1

558 20 4
                                    

Wind peitschte mir ins Gesicht. Ich rannte über den grauen Beton.
Direkt vor mir lief Anna; ihre schwarzen Locken zu einem groben Zopf zusammengebunden. Neben mir lief Ellie. In ihrer Hand schwang ein großes Messer.

»Halt!«, schrie jemand vorne.
Alle blieben stehen. Die plötzliche Stille war beängstigend.
Ich keuchte. Es hatte schon einen guten Grund, weshalb ich sonst nur auf der Lichtung war. Meine Ausdauer war überhaupt nicht gut.

»Da vorne ist die Klippe«, begann Harriet. Ihre Stimme hallte von den meterhohen Wänden und klang kalt. »Auch wenn ihr es nicht glaubt, ihr müsst da rein springen. Ein kleiner Bereich wurde von Liv und Lynn mit Efeuranken markiert. Dort müsst ihr hin springen. Sonya wartet dort schon auf euch.«

Unsere Gruppe setzte sich wieder in Bewegung, kam aber schnell wieder zum stehen. Gemurmel stieg auf und mehrfach konnte ich "Scheiße" und "Wir sind erledigt" raushören.
»Was ist los?", fragte ich leise und drängte mich an Anna vorbei.

Schließlich stand ich vor Harriet und erkannte von selbst, was los war. Mindestens ein Dutzend Griewer standen direkt dort, wo wir hin wollten.
Als ein lautes Krachen zu hören war, wollte ich mich gar nicht umdrehen. Es konnte nur schlimmer werden.

Keuchend wachte ich auf. Um mich herum war alles still, nirgends war Licht. Wo bin ich?, fragte ich mich, bis es mir wieder einfiel. Erleichtert atmete ich aus und setzte mich auf.
Die Flucht aus dem Labyrinth lag nun drei Tage zurück und, wenn ich daran zurück denke, war es schrecklich, aber auf komische Art befreiend.

Ich schlug die dünne Decke zurück und setzte mich auf.
Ich konnte leise, leichte Schritte hören, aber in der Dunkelheit konnte ich nichts sehen.

Die Schritte kamen näher und stoppten nah bei mir. Ich fand es etwas gruselig, aber hier in die Turnhalle konnte keiner reinkommen. Es musste eins der Mädchen sein.

»Alles in Ordnung Cleo?«, fragte eine Mädchenstimme. Dankbar stellte ich fest, dass es Sonya, unsere stellvertretende Anführerin, war.

»Ja alles in Ordnung. Ich hatte nur einen schlechten Traum.« Ich lächelte und sah dahin, wo ich Sonya vermutete. »Wie hast du es geschafft durch die Halle zu laufen, ohne jemanden zu wecken?«, schob ich noch nach. Ich konnte rein gar nichts sehen.

Ich hörte Sonya leise lachen. »Du hast so eine Schlafmaske auf.«
Verwundert tastete ich in meinen Gesicht danach und zog sie ab. Komisch, ich schlafe nie mit so einem Ding auf der Nase und ich habe mir das Ding gestern nicht angezogen...

Nun konnte ich sehen, dass durch die kleinen Fenster, die kurz unter dem Dach lagen, ein wenig Licht kam.

»Vermutlich macht dir der Hunger einfach zu schaffen«, meinte Sonya und strich mir beruhigend über den Rücken.

Ich sah sie dankbar an und bemerkte, dass ihre rötlich-blonden Haare zerzaust abstanden und ihre dunkelblauen Augen etwas matt waren.

Verwundern, tat es mich nicht. Wir waren zwar aus dem Labyrinth geflohen, aber wir wurden in eine umgebaute Turnhalle gesteckt und hier war es nicht besser. Aris wurde offenbar gestern morgen mit einem Mädchen namens Teresa ausgetauscht, unsere Retter lagen plötzlich alle erstochen oder erschossen im Gemeinschaftsraum und es gab seit zwei Tagen kein Essen mehr.

Harriet rief nach Sonya. Als sie gegangen war, stand ich auf und ging duschen. Mein Magen war zwar leer, aber ich hatte das Gefühl, dass noch etwas schlimmeres kommen würde.

Das warme Wasser prickelte angenehm auf meiner Haut und ich spürte, wie sich meine Muskeln entspannten. Vorsichtig betrachtete ich meinen Arm, während das Wasser meinen Rücken runter lief.

Ein Griewer hatte mich bei der Flucht mit seinen ekelhaften Greifarmen gepackt und einer davon hatte sich fast komplett durch meinen Arm gebohrt. Ich konnte nur froh sein, dass Anna mich bemerkt hatte und mir zu Hilfe geeilt war.

Die Wunde tat immer noch sehr weh. Ich vermutete, dass der Greifarm etwas von meinem Muskel im Unterarm beschädigt hatte und es noch lange dauern würde, bis ich meinen Arm und meine Hand wieder richtig benutzen konnte.

Als ich aus der Dusche stieg, zog ich mich an. Ich war froh, nicht mehr das blutverschmierte T-Shirt zu tragen, welches ich bei der Flucht trug. Hier in der Turnhalle gab es zwar nur hellblaue Shirts und dunkelgraue Hosen, aber es war besser, als das dreckige Zeug in dem wir ankamen.

Mit dem hellblauen Langarmshirt und der weiten, grauen Hose an meinem Körper lief ich wieder in den Schlafraum.

Teresa - das Mädchen, welches wir plötzlich statt Aris gefunden hatten - kam aufgeregt auf mich zu. Ich musste zugegeben, dass sie mir nicht ganz sympathisch war, und der Fakt, dass sie mich einfach an den Schultern packte und grob umdrehte, machte es nicht besser. Meine nassen Haare warf sie über meine Schulter und den Kragen des Shirts riss sie nach unten, sodass ich mich fragte, ob sie mich erwürgen wollte.

»Du hast auch eins!«, rief sie entsetzt.

Stairs To A New World ~ Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt