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Fast hatte sie gehofft, sie hätten es so gut wie geschafft und einen ersten Moment zum Aufatmen, als einer der Umeni Mitarbeiter plötzlich hinter der Ecke auftauchte. Sein Gesicht konnte Max noch nicht sehen, aber die Spitzen seiner Schuhe und die Hand, mit der er seine Waffe führte. Er brauchte nur einen Schritt weiter zu gehen und er würde sie ganz sicher bemerken. Sie wollte Wrench wirklich nicht beunruhigen, aber was auch immer er grade machte, hoffentlich brauchte er dafür nicht mehr lange. Max hielt sich noch ein wenig angespannter an ihm fest und hoffte, der Umeni Mitarbeiter gehörte zu der unaufmerksameren Sorte. Geistig bereitete sie sich darauf vor, ihm zuvor zu kommen, ihn zu überwältigen und seine Waffe abzunehmen. Solange sie ihn überraschte, würde sie das mit Sicherheit hinbekommen. Dann müssten sie nur noch irgendwie hier rauskommen, ohne von den zwanzig anderen Sicherheitsleuten auf dem Gelände erschossen zu werden. Doch es schien als hätten sie ein wenig Glück und Wrench sollte Recht behalten. Die Leute bei Umeni waren wirklich keine besondere hellen Leuchten und zu ihrem Glück auch noch deutlich unterbezahlt und unmotiviert. Anscheinend hatte er es nicht besonders eilig sich genauer umzusehen und drehte ihrem Versteck den Rücken zu. Im selben Moment schien Wrench endlich fertig zu sein. Er tippte ein letztes Mal auf den Bildschirm, gefolgt von einer erneuten, diesmal deutlich größeren Explosion an den angrenzenden Docks, die selbst Max ein wenig zusammenzucken ließ. Direkt darauf erklangen die Alarmanlagen einiger Autos, die nach einigem unüberhörbar lauten platschen langsam verstummten.

"Da rüber!", brüllte derselbe, äußerst unsympathisch klingende Typ von eben und Max war froh, einer Konfrontation mit ihm hoffentlich doch noch aus dem Weg gehen zu können, darauf verlassen wollte sie sich trotzdem nicht zu früh. Doch glücklicherweise verließen alle drei die Lagerhalle und Max konnte sowohl Wrench, als auch sich selbst, deutlich erleichtert aufatmen hören. Befreit von der Anspannung ließ sie ihren Stirn gegen seine Schulter sinken. Mindestens genauso erleichtert drückte er sie an sich und strich ihr über den Kopf. Es waren wahrscheinlich keine zwei Minuten gewesen, die sie sich dort versteckt hatten, aber Max war es wie eine Ewigkeit vorgekommen.

"Puh, das war ganz schön knapp", bemerkte Wrench, ohne sie loszulassen, als er sicher war, dass alle Umeni die Lagerhalle verlassen hatten.

"Und wie...du hast uns echt den Arsch gerettet", antwortete Max anerkennend, aber immer noch ein wenig schwer atmend. Trotzdem konnte sie sich ein erleichtertes Grinsen nicht verkneifen und piekte ihm in die Seite. "Was ein Glück, dass ich unseren Sprengstoffmeister dabei hab..."

"Ich fühle mich geehrt...aber ja, ich hab es schon ziemlich drauf", kommentierte er stolz. "Aber sag mal...hast du deine Klamotten gewaschen?", fragte er skeptisch und sah sie von zwei Fragezeichen unterstützt an, als er sie wieder losgelassen hatte.

"Ehm, ja...ich...dachte es wäre mal wieder Zeit...", antwortete Max zögernd, als sie um die Ecke sah, um sicherzugehen, dass ihr Weg diesmal frei war.

"Wieso?", fragte er ein wenig verständnislos, während er ihr folgte. "Triffst du dich mit irgendwem?"

"Was? Nein...wieso sollte ich?", antwortete Max irritiert mit einer Gegenfrage. Was dachte er denn bitte mit wem sie sich treffen könnte? Als ob sie auf irgendwelche Dates gehen würde, da hatte sie nun wirklich überhaupt kein Interesse dran. Oder wollte er etwa indirekt nachfragen, wie eventuell seine Chancen bei ihr stehen könnten? Das wäre wahrscheinlich zumindest das, was Sitara vermuten würde, schließlich hatte sie da neulich mehr als genug Andeutungen zu gemacht. Nein, was für ein Quatsch, damit hatte es ganz sicher nichts zu tun und sie sollte langsam auch wirklich aufhören, darüber nachzudenken - vor allem jetzt grade. Sie hatte im Moment wirklich andere Dinge, um die sie sich Gedanken machen musste. Sie warf einen Blick über den Hof, der nun tatsächlich wie ausgestorben wirkte. "Meinst du nicht, wir sollten erstmal zusehen, dass wir hier wegkommen?"

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