Kapitel 11

257 17 3
                                    

Still saßen beide Freundinnen auf Elli's Bett. Geräusche von dem regen Verkehr draußen drangen durch das offene Fenster. Für einen Tag im Winter war es recht angenehm, was höchst wahrscheinlich an den Abgasen in der Stadt lag. Der Schnee hatte nicht mal länger als ein paar Stunden gehalten und schmolz nun zu einer grauen, miefenden Masse am Straßenrand zusammen, an der sich kleine Kinder etwas erfreuen konnten.

Die Augen der Brünette wanderten zurück Richtung offener Schranktür. Kleider hingen notdürftig auf dünnen Bügel an der Stange und warteten nur darauf, dass sie angezogen wurden. Doch richtig zusagend war keines.

"Was sagst du zu einem Schwarzen mit einer kurzen Jeansjacke? Es ist schick, aber auch lässig, wenn man es so will.", meldete sich die Blondine zu Wort. Mit einem Knarzen stand sie vom Bett auf und schritt auf den Schrank zu, dann hatte sie schon ein enges Teil rausgezogen und hielt es ihrer Freundin fragend hin.

"An sich ja, aber ist das nicht zu kurz?", unsicher schaute sie den Saum des Kleidungsstückes an. Sie hätte schwören können, dass es bei der letzten Wäsche etwas zu heiß geworden war...

"Ach Quatsch! Das ist perfekt; modisch und schlicht, aufgepimpt mit der Jacke und einer kleinen Handtasche. Dein Outfit steht, zieh mal alles zusammen an.", auffordernd hält Tea es ihr unter die Nase. Mit einem Seufzen gibt sie nach und schnappt sich das Kleid. Mit einem letzten Blick zu ihrer Freundin, geht sie ins Badezimmer. Kurz bevor sie die Tür schließt hört sie die Blondine noch rufen.

"Der findet eh alles schön, was du anhast! Hat er selber gesagt.", Elli's Mundwinkel ziehen sich nach oben und ihre Wangen wollten erneut anfangen zu glühen. Tea wusste ganz genau, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Ohne ein weiteres Wort schloss sich die Badezimmertür und die Brünette zog sich um.

"Perfekt! Du siehst richtig fetzig aus! Dein Finn wird sprachlos sein, da bin ich mir sicher.", sagt Tea begeistert. Elli verdrehte nur die Augen, aber wenn sie ehrlich ist, muss sie sagen, dass das Outfit wirklich extrem gut an ihr aussieht.





Die Schmetterlinge wuseln wie verrückt in ihrem Bauch herum, als sie vor ihrer Haustür auf Finn wartet. Tea ist vor ein paar Minuten nach Hause gegangen, aber nicht ohne ihrer Freundin vorher noch gut zuzureden. Doch ihre Worte scheinen wie verflogen und die Unsicherheit macht sich in Elli breit. Was ist, wenn Finn sie gar nicht wirklich einladen wollte, hatte er sich vertippt, den falschen Chat?

Die Brünette war so in Gedanken vertieft, dass sie Finn überhaupt nicht bemerkte, erst als er vor ihr stand. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er Elli sah, auch sie erwiderte es.

Finn hatte eine Anzugshose mit einem lockeren, schwarz-weißen T-shirt. Seine Locken hingen ihm ein wenig ins Gesicht, doch anstatt, dass es ungepflegt aussah, war es extrem süß.

"Are you ready sweetheart?", seine weißen Zähne strahlten sie förmlich an und Elli nickte lächelnd. Finn bot ihr seinen Arm an, in den sie sich einhakte. Und wieder spürte sie dieses warme Gefühl, als wäre alles plötzlich in Ordnung. Was macht er nur mit ihr?

Der Wagen in den Beide einstiegen sah recht teuer aus. Ein schwarzer Mercedes, mit getönten Scheiben, keine Limousine zum Glück. Auch von innen war das Auto recht exklusiv. Aber beschweren kann man sich da eher weniger.

"Are ya' excited?", erklang die Stimme von neben ihr.

"Just a bit.", er lachte leicht und legte eine Hand auf Elli's Arm.

"It's going to be cool, believe me. The cast is hilarious when you get to know them.", ihre Augen weiteten sich und sie guckte ihn ungläubig an. Er bemerkte ihren Blick.

"Ou, I forgot to tell you, who is also invited... Trust me, they will love you.", versuchte er sie zu beschwichtigen, was jedoch scheiterte. Am liebsten würde Elli sich die Hand gegen den Kopf schlagen, wieso ist ihr das nicht früher eingefallen?! Wen konnte er wohl mit Kollegen meinen, außer die anderen vom Set! Diese Erkenntnis verbessert ihre Aufregung nicht gerade, ganz im Gegenteil! Es kann ja nur ein Desaster werden.

Elli atmet einmal tief ein und wendet sich zu Finn, der sie immer noch entschuldigend anguckt. Mit einem aufgesetzten Lächeln schaut sie ihn an.

"Yeah, sure hope so.", die restliche Fahrt verging wie im Flug. In ihrem Kopf wiederholt sie den Satz von eben wie ein Mantra. 'They will love you.'

Das Auto hält mitten auf dem Bürgersteig, was Elli verwundert aufschauen lässt. Ein Blick nach draußen bestätigt ihren schlimmsten Albtraum. Ein makelloser, langer, roter Teppich liegt vor dem Eingang und er endet genau vor der Autotür. Elli's Hände fangen an zu zittern, als der Fahrer ausstieg und die Hintertür aufmachte. Den einzigen Trost, den sie finden kann ist, dass sie nicht als erstes aus dem Wagen muss, sondern Finn. Für ihn ist das wahrscheinlich nichts Besonderes, weil er sowas öfter macht, aber für sie? Wahrscheinlich stirbt sie gleich an einem Herzinfarkt! Ein roter Teppich an sich ist ja nicht schlimm, aber natürlich stehen auch Menschen drum herum!

Finn steht bereits draußen und winkt den Leuten zu, danach dreht er sich zu Elli und hält seine Hand hin.

"Sorry.", flüstert er, "I didn't know, that there'll be fans and photographers. My agency told me, we'll just visit for drinks and smalltalk with some producers.", anscheinend war er genauso überrumpelt, wie Elli, nur das man es ihm nicht anmerkte. Langsam ergriff sie mit zitternder Hand seine. Er schloss seine Finger um ihre und zeichnete kleine Kreise auf ihren Handrücken. Mit einem letzten zitternden Ausatmen, nickte sie leicht und ließ sich aus dem Mercedes helfen.

Unmittelbar, als beide draußen standen, blitzte es wie verrückt, auch wenn ihr nicht danach war, setzte sie ein erzwungenes Lächeln auf. Es war schwer sich unter den vielen Rufen zu konzentrieren. Die Fotografen wollten Bilder, die Fans Autogramme. Es war ein Stimmengewirr, doch mit Finns Hand in ihrer eigenen, versuchte sie alles andere auszublenden. Ihre Augen trafen sich und Finn konnte direkt in ihre Seele sehen, müsste er jedenfalls mit diesem Blick, dachte Elli. Zusammen gingen sie die paar Meter zu dem Eingang. Wie selbstverständlich hielt der Lockenkopf ihr die Tür auf und beide betraten nacheinander den Eingangsbereich. Nicht mal einen Moment später kam eine Frau mit Headset und einem Klemmbrett in der Hand angelaufen.

"You're Mr. Wolfhard?", er nickte und sie schrieb etwas auf, danach warf sie Elli einen abschätzigen Blick zu und betrachtete sie von oben bis unten. Ein Schauer lief Elli über den Rücken und sie trat von einem auf das andere Bein, man konnte ihr sehr offensichtlich ansehen, dass sie sich nicht gerade wohlfühlte. Finn räusperte sich.

"She's with me.", im Gegensatz zu eben, war seine Stimme jetzt etwas unfreundlicher. Die Frau schaute ihn an.

"Of course. Please follow me.", damit drehte sie sich auf der Stelle um und marschierte in Richtung einer größen Doppeltür. Elli atmete erleichtert aus, als der Blick der Frau nicht mehr auf ihr liegt. Danach gehen Finn und sie hinter dieser her, zu der Tür.


The Comic-Con ~ A Finn Wolfhard FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt