Kevin machte sich nach dem Meeting direkt auf den Weg zu Leighanne und Brians Haus. Er war immer noch furchtbar sauer und enttäuscht, dass Brian Ihm scheinbar nicht vertraute. Mit Ihm war definitiv etwas nicht in Ordnung. Er war verschlossen und nahm kaum noch am Familienleben teil. Oft hatte er Jackie oder auch Leighanne gefragt, was los sei. Doch Antworten hatte er keine bekommen. Doch sein Verhalten heute, reichte Ihm. Jetzt wollte er endlich die Wahrheit wissen.
Er fuhr die Einfahrt zu Brians Haus hoch und stieg aus dem Wagen. An der Tür kam Ihm Baylee entgegen. „Hey, Onkel Kev. Was machst du denn hier?" Kevin lächelte und nahm Baylee in den Arm. „Ich wollte kurz was mit deinem Dad besprechen." „Dad ist nicht da. Keine Ahnung wo er steckt. Mum wartet auch schon." Kevin nickte leicht und deutete auf die Tür. „Dann geh ich mal Hallo sagen." Baylee nickte leicht und Kevin betrat das Haus. „Leigh?", rief er und einen Moment später kam Leighanne aus dem Wohnzimmer. „Hi, Kevin. Schön dich zu sehen", sagte sie lieb und begrüßte Ihn mit einer Umarmung. „Wie geht es dir?", fragte er und Leighanne seufzte. „Ach, wir haben einiges zu tun. Baylee will zu diversen Castings und ich muss noch die Geschäftsauflösung der Firma vorbereiten. Alles nicht so einfach im Moment." Kevin setzte sich auf das Sofa und faltete die Hände ineinander. „Leigh, ich muss mit dir sprechen. Es geht um Brian." Leighanne hielt den Atem an und fuhr sich verlegen an den Hals. „Was ... was ist denn?" Kevin sah sie nun ernst an. „Ich weiß, dass mit Brian etwas nicht in Ordnung ist. Er ist total verschlossen und abweisend. Und ich bin es ehrlich gesagt leid, mir ständig Ausreden anhören zu müssen. Heute ist er fast zusammengebrochen, doch angeblich ist alles in Ordnung. Leigh, ich sehe und weiß, dass er mich anlügt. Also bitte, sag mir was hier los ist", kam es scharf. Leighanne fuhr sich erneut unsicher über den Hals. „Ich ... ich kann dir nichts sagen. Das ... das ist ganz alleine seine Sache", sagte sie leise. „Er sagt aber nichts. Und ich weiß nicht, warum er sich uns oder mir nicht anvertraut. Wir haben immer zu jedem und allem gestanden. Auch für Ihn sind wir alle da." Leighanne stiegen Tränen in die Augen. „Das weiß ich. Und er weiß das auch. Aber ... er ... er hat Angst. Ich habe alles versucht. Ich kann Ihm diese Angst nicht nehmen. Und ich kann Ihn nicht zwingen, Kevin." Die Tränen liefen nun Ihre Wangen herunter. Kevin rutschte an die Sofakante und nahm Ihre Hände. „Ich kann Ihm nur helfen, wenn ich weiß was los ist." Leighanne schniefte leise und öffnete den Mund. „Er hat ...", begann sie. „Es geht dich nichts an, was ich habe", kam es scharf von der Tür. Leighanne sprang auf und sah Ihn verzweifelt an. „Brian, bitte. Sprich mit Ihm. Ich ertrage das nicht mehr." Brian sah sie ausdruckslos an. „Du musst es auch nicht ertragen. Ich muss es ertragen", sprach er scharf. „Ich muss damit leben. Kein anderer von Euch", schrie er nun und wie bereits Stunden zuvor wurde Ihm schwarz vor Augen. Er krallte sich in den Türrahmen und sackte schließlich zu Boden. Leighanne eilte zu Ihm und auch Kevin sprang auf. „Ruf einen Notarzt", sagte sie und schob Brian ein Sofakissen unter den Kopf. Kevin wählte den Notruf und sah Leighanne anschließend streng an. „Erzählst du mir jetzt was los ist?"
Leighanne hatte Kevin alles ausführlich erzählt. Die Diagnose und die Prognose, wenn er seine Therapie machen würde. Er könnte weiterhin auf der Bühne stehen, wenn er sich nur endlich auf die Therapie einlassen und an den Erfolg glauben würde. Nachdenklich saß Kevin neben Leighanne in der Notaufnahme. Dass es so schlimm um Brian stand hatte er nicht geahnt. „Mrs. Littrell?", kam es neben beiden. Leighanne und Kevin erhoben sich und sahen den jungen Arzt erwartungsvoll an. „Begleiten Sie mich bitte?" Stumm nickte Leighanne und beide folgten Ihm in das nahe gelegene Zimmer. „Setzten Sie sich bitte. Mrs. Littrell, wir haben Ihrem Mann gerade ein sehr starkes Beruhigungsmittel gespritzt, dass sein Körper sich erholen kann. Wie ich den Unterlagen entnehmen kann, ist dies heute bereits sein zweiter Zusammenbruch gewesen." Leighanne nickte stumm und Kevin griff nach Ihrer Hand. „Wie geht es jetzt weiter? Was sind die nächsten Schritte?", fragte nun Kevin. „Ich würde gerne unseren Psychologen hinzuziehen. Mr. Littrell braucht professionelle Hilfe. Wenn er so weiter macht wie bisher, bringt er sich um. Ich muss es leider so dramatisch sagen. Unser HNO Oberarzt hat sich auch bereits angekündigt mit Mr. Littrell zu sprechen. Die Therapien sind vielversprechend und erzielen gute Ergebnisse." „Seine Stimme ist sein Leben, Dr. Hutch", begann Kevin ruhig. „Kann er wieder singen und auf die Bühne?" „Wenn er mitarbeitet und sich helfen lässt, natürlich. Sie wird wahrscheinlich nicht so wie früher, aber jedenfalls deutlich besser als jetzt." Kevin nickte leicht. „Können wir zu Ihm?", kam es nun mit verweinter Stimme von Leighanne. „Sicher. Aber er wird noch lange schlafen." Dr. Hutch führte die beiden zu Brian. Leighanne setzte sich auf die Bettkannte und griff nach seiner Hand. „Ich bin froh, dass du es nun weißt. Ich habe keine Kraft mehr zu lügen und Ihn zu decken. Und seine Launen kann ich auch nicht mehr ertragen." Kevin saß neben dem Bett und sah sie mitfühlend an. „Ich habe wirklich viel Verständnis gezeigt, aber der Tag heute hat mir gezeigt, dass ich das alles nicht mehr will. Ich erkenne Ihn gar nicht mehr wieder." „Sobald er wach ist, spreche ich mit Ihm. Weglaufen kann er ja nicht." Ein leichtes Lächeln huschte auf Leighannes Lippen. „Das würde er auch noch hinbekommen", schmunzelte sie. „Ich werde Ihn vor die Wahl stellen. Entweder macht er die Therapie und lässt sich helfen oder ich gehe." Kevin schluckte und nickte leicht. „Das wahrscheinlich das einzige was du tun kannst. Ich werde die Jungs informieren. Wir müssen für Ihn da sein. Ihm zeigen, wie wichtig er für uns ist." „Nein, Kevin. Sag es Ihnen nicht. Er muss das machen." „Leigh, wir wollen ein Album aufnehmen. Auf Tour gehen. Ich kann doch die anderen nicht so hinters Licht führen." „Ich bitte dich nur ein bisschen zu warten.
Er wird es Ihnen sagen. Ich hoffe es, zumindest", kam es leise und Ihr Blick wanderte wieder zu Brian.
Am nächsten Tag wurde Brian langsam wach. Es dämmerte bereits. Er hatte mehr als 20 Stunden geschlafen. Er blinzelte und seine Augen wanderten hektisch hin und her. Was war passiert? Wo war er nur? Er stöhnte auf. Sein Brustkorb schmerzte und auch der Kopf hämmerte heftig. Langsam drückte er sich hoch und begann hektisch an dem Infusionskabel zu ziehen. „Das würde ich an deiner Stelle sein lassen", kam es bestimmend neben Ihm. Kevin erhob sich aus dem Sessel und kam zu Ihm ans Bett. „Lass mich in Ruhe. Ich will nach Hause", motzte Brian. „Um dort was zu tun? In Selbstmitleid zu baden? Deine Familie zu tyrannisieren? Uns weiter zu belügen?" Brian sah Ihn sprachlos an und lehnte sich wieder zurück. „Sie hat es dir erzählt?", fragte er leise und ohne Kevin anzusehen. „Ich wusste, dass etwas im Busch ist und wollte endlich wissen was mit dir los ist." „Meine Stimme hat versagt, das ist los", motzte er weiter. „Warum hast du denn nichts gesagt? Wir sind doch eine Familie." Brian schwieg einen Moment ehe er sich zu Ihm drehte. „Ich bin eine Belastung für Euch. Ich wollte in den letzten Wochen oft die Band verlassen. Doch Leighanne hat es nicht zugelassen. Sie glaubt an einen Erfolg der Therapie." „Und du nicht?" Leicht schüttelte Brian den Kopf. „Du hast mich doch gehört, beim letzten Auftritt. Das war unterirdisch. Ich kann mir eben nicht vorstellen, dass es wieder besser wird. Selbst jetzt wenn ich spreche, bleibt mir die Stimme weg." Kevin sah Ihn mitfühlend an. „Sieh mich nicht so an. Ich brauche kein Mitleid", kam es scharf. „Wie soll ich denn gucken? Soll dich anschreien, weil du nichts gesagt hast?" Brian sah Ihn emotionslos an und zuckte leicht mit den Schultern. „Brian, du bist mein Cousin. Du bist mir wichtig. Ich will dir nur helfen." „Mir kann keiner helfen", knurrte er. Kevin seufzte. „Du bist so ein sturer Bock. Das ist unglaublich. Ich glaube, du hast dich noch gar nicht richtig mit deiner Diagnose befasst. Ich habe in den letzten 24 Stunden so viele Informationen bekommen und die Therapieerfolge sind erstaunlich", schimpfte Kevin nun. „Gib den Ärzten doch mal eine Chance." Brian drehte den Kopf zum Fenster und sagte kein Wort. Kevin schüttelte den Kopf. „Ich lass dich alleine. Denk bitte darüber nach." Kevin ging zur Tür, als Brian immer noch mit dem Kopf zum Fenster gewandt sprach: „Erzählst du es den anderen?" Kevin senkte den Blick und trat schließlich an Brians Bett zurück. „Ich will es erzählen. Es ist wichtig. Und auch die anderen haben ein Recht auf die Wahrheit. Aber ..." Er stoppte und Brian sah Ihn nun an. Kevin konnte zum ersten Mal die Angst die er empfand sehen. „Aber ich werde es nicht tun. Das ist deine Sache. Du musst es sagen." Brian schluckte schwer und nickte leicht. „Danke", presste er leise hervor. „Enttäusch mich nicht. Bevor wir nach London fahren musst du es sagen." Mit diesen Worten verließ er das Krankenzimmer und Brian schloss die Augen.
Einige Tage später
Brian war aus dem Krankenhaus entlassen worden. Mit diversen Arztbriefen und Kontaktdaten für Spezialisten stand er leicht verloren vor seinem Haus. Die vielen neuen Informationen die man Ihm gegeben hatte, überforderten Ihn. Er fühlte sich verloren und wusste gar nicht wo er anfangen sollte. Langsam ging er zur Tür und öffnete diese vorsichtig. Es war ruhig im Haus. Nichts zu hören. Weder Leighanne noch Baylee schienen zu Hause zu sein. Müde trabte er ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch nieder. Die Dokumente legte er auf den Tisch vor sich. Kaum hatte er sich zurückgelehnt und die Augen geschlossen, klingelte sein Telefon. Er fischte es aus der Jackentasche und zögerte den Anruf anzunehmen. „Hi, Kev", kam es müde und leise. „Wie geht es dir?", fragte sein älterer Cousin ohne Umschweife. Brian seufzte und fuhr sich mit der freien Hand durchs Haar. „Ich weiß nicht", murmelte er. „Hör zu, Brian. Wir treffen uns morgen im Studio. Wir haben die ersten Ideen. Und Jen will uns alle Unterlagen für den Flug und die Unterkunft bringen. Es ist alles gebucht. Es gibt kein Zurück mehr. Ich bitte dich morgen endlich die anderen einzuweihen. Ich will sie nicht weiter belügen", kam es eindringlich. Brians Herz begann zu rasen. Alles wurde ernst. Sie würden tatsächlich ins Studio gehen und diese Reise nach England antreten. „Du belügst ja niemanden", sagte er nachdenklich. „Ich belüge sie." „Brian, bitte. Versprich mir, dass du da sein wirst. Wir finden eine Lösung und sind alle für dich da." Brian holte tief Luft und konzentrierte sich auf seinen Herzschlag. „Ich werde da sein", kam Ihm schließlich über die Lippen. „Sehr gut. Ruh dich gut aus. Bis morgen."
„Bye", murmelte er und warf das Telefon zur Seite. Er konnte sich dieser Situation nicht entziehen. Und tief in seinem Herzen wollte er es auch nicht. Die Jungs hatten die Wahrheit verdient. Und wenn selbst Kevin an den Erfolg einer Therapie glaubte, könnte er das bestimmt auch. Überraschenderweise blieb sein Herzschlag ruhig, als er über dieses Szenario nachdachte. Vielleicht ging es tatsächlich nach all den Wochen endlich wieder bergauf.
Hoch motiviert machte sich Brian am nächsten Morgen auf den Weg zu dem Spezialisten den Dr. Hutch Ihm empfohlen hatte. Natürlich half sein Promi-Bonus hier mit, sonst hätte er viele Monate warten müssen. Auch wenn er heute seit langem wieder einen guten Tag hatte, war er doch nervös.
Er lächelte schüchtern, als er die Praxis betrat. „Guten Morgen. Ich habe einen Termin bei Dr. King." Die junge Mitarbeiterin am Empfang nickte lächelnd. „Nehmen Sie doch bitte in dem Zimmer dort drüben Platz. Dr. King ist gleich bei Ihnen." Brian ging in das Sprechzimmer und setzte sich. Er faltete die Hände in einander und wippte mit dem Bein auf und ab. Es dauerte eine Weile, bis Dr. King endlich zu Ihm kam. „Mr. Littrell, entschuldigen Sie bitte", sagte sie freundlich. „Schon ok. Danke, dass Sie so schnell Zeit für mich haben." Dr. King setzte sich Ihm gegenüber an Ihren Schreibtisch. Sie schlug die Unterlagen aus der Klinik auf und lächelte Ihn an. „Wie geht es Ihnen heute?", fragte sie. „Ich glaube, heute ist es seit vielen Wochen zum erstmal erträglich. Ich habe mich gestern Abend zum ersten Mal mit der Diagnose befasst." Dr. King nickte. „Ich kann verstehen, dass es Ihn in Ihren Job besonders schwer fällt diese große stimmliche Veränderung zu akzeptieren." Brian nickte nur stumm. „Meine Stimme ist mein Leben. Ich liebe es auf der Bühne zustehen. Doch seit ich diese Veränderung habe, habe ich Angst und bekomme schlimme Panikattacken. Mein Herz rast, habe Schweißausbrüche und mir wird schwarz vor Augen." „Ja, ich habe den Bericht aus der Klinik. Wir werden das beobachten. Ich möchte Sie bitte eine Art Tagebuch zu führen. Damit arbeiten wir dann in den Sitzungen. Ich möchte Sie gerne drei Mal die Woche hier haben. Sie haben einen Vocal-Coach, richtig?" Brian nickte. „Den brauchen Sie nicht mehr. Sie bekommen auch Übungen von mir, die Sie gut Zuhause machen können. Und die verschriebenen Medikamente werden wir austauschen bzw. neu einstellen. Denn wenn ich die Nachrichten richtig verstanden habe, steht bald eine große Tour an." Brian presste die Lippen zusammen. „Kann ich es schaffen?", fragte er unsicher. „Mr. Littrell ich will ehrlich sein. Ich bin kein Wunderheiler. Ich kann nur mit Ihnen zusammen gute Ergebnisse erzielen. Wenn Sie sich auf die Therapie einlassen, die Medikation stimmt, können wir sehr gute Ergebnisse bekommen. Wie früher werden Sie nicht mehr singen können. Aber Sie werden singen können. Können wir damit arbeiten?", fragte sie lächelnd. Brian kratzte sich am Kinn. „Ich ... ich denke schon", sagte er leise. „Sie müssen es wollen", wiederholte Dr. King, als sie seine Unsicherheit sah. „Ich will es. Ich will wieder mein Leben genießen. Und ich will wieder mit den Jungs ins Studio."
Dr. King erhob sich und reichte Brian die Hand. „Dann arbeiten wir mal daran", sagte sie und zwinkerte. Brian lachte auf und verließ mit einem guten Gefühl die Praxis. Er fuhr direkt zum Studio und hatte wirklich seit langem wieder große Lust kreativ mit den Jungs zu arbeiten. Das er Ihnen heute die Wahrheit sagen musste verdrängte er.
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One more Song
FanfictionSeine Diagnose verändert alles. Wird er damit zurecht kommen oder wird die Band daran zerbrechen?