ohren hörte ich alles wie durch Watte. Nach dem Nicken der Ärztin hörte ich kaum noch weiter zu. Meine Lippen fingen an zu zittern, die Augen wurden nass, das Atmen fiel mir schwer. Ich lies Leias Hand los und setzte mich auf einen Stuhl an der gegenüberliegenden Wand. Wenn ich mich nicht hingesetzt hätte, wäre ich ohnmächtig geworden - und das wäre in keinem Fall hilfreich. Ich fühlte wie sich eine Panikattacke in mir breit machte, doch tat mein Bestes diese zu unterdrücken. Meine Emotionen zeigen, kein Problem, aber eine richtige Panikattacke könnte Leia nur noch mehr stressen und verunsichern. Schließlich hatte ich noch nie eine in ihrer Anwesenheit.


Ich versuchte mein bestes um nicht wie ein Wasserfall zu weinen, streife meine Tränen am Handrücken ab, bis mir auf die Zunge und atmete tief durch. Mir war auch nicht bewusst, dass ich in diesem Augenblick kaum etwas wahrnahm. Erst als die Krankenpflegerin sanft an mir rüttelte, holte sie mich wieder zurück.
„mr. Evans please follow me.", fordert sie sanft auf, reicht mir geschickt noch ein Taschentuch und führt mich in eine Art Wartebereich. Sie erklärt mir noch, dass Leia bald fertig ist und ich dann zu ihr kann.

Fertig mit was?
Etwas verspätet rufe ich die nette Dame zurück und frage nach. Sie erklärt, dass gerade unser totes Baby geholt wird durch einen Eingriff. Würde man es nicht sofort machen, müsste Leia Medikamente nehmen, welche Wehen auslösen und unser Kind tot gebären. Da die zweite Variante für Leia furchtbar klang, ging es direkt in den Operationssaal für sie. Ich weiß nicht wie lange ich da saß. Mein Gefühl für Zeit war nicht mehr vorhanden. Alles fühlte sich wie einem furchtbaren Alptraum an.
War ich schuld daran, dass unser Kind nicht mehr lebte?
Habe ich nicht genug achtgegeben?

Als die Ärztin, welche Leia behandelte an mir vorbeilief, blieb sie stehen und schaute mich auch. Ohne meinen Kopf zu heben spürte ich ihre Blicke. Etwas verwundert war ich, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte und sie sich neben mich saß.


„I'm really sorry. There was nothing that could've been done to rescue him. Tomorrow we'll have the results from the autopsy and find out why it happened.", sagt sie mittrauernd. Meine Tränen flossen weiter und mein ganzer Brustkorb war so verkrampft, dass ich keinen Satz rausbrachte. Die Ärztin erzählte mir, dass ihr vor Jahren auch etwas ähnliches passiert sei. Das ihr Mann und sie jahrelang getrauert haben und es immer noch tun. Doch trotz der ganzen Trauer, haben sie nun 3 Kinder und schätzen jeden Tag mehr. Man würde nie das Kind vergessen, was man verloren hat. Aber dennoch sollte man sein Leben fortführen, denn es gibt viele andere schöne Ereignisse, die man sonst verpasst, wenn man sich zu lange einsperrt.

Ich dankte ihr, entspannte etwas und fuhr fort: „the funny thing is, we had just a one night stand and I gave her my number just in case she's interested. And it was all cool, we didn't saw each other for six weeks and she only hit me up because she couldn't get a hotel in Boston. We kinda developed feelings over weeks and it just worked somehow. Leia didn't even knew she was pregnant until 5 weeks ago. Everything was spontaneously like I met her family and she moved into my place. And to be honest, I was really excited. I always wanted a family of my own and even though I don't know her for long, I already know, that I want to grow old with Leia and have children and everything. I was excited for our future. With our baby..."

Wieder weinte ich, die Ärztin nahm mich sofort in den Arm und versprach mir, dass meine Träume sich erfüllen würden. Dieses Ereignis ist zwar schwer und kann uns auseinanderbringen, aber genauso verbindet es uns. Noch bevor sie ging, steckte sie mir einen kleinen Zettel zu. Verwirrt blickte ich darauf und sah verschiedene Nummern von Therapeuten.

Darunter in ihrer Handschrift <<they helped my husband and me, just in case. And don't be scared to call them, they are the best.>>

Mir kam ein leichtes Grinsen über die Lippen über ihre Herzlichkeit. So sollte jeder Arzt sein, mitfühlend und herzlich.

„mr. Evans - miss Bouvier is now back in her room. We've put a second bed in it so you can stay the night. If you would please follow me.", sagt ein weiterer Krankenpfleger und führt mich zu eins der Patientenzimmer. Anscheinend bin ich noch einmal eingeschlafen nach dem Gespräch mit der Ärztin.
Am Zimmer angekommen lag sie da.
Immer noch wunderschön.
Immer noch bezaubernd.
Immer noch meine Partnerin.

Der Krankenpfleger ging wieder und ich vorsichtig an ihr Bett. Als ich neben ihr stand schaute sie mich an und lächelte. Sie lächelte mich einfach an, keine Spur von Tränen oder Schmerzen.
„how are you?", frage ich behutsam nach und streiche ihr ein paar Haare aus dem Gesicht.
„high on painkillers and tired. But I'm okay. How are you, handsome?"
„I feel empty and sad, a bit angry too. I don't think I know how I feel. I'm just glad that you're okay."


Vorsichtig hebt Leia ihre Hand und hält meine Wange. „you cried?"
„I cried a lot.", gebe ich zu.
„you know that miscarriage isn't rare? It happens a lot more than you may think.", sagt sie etwas kühl und ich frage mich ob es an den Medikamenten liegt.
„I don't care if it's common or not. All I care about is about our health and our baby."
„Chris, get some sleep. We can talk about everything tomorrow. Or speak to the doctor. I'll fall asleep pretty soon throughout the drugs they gave me."

Recht hat sie, wir sollten schlafen. Wenn die Ergebnisse der Autopsie da sind, kann man uns mehr Fragen beantworten, die uns hoffentlich helfen.

Aber Schlaf fand ich keinen.
In meinem Kopf waren Bilder wie unsere Zukunft ausgesehen hätte.

Wir beide, zusammen mit unserem Sohn.
Wie wir zu dritt am Tisch sitzen und frühstücken.
Wie Dodgers sich neben den kleinen legt und bewacht.
Wie Leia komplett übermüdet auf der Couch einschläft mit dem kleinen im Arm.
Wie ich jedes Bild meinen und ihren Eltern schicke, weil mein Traum vom eigenen Kind endlich wahr wurde.
Wie der kleine die Nichten und Neffe von Leia verzaubert.
Wie Scott noch öfters zu mir kommt nur um den kleinen zu sehen.
Wie glücklich meine Mutter wäre über einen weiteren Enkel.
Wie ich mit ihm spazieren gehe und diese Papa-Sohn Momente genießen würde.
Fuck.

Gerade als ich etwas Entspannung fühlte, holte mich die Stimme einer Ärztin zurück. Sie sprach ihr Mitleid aus und erklärte, was man bei der Autopsie herausfand. Viele medizinische Begriffe, viele Ratschäge wie wir fortfahren sollten und einen positiven Blick für die Zukunft. Langsam und vorsichtig stand Leia auf und wir liefen zurück zum Auto. Außer Leia ignorierte ich jedes Geräusch und jede Person. Die Heimfahrt war still. Niemand sprach auch nur ein Wort.

Das kann doch nicht alles wirklich wahr sein?
Ist es alles wirklich passiert?

Zuhause angekommen wurden wir freudig von Dodgers erwartet und begrüßt. Ich ging direkt unter die Dusche, weinte, bis keine Tränen mehr übrig waren und fühlte mich wenigstens frischer. Zurück im Wohnzimmer sah ich wie Leia mit Dodgers spielte und mich anlächelte.

„Are you okay?", fragt sie besorgt.
„I don't know. I feel like in a nightmare.", gebe ich von mir und setze mich neben sie.
„We'll get through this. We're in this together.", grinste sie mich an und nahm meine Hand. Vorsichtig strich sie über meinen Rücken und küsst immer wieder meine Wange.

„You should put on some clothes, I'm not allowed to jump at you... ", kicherte sie und ging in die Küche. Während ich immer wieder mit meinen Tränen kämpfen muss, schien Leia immer noch nicht so berührt von den Ereignissen.
„How are you doing it?", frage ich sie als ich ihr nachlaufe.
„Doing what?", fragt sie eher überrascht.
„How are you not crying? How are you acting, like we didn't lost our son? Why are you not breaking down?"

Leia schloss ihre Augen für einen Moment, atmete laut ein und aus und sprach leise, dass sie niemals gedacht hätte, so weit in einer Schwangerschaft zu kommen. Sie erklärt, dass ihre Frauenärztin vor so etwas warnte – und das nicht nur einmal. „If everything would've gone well, I'd be the happiest mom ever. But I always had it in the back of my head, that something can happen."

Mir liefen wieder Tränen über das Gesicht, es tat weh zu hören, wie meine Freundin immer solcher Gedanke mit sich trug. Warum hat sie nicht mit mir darüber gesprochen? Warum hat sie sowas vor mir geheim gehalten?

„why didn't you said something? I could've helped you..."
„you couldn't. You were so happy and excited for our kid. Every negative thought I had, said or would've said, you would tell me to think positive. And I loved seeing you this happy. You've made me happy with every smile. I didn't wanted to ruin your mood with the things my gynaecologist said."

„But you should've been honest with me. You should've told me every concern you or your gynaecologist had. It isn't fair to keep all the information for yourself. I was with you. I told you I would be here for you. I told you that I won't leave. But still, you kept it from me.", rufe ich aus Wut lauter. Weitere Wörter kamen aus meinem Mund, doch diese waren verletztend.

Ich wollte nicht schreien.
Ich wollte Leia nicht anschreien.
Aber ich war wütend.
Ich war zurecht wütend.
Oder?

The memory of your kiss is engraved in my skin.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt