Die Regentropfen fielen sanft auf meine Haut und ich streckte für einen Moment die Hände aus. Das Fahrrad hielt sein Gleichgewicht und sorgte für einen kühlen Wind in meinen Haaren. Die Straße war leer, der Himmel grau und der Wind sorgte für ein kaltes Gefühl auf meiner Haut.
Ich griff wieder die Lenker meines Fahrrad's und fuhr summend Schlangenlinien auf der breiten Straße. Ein heftiges Grollen erfüllte den Himmel und ließ ihn nur noch dunkler wirken. Ein Blitz schlug meterweit von mir entfernt ein und erfüllte den Himmel für einen Moment in einem leuchtendes Violett.
Der Regen wurde stärker und der kühle Wind sorgte für eine Gänsehaut auf meiner braun gebrannten Haut. Die gesamte Wochen war es unerträglich warm und sonnig. Heute jedoch schlug das Wetter schlagartig um. Den ganzen Tag war es kühl und regnerisch. Der graue Himmel ließ nichts gutes Ahnen und meine Befürchtungen verstärkten sich am Nachmittag.
Ein heftiger Sturm war aufgezogen, als ich endlich im verlassenem U-Bahn Tunnel ankam. Der perfekte Ort für einen Horror Film, währe da nicht die laute, fröhliche Musik und die wenigen Menschen, welche ihr Leben in vollen Zügen auslebten.
Hier unten war der perfekte Ort um sich vor der Polizei zu verstecken, doch am meisten sah man die Leute, welche so wie ich waren.
Bekannte Gesichter standen an den Wänden und bemalten sie. Da war Ed, denn man nur hier unten sah. Dort wo wir lebten schien er gar nicht zu existieren, denn er tauchte nie irgendwo anders als hier unten auf. Ein anderer war Troy, welcher als Maler arbeitete. Wo genau, änderte sich jedes Mal, da er nie ein Auftrag erfüllte sondern sein eigenes Ding durchzog. Weiter hinten war Viv, welche eine Identitätskrise hatte und wöchentlich ein neues Image anlegte. Letzte Woche lief sie als gothic durch die Gegend und heute sah ich sie als fröhliches Mädchen im Sommerkleid und Blumen im Haar, welches dem Frühlingswetter trotzte . Außerdem war da Raph, der sich hier unten nur die Zeit vertrieb, während er sich vor der Polizei versteckte.
Ich kannte jeder dieser Menschen gut, da sie die selbe Leidenschaft hatten wie ich. Das Malen. Jeden Tag sah man neue Bilder an den langen Wänden und die Künstler standen meist davor. Es war ein wundervolles Gefühl hier unten zu sein.
Der still gelegte U-Bahn Tunnel war ein wundervoller Ort um meine Freiheit auszuleben. Jegliche Gefühle welche in mir tobten konzentrierte ich auf meine Bilder.
Ich schüttelte die Spraydose und lauschte dem vertrauten Geräusch der kleinen Kugel im inneren. Ich zog eine lange schwarze Linie über die bunte Wand und lauschte der lauten Musik, welche durch den Tunnel hallte.
„Rino, was läuft?", rief eine bekannte Stimme. Ich drehte mich grinsend zu dem Jungen, welcher auf mich zu kam. Ich ließ die Dose in die Tasche fallen und begrüßte Chris, mit seinen Freunden Tio und Adam.
Die Breakdancer übernahmen die Musikanlage und präsentierten ihre einzigartigen Moves. Bei einer Freestyle Einlage zeigten sie wie jedesmal ihr Talent und luden mich daraufhin zum Tanzen ein. Meine Freunde zeigten mir einige neue Tanzschritte und ich half ihnen ihre Choreografie zu verbessern.
„Versuch mal das", meinte Tio und zeigte mir seinen neusten Dance Move. Als er es noch einmal langsam wiederholte konnte ich es nachmachen. „Wie wäre es wenn du statt einen Schritt nach vorne einen nach hinten machst", schlug ich vor und zeigte die verbesserten Tanzschritte vor.
Wir hatten noch stundenlang Spaß am Tanzen und letztendlich besiegte ich die Profis in einem Battle. Als Rache warf mich Tio über die Schulter und trug mich quer durch den Tunnel. „Lass mich runter", schrie ich belustigt und zappelte mit meinem gesamten Körper.
Als Entschädigung bekam ich ein Bier spendiert und außer Atem saßen wir an der Wand und starrten auf das Bild uns gegenüber. „Was wird das?", fragte Chris und deutete auf mein unfertiges Wandbild. „Das ist eine Illustration meiner Gefühle vor zwei Jahren als wir nach Frankreich kamen", erklärte ich meinen Freunden. „Du hast Frankreich damals echt gehasst", erkannte Chris belustigt als er an den ersten Tag an dem wir uns trafen, dachte.
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Dangerous Love
Teen FictionEine schwere Vergangenheit sorgte dafür, dass Rino's Vater sie und ihre Mutter nach Frankreich schickte. Bereit ihr altes ich hinter sich zu lassen, stellte sie sich den Problemen eines normalen Teenagers: Depressionen, Angstzustände und Stress. Das...