Die Tabletten hatten eine starke Wirkung. Brian war kurz nach der Einnahme eingeschlafen. Mitten in der Nacht wurde wieder wach und sah sich irritiert um. Er rieb sich das Kinn und atmete tief ein. Er musste dringend mit Mr. King sprechen. Die Medikamente sollten Ihm helfen und nicht direkt ausnocken. So würde er die Tour nicht überstehen. Er schluckte schwer und es tat höllisch weh. Sein Hals und sein Mund waren fürchterlich trocken und der Nachgeschmack seines Erbrochenem lag auf seiner Zunge. Erneut begann er zu würgen und stürmte ins Bad. Alles zog sich in Ihm zusammen und es schmerzte sehr. Er würgte und erschrocken sah er Blut in seinem Erbrochenem. Er riss die Augen auf und augenblicklich schlug sein Herz wieder schneller. Was passierte hier mit Ihm? Was machten die Tabletten mit Ihm? Die Panik machte sich wieder breit und er bekam plötzlich ganz schlecht Luft. Er japste und hielt sich die Brust. Mit einem Mal fiel er zu Boden und riss dabei die Zahnputzbecher mit sich.
AJ schreckte auf. Was war das gewesen? Er stieg aus dem Bett und blickte aus seinem Zimmer auf den Flur. Niemand war zu sehen, doch da sah er das Licht aus dem Bad. Zögerlich öffnete er die Tür und sah erschrocken Brian am Boden liegen. „Shit", murmelte er verschlafen und kniete neben Ihn. „Hey Rok. Komm zu dir!", sagte er und klatsche gegen seine Wangen. „Los komm schon." Hilfesuchend sah er sich um und entdeckte die Pillendose am Boden. Mit einem schnellen Blick sah er darauf. Sie war voll. Also hatte er zumindest keine Überdosis. „Was sind das für Dinger?", schimpfte er leise und befüllte einen Becher mit Wasser. Er hob Brians Kopf leicht an und hielt den Becher an seine Lippen. „Ok, Rok. Entweder machst du jetzt mit oder wir ziehen andere Seiten auf", knurrte er und stellte den Becher ab, als Brian begann zu husten. Langsam und vorsichtig legte er Brians Kopf auf dem Boden ab. Brian blinzelte und stöhnte leicht auf. „Willkommen zurück, Bro", sagte AJ leicht lächelnd. „Was ist passiert?", krächzte Brian. „Das wollte ich dich fragen. Ich habe es scheppern gehört und dich hier so gefunden." Brian schob sich nach oben und lehnte an der Badewanne. „Die Tabletten nocken mich total aus. Nicht das du denkst, ..." Aj nickte leicht. „Ich habe mir sowas gedacht." „Du solltest mit deinem Arzt reden. Das kann auch mal nach hinten losgehen." Brian nickte stumm. „Komm ich bring dich ins Bett", sagte AJ und stand auf. Er hielt Brian die Hand hin. „Danke", kam es leise und AJ stützte Brian bis an sein Bett. „Schlaf gut, Rok." „AJ?", fragte Brian. „Bitte behalte das für dich. Nick ist schon sauer genug." AJ dachte einen Moment nach. „Ok. Nur dieses eine Mal. Passiert das noch mal, rufe ich einen Notarzt." Brian nickte dankbar und AJ marschierte in sein Zimmer.
Am Morgen war Brian total gerädert. Ihm war schlecht und er hatte starke Halsschmerzen. Wie er heute ins Studio sollte konnte er sich kaum vorstellen. Er bekam kaum ein Wort heraus. Niedergeschlagen saß er am Frühstückstisch und rührte in seinem Tee herum. An den Gesprächen der anderen nahm er keinen Anteil. AJ blickte immer wieder besorgt zu Ihm. Brian war sichtlich frustriert. All die Hoffnungen die er hatte waren wieder tief in Ihm begraben. All die schlimmen Gedanken waren wieder präsent und die Angst ungebändigt an erster Stelle. Er war sich sicher, dass er es nicht schaffen würden und seine Freunde schwer enttäuschen würde. Unsicher sah er zu Nick, der auf seinem IPad herum tippte. Für Ihn tat es Ihm besonders leid. Er hatte so große Hoffnung in dieses Album. Es sollte sie wieder nach ganz oben bringen. „Wollen wir los?", riss Kevin Ihn aus den Gedanken. „Der Wagen ist da." Alle erhoben sich und Brian holte tief Luft und ging kurz in sich. Er musste es schaffen. Er durfte sich nicht verrückt machen.
Nachdenklich stieg er zu den anderen in den Wagen. Sein Herz beschleunigte und im Nacken sammelten sich die ersten Schweißperlen. Seine Atmung wurde hektisch und er hatte Mühe sich unauffällig zu verhalten.
Die anderen war so euphorisch, dass es endlich wieder ins Studio ging, dass Brian nicht weiter auffiel. Die ein oder anderen Blicke von AJ und Kevin überspielte er mit einem aufgesetzten Lächeln.
Als der Wagen vor dem Studio hielt, stiegen alle aus dem Wagen und sahen ehrwürdig auf das Gebäude. Das war so ziemlich das berühmteste Studio der Welt. Und sie würden hier gleich einen Song aufnehmen. Brian ging es immer schlechter. Das Herzrasen, die Schweißausbrüche. Der Leitfaden des Coaches schien wieder zu versagen, denn die Angst war unbeschreiblich groß. Alles in Ihm sträubte sich, dieses Studio zu betreten. Kevin legte lächelnd den Arm um Ihn. „Los, komm." Brian schluckte hart und ging widerwillig mit den anderen herein. Früher hatte er Herzrasen vor Freude über diesen Moment gehabt. Die großen Abby Road Studios. Und die Backstreet Boys mittendrin. Doch heute war es eine Qual. Er würde nicht einmal ansatzweise einen gerade Tonsingen können. Eine junge Frau stand lächelnd im Eingangsbereich und begrüßte die Jungs. „Hi, ich bin Jojo. Wir freuen uns sehr Euch heute hier zu begrüßen. Unsere Studiomanagerin Fiona wird Euch gleich herumführen und Euch Euer Studio für den Tag zuweisen." „Vielen Dank", sagte Kevin lieb. Einige Minuten standen sie in der großen Halle und schweigend saugten alle die Atmosphäre in sich hinein. Außer Brian. Der versuchte verzweifelt, nicht die Kontrolle zu verlieren. Sein Körper spielte verrückt.
Er zwang sich zu einem Lächeln und wandte sich an Jojo. „Entschuldigung. Wo finde ich die Toiletten?" Jojo lächelte und deutete den Gang herunter. „Am Ende des Ganges." Er nickte dankbar und eilte den Gang herunter. Er schloss sich in einer Kabine ein und kauerte mit dem Kopf zwischen seinen Händen auf den Toilette. Seine Atmung war hektisch. Ihm war warm und seine Kehle schnürte sich zu. „Reiß dich zusammen", mahnt er sich innerlich. Doch es wurde immer schlimmer. Er riss die Tür auf und eilte ans Waschbecken. Er blickte schwer atmend in den Spiegel vor Ihm. Krampfhaft konzentrierte er sich auf sein Spiegelbild und langsam beruhigte sich seine Atmung. Er seufzte leicht, als er endlich wieder ruhig atmete. Schnell spritze er sich ein paar Tropfen Wasser ins Gesicht und machte sich auf den Weg zurück zu den anderen. Just in diesem Augenblick kam Fiona und führte die Band durch das Studio.
Eine halbe Stunde später waren sie in Ihrem Studio angekommen. Die Produzenten hatten bereits alles eingerichtet und die Jungs konnten direkt starten. Brian verzog sich auf die Couch und ließ den anderen den Vortritt. Doch eine Stunde später gab es kein entkommen.
Er ging still zu AJ in die Kabine. „So, Rok. Dein Part", sagte er freundschaftlich und klopfte Ihm auf die Schultern. Brian schob sich die Kopfhörer auf die Ohren und holte tief Luft. Er schloss die Augen und wartete auf seinen Einsatz. Aus dem Studio waren alle Augenpaare auf Ihn gerichtet. Gebannt blickten sie Ihn an. Er klang alles andere als sauber. Kaum ein Ton saß und er brach mitten in der Zeile ab. Enttäuscht senkte er den Blick und schob die Kopfhörer von den Ohren. Er sah auf. „Ich kann nicht. Es tut mir Leid", sprach er ins Mikro. Niedergeschlagen ging er zurück zu den anderen. „Brauchst du eine Pause?", fragte Kevin. Brian schüttelte den Kopf. Schwer getroffen sah er die anderen an. „Ich kann das nicht mehr", wiederholte er. Nick schellte in die Höhe.
„Ich dachte du hast Tabletten bekommen die dir helfen. Nimm sie doch endlich mal", zischte er sauer. „Nick", ermahnte Ihn AJ. „Nein es reicht. Ich lass mich von Ihm nicht runterziehen und stecke zurück." Brian räusperte sich und suchte nach den richtigen Worten. „Nick, ich weiß, du bist sauer. Das verstehe ich wirklich ...", begann er vorsichtig. „Einen Scheiß weißt du. Seit Wochen weißt du was mit dir los ist und hast keinen Ton gesagt. Diese Reise hier ist wichtig für uns. Als Band. Doch du hast uns verarscht." „Ich habe Euch nicht verarscht", kam es leise. „Ich habe einfach Angst nie wieder singen zu können." Nick rollte genervt mit den Augen. „Bla, bla. Angst. Ja, ja. Das ich nicht lache. Du versteckst dich hinter deiner Krankheit und verkriechst dich, anstatt etwas dafür zu tun. Denn soweit ich gelesen habe, haben viele Sänger sowas. Und die stehen alle heute noch auf der Bühne und singen einwandfrei", polterte er weiter. „Du bist ein Feigling. Aber weißt du was? Ich habe keine Angst mehr vor dir. Ich werde jetzt auch egoistisch sein und meinen Willen durchsetzen." Brian sah Ihn verdattert an. „Wieso hast du Angst vor mir? Wir sind doch Brüder." Nick lachte hämisch auf. „Sorry, aber der Zug ist abgefahren. Wenn wir Brüder wären, hättest du dich mir anvertraut. Angst hin oder her. Du bist ein egoistisches Stück Scheiße. Du bist eine Belastung und bremst die Gruppe."
Die anderen waren sichtlich geschockt über seinen Ausbruch und keiner wusste darauf zu reagieren. „Das meinst du hoffentlich alles nicht ernst, Nick", kam es schließlich streng von Kevin. „Oh doch, Kev. Ich meine es ernst. Ich lasse mir doch von Ihm die Karriere nicht versauen. Er tut doch nichts, dafür das es besser wird." Kevin trat an Ihn heran und tippte mit dem Finger auf seine Brust. „Du wirst dich augenblicklich entschuldigen und dich mit Ihm vertragen. Und falls es dir entfallen ist, mein Lieber. Du hattest auch mal Probleme. Da waren alle für dich da. Also zeig verdammt nochmal ein bisschen Respekt." Mit jedem Wort war er lauter geworden und funkelte Ihn scharf an. „Du verteidigst Ihn jetzt nur weil er dein Cousin ist. Aber Ihr müsst jetzt als Band denken. Er stört. Er bringt es nicht. Er verarscht uns nach Strich und Faden. Seht Ihr das denn nicht?", schrie er aufgebracht. Kevin sah Nick entgeistert an und dann schließlich zu Brian. „Er hat Recht", bestätigte Brian ruhig. „Ich bin schädlich für Euch." „Das ist doch Quatsch, Rok", fuhr Ihm AJ dazwischen. „Nein, nein. Lass Ihn aussprechen. Er sagt endlich mal die Wahrheit", knurrte Nick angefressen. „Nick! Es reicht jetzt", schrie Kevin aufgebracht. „Wir beruhigen uns jetzt erstmal alle. Dann fahren wir zurück zum Haus und besprechen in Ruhe alles." Nick schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bleibe hier. Wir nehmen jetzt den Song auf. Mir ist egal ob er mit macht oder nicht. Ich nehme keine Rücksicht mehr. Ich will voran kommen. Ich brauche Ihn nicht." Verbittert setzte sich Nick ans Mischpult. „Willst du das ich gehe?", fragte Brian erstaunlich ruhig und klar. Nick sah auf. „Nein", kam es. „Ich will das du nicht einfach resignierst. Wo ist Michal Jorden?" Brian hatte genug. „Den gibt es nicht mehr, Nick. Ich bin fertig. Die letzten Jahre haben mich fertig gemacht. Ständig musste ich einen von Euch auffangen und dessen Arbeit mit übernehmen. Und jetzt geht es einfach nicht mehr", krächzte er aufgebracht. „Deine beschissenen Eskapaden haben mich ruiniert." Auch Brian funkelte nun. Die Augen waren zusammengekniffen und die Hände hatte er in die Hüfte gestemmt. „Das wars. Ich bin raus." Er griff nach seiner Jacke und marschierte aus der Tür. „Brian, jetzt warte doch", versuchte AJ Ihn zum bleiben zu bewegen. „Ja, geh nur. Ich sag ja Feigling. Brauchst gar nicht mehr angeschissen zu kommen. Ich brauche dich nicht", schrie Nick Ihm aufgebracht hinterher. Fassungslos ließ sich Kevin auf die Couch nieder und Nick trat wütend gegen den Stuhl.
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One more Song
FanfictionSeine Diagnose verändert alles. Wird er damit zurecht kommen oder wird die Band daran zerbrechen?