//WIRF IHN INS BIER!//

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NUN IST ES also so weit. Unsere Ringgemeinschaft hat den Planeten gefunden, auf dem sie den Ring der Nazgûl zerstören können. Doch Susis Enthusiasmus scheint nach wie vor nicht sonderlich groß zu sein.

»Was ist denn? Warum trödelst du, Susi? Wir dürfen keine Zeit verlieren. Nimm dieses Ding und bring es endlich hinter dich!«, ruft Max seiner Freundin aufmunternd zu.

»A... aber wir wissen doch gar nicht, ob wir ihn hier wirklich zerstören können. Was ist, wenn es schief geht?«, stottert Susi und steht stocksteif in der Gegend rum, als würde sie gleich eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt bekommen.

»Dann haben wir es wenigstens versucht. Die Elben wissen es doch auch nicht besser und wir haben immerhin eine Spur. Komm schon, da hinten ist der Ozean«, redet Max ihr weiter ins Gewissen.

»Ja. Ich rieche es«, gibt Susi ihm naserümpfend recht.

Wirklich, so einen intensiven Biergeruch gibt es nicht einmal auf dem Münchner Oktoberfest. Selbst passionierte Biertrinker würden hier Brechreiz bekommen. Mein lieber Scholli.

Endlich erreichen die Freunde den Ozean aus reinem Bier. Weder auf dem Land, noch in dieser stinkenden Brühe scheint etwas zu leben. Mich wundert es nicht.

Susi steht bereits mit dem Ring in der Hand an der Küste und der Bierschaum legt sich sanft um ihre Füße. Warum zögert sie denn noch? Die Nazgûl landen bereits ebenfalls auf Spirituosia und kommen immer näher. Die Zeit drückt nun. Susi, verdammt!

»Susi?! Warum verweilst du denn so lange? Bring es endlich hinter dich und dann lass uns von hier verschwinden!«, ruft Max, der bereits ahnt, dass die Ringgeister, getrieben von der Macht des Einen in der Nähe sind.

»I... ich bin mir... Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich das wirklich will«, sagt Susi plötzlich mit heiserer Stimme. »Der Ring ist zu mir gekommen, ich habe ihn gefunden. Warum sollte ich ihn nicht behalten? Er ist mein Eigen, mein Schatz«, murmelt sie vor sich hin und betrachtet den goldenen Ring in ihrer Hand.

»Erzähl doch keinen Quatsch! Er gehört den Nazgûl, er ist das Werkzeug des Bösen! Vernichte ihn endlich! Es muss hier ein Ende haben!«, schreit Max aus voller Kehle. »Wirf ihn ins Bier!«

»NEIN!«, antwortet Susi mit einem Gesichtsausdruck, den ihre Freunde bislang noch niemals zuvor bei ihr gesehen hatten.

DIE FOLGENDEN SEKUNDEN fühlten sich wie Stunden an, als das Unfassbare geschah. Susi tat etwas, was sie niemals hätte tun dürfen. Sie zog den Ring über ihren rechten Zeigefinger und wurde vor den Augen ihrer Freunde unsichtbar. Max brach in Tränen aus, Chnum wurde ohnmächtig und wir konnten ein weiteres Mal nur zugucken, wie die Geschichte eine bitterböse Wendung nahm.

»Nein! Warum nur? Warum tust du so etwas? Susi! Warum tust du uns das an? Bist du so weit gekommen, um jetzt zu versagen? Ich glaub das einfach nicht«, wimmert Max enttäuscht.

Chnum, der wieder zu sich kam, kann Max gerade noch abfangen, bevor er in Tränen zusammenbricht. Von Susi ist weit und breit nichts zu sehen. Am Horizont sieht man stattdessen bereits die Nazgûl näher rücken. Doch plötzlich werden diese von einem lauten Knall erfasst, welcher von einem übergroßen Laserschuss ausgelöst wurde. Dieser kam von einer kleinen Raumkapsel, welche wir bereits kennen. Sie landet nun wenige Meter neben unseren Freunden.

»Wer seid ihr?«, fragt Chnum den fremden Raumfahrer. »Zeigt euch gefälligst!«

Nun öffnet sich eine Luke und heraus kriechen niemand geringere als Müsli Bob und die mysteriöse Person, mit der er vorhin dunkle Geschäfte gemacht hat. Diese Person nimmt jetzt ihren Hut ab und wirft den staubigen Trenchcoat zur Seite. Unter dieser Montur steckt jemand, der schon einmal in einem Kostüm für Unruhen gesorgt hatte. Ich hatte also recht ...

»GOLLUM?! Nicht du schon wieder! Ich denke, du machst gemeinnützige Arbeiten im Altersheim?«, schreit Max erstaunt auf.

»Wo ist er? Wo ist mein Schatzzz, mein Lieber?«, faucht Gollum und sucht die Gegend nach dem magischen Schmuckstück ab, ohne weiter auf Max zu achten.

»Du wirst ihn niemals bekommen, du Stinker!«

Max wirft sich in all seiner Wut und Verzweiflung auf die Kreatur und prügelt sich nun mit ihm. Als jedoch Gollum die Oberhand gewinnt und anfängt, ihn zu würgen, nimmt Susi den Ring wieder vom Finger und geht auf die beiden Streithammel zu.

Meine Güte, so viel Aufregung kann ich nicht mehr ertragen, nach all den Abenteuern.

»Steh da nicht so rum, Susanne! Tu endlich das, wofür du hier hergekommen bist! Vernichte den Ring! Wirf ihn endlich ins Bier!«, ruft Max seiner Freundin entgegen.

Noch ehe Gollum reagieren kann, findet Susi ihren Verstand wieder und rennt zurück zum Biermeer.

Susi, tu es einfach! Versage nicht am Ende aller Dinge!

Das Mädchen betrachtet ihr unheilvolles Fundstück ein letztes Mal und wirft dann den Ring der Nazgûl in den goldgelben Ozean. Gollum fängt daraufhin an fürchterlich zu schreien und springt seinem Schatz hinterher. Doch er kommt zu spät. In seinen Händen löst sich der machterfüllte Ring in Schaum auf und wird eins mit dem Bier. Der Ring ist zerstört.

Die Nazgûl, die sich gerade wieder erholt hatten, fallen nun einer nach dem anderen in Ohnmacht. Susi, Max, Chnum und Gorbie mit seinen Yetis feiern währenddessen ihren Erfolg und nehmen sich ganz fest in die Arme.

Und auch dabei können wir wieder nur zusehen, aber die Freude über diesen Erfolg überwiegt die Enttäuschung, nicht ebenfalls mit ihnen den Sieg über die Nazgûl feiern zu können.

Die ohnmächtigen Ringgeister werfen die Yetis jetzt in den Bierozean, wo sie sich, wie ihr Ring zuvor, in Schaum auflösen. Gollum fischen sie anschließend aus der Brühe heraus und fesseln ihn.

Doch Gollum wehrt sich nicht, wie sonst, sondern singt stattdessen fröhliche Lieder. Wahrscheinlich hat er ein bisschen zu viel Bier geschluckt, was? Langsam gehen sie alle zusammen zurück zum Raumschiff – als Sieger über das letzte Überbleibsel von Saurons einstiger Macht.

»Du hast es geschafft, Susi. Du hast den Ring und die Nazgûl vernichtet. Du hast die ganze Welt gerettet. Du bist eine Heldin!«, gratuliert Max seine Freundin zu ihrem Erfolg.

»Ach, komm. Ohne dich und unsere Freunde hätte ich das nie geschafft. Ohne euch wäre ich jetzt noch eine naive Kaiserin unter rosa Kaninchen. Das alles ist allein euch zu verdanken«, gibt Susi den Dank an ihre Freunde zurück.

Ein bisschen haben wir auch unseren Anteil daran, nicht wahr?

»Tja, sei froh, dass du uns hast. Aber was wird nun aus diesem komischen Karnickel da unten?«, fragt Max und betrachtet abwertend den völlig verängstigten Müsli Bob.

»Müsli Bob? Ach, lass ihn doch da versauern, diesen Verräter. Ich glaube nicht, dass ihn auf Platsch Pitti jemand vermissen wird. Wir sollten jetzt über nichts mehr nachdenken und uns auf zuhause freuen und auf das bevorstehende Weihnachtsfest«, antwortet Susi und das Yeti-Raumschiff startete ein weiteres – ein letztes Mal.

✅ 𝙺𝚒𝚗𝚐 𝙶𝚘𝚕𝚕𝚞𝚖 𝚞𝚗𝚍 𝚍𝚎𝚛 𝙶𝚘𝚕𝚍𝚎𝚗𝚎 𝚁𝚒𝚗𝚐Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt