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Ich fühlte mich unbeschreiblich. Unbeschreiblich schlecht.
Während Ryan uns durch das Labyrinth des Gebäudes führte, hatte ich Hoffnung. Hoffnung, dass es klappen könnte und wir ANGST endlich hinter uns lassen könnten.
Gleichzeitig hatte ich Sorge, dass es schiefgehen könnte. Dass ANGST uns doch erwischte und es noch schlimmer werden würde. Panik hatte ich auch. Panik, dass uns ebenfalls Cranks angreifen könnten. Und Angst. Angst um Newt und Ryan. Beide waren nicht immun. Ryan könnte Glück haben, aber Newt? Er wirkte schon von dem Virus angeschlagen. Zumindest wirkte er nicht gesund. Symptome wurden uns bis jetzt nie genannt, außer dass man zu einem zombieähnlichen Ding wurde. Wobei uns das eigentlich auch nicht gesagt wurde.
Brenda lief vorne neben Ryan und zerstörte mit dem Ende ihres Granatwerfers einen Lautsprecher nach dem anderen. Die Gänge, in denen wir liefen, waren nur noch von schwachem roten Licht beleuchtet, aber ich versuchte mich nur auf meine Freunde vor mir zu konzentrieren. Die Pistole, die ich in den Händen hielt, fühlte sich kalt und fremd an. Ich hoffte sehr, sie nicht gegen Menschen benutzen zu müssen.
»Nicht mehr weit!«, rief Brenda von vorne.
»Sicher, dass Jorge uns fliegt?« Thomas musste fast schreien, weil wir uns wieder einem Lautsprecher näherten.
Mit einem Scheppern zerstörte Brenda den Lautsprecher. »Super sicher. Er will schon lange abhauen.«
Minho lachte kurz auf. »Newt, das hat was vom Aufstand auf der Lichtung.«
Ich versuchte, beim Laufen kurz zu ihm zu sehen. »Bevor ihr geflohen seid?«
»Nein.«

Wir hielten an einer Metalltür mit kleinen vergitterten Fenstern an.
»Hier ist die Berkhalle«, erklärte Ryan, während er mit seiner Karte die Tür öffnete. »Weiter komme ich nicht mit.«
»Warum?« Ich stellte mich direkt neben ihn und versuchte, ihm ernst in die Augen zu sehen, allerdings sah er in die Halle.
»Ich werde versuchen, von hier alles zum Guten zu wenden. Wenn alles gut geht, müsst ihr nie wieder hierher kommen.«
Ich packte ihn mit meiner freien Hand am Arm und zog damit seinen Blick endlich auf mich. »Was meinst du damit?«
Seine Haut wirkte noch blasser, als sie eigentlich war. »Sie werden euch weiter suchen. Ihr müsst diese Chips entfernen, dann finden sie euch nicht mehr.«
Er wollte gehen, aber ich hielt ihn weiter fest.
Schüsse ertönten durch die geöffnete Tür. Ein paar Schreie folgten.
»Romy, ich bin schuld, dass du hier gelandet bist. Ich werde es gut machen. Vertrau mir.«
Damit entriss er sich meinem Griff und lief den leeren Gang entlang.
»Zum Glück habe ich keine Familie, an die ich mich erinnere«, meinte Minho Schulterzuckend und ging durch die Tür.
Das sollte es also gewesen sein? Da erinnere ich mich kaum an meinen Bruder, treffe ihn, wie er mir hilft und dann verlässt er mich einfach wieder?
»Ich hoffe, das klappt!«, rief ich ihm hinterher. Hoffnungsvoll klang es nicht, eher wie eine Drohung, aber danach drehte ich mich um und folgte meinen Freunden.

Weit kamen wir nicht. Irgendwer zog Brenda, die wieder an die Spitze gelaufen war, hinter ein paar gestapelte Kisten.
Thomas hob sofort seinen Granatwerfer und zielte hinter die Kisten.
Ich packte die Pistole fester, aber als »Ruhig Amigo!« ertönte, war ich etwas erleichtert.
Jorge und Brenda stellten sich vor uns.
»Du hast die Schwachköpfe also doch gerettet«, bemerkte Jorge, nur um von Brenda an der Schulter geschlagen zu werden.
»Wo ist der Berk?«
Jorge zuckte mit den Schultern und sah sich kurz um. »Eine andere Gruppe kam eben vorbei. Wir müssen den Medi-Berk nutzen.«
»Dann bring uns hin«, forderte Newt.
»Woah, Muchacho.« Jorge hob abwehrend die Hände. »Hast vielleicht nicht mitbekommen, dass hinter uns Leute schießen. Erst fliehen die Kids, dann kommen mehrere Cranks. Die da unten sind so wütend, die würden euch durchlöchern wie ein Sieb.«
»Wir sind auch bewaffnet. Also bring uns hin.«
Brenda nickte Jorge kurz zu.
»Also gut, aber weicht diesen Granaten unbedingt aus. Sie töten nicht, aber man würde es sich wünschen.« Damit drehte sich Jorge um und führte uns in der Deckung von mehreren Kisten und manchen Autos näher zu den Schüssen.
Ich versuchte alles zu sehen. Ständig sah ich von links nach rechts, nach hinten und wieder nach vorne.
»Der Berk mit dem weißen Kreuz auf der Laderampe ist unserer. Ab hier müssen wir wohl oder übel rennen.«
Ich schluckte. Musste alles mit Rennen zusammenhängen? Es war eigentlich ein Wunder, dass ich bis hier überlebt hatte.
»Bereit?«, fragte Jorge, aber er bekam keine Antwort mehr. Thomas und Minho rannten schon an ihm vorbei.
Ich hörte laute Stimmen schreien.
»Da sind noch mehr!«
»Zielt auf die Flüchtigen!«
»Heute nicht noch mehr!«
Ich war mir auch sicher, dass ich die Luft pfeifen hören konnte, als die Geschosse an uns vorbei rauschten.
Neben mir taumelte Brenda, dann fiel sie zu Boden. Ich blieb stehen und stieß anscheinend ein so lautes »Scheiße« aus, dass Thomas zu uns zurück rannte.
»Wir tragen sie«, sagte ich schnell und beugte mich, um einen Arm über meine Schultern zu legen.
Sie zuckte zwar heftig und einige Stromstöße gingen von ihr aus, aber ich konnte sie nicht liegenlassen.
»Los!«, schrie ich.
Thomas und ich rannten so gut wir konnten. Jorge und Minho standen bereits am Berk und ließen die Laderampe runter. Newt war nicht weit von ihnen entfernt.
Ein Stromstoß in meinem Nacken ließ meinen Kopf zur Seite zucken. Ich versuchte noch etwas schneller zu laufen, aber Brenda hing so unhandlich zwischen mir und Thomas, dass ich einfach nicht mehr rausholen konnte.
Fast die Hälfte geschafft!
»Cleo!« Newt hatte sich umgedreht und sah panisch zu uns herüber.
In dem Moment durchzuckte mich ein heftiger Schlag und Thomas kippte um.
Ich stolperte unter dem Gewicht von Brenda und landete auf den Knien.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, jemand hätte mir glühende Lava gespritzt. Meine Adern brannten in Sekundenschnelle und meine Sicht verschwamm.
Mir wurde so heiß, dass ich gar nicht bemerkte, wie Newt mich an der Schulter packte, um mich zu schütteln.
»Cleo!«
Ich versuchte sein Gesicht zu fokussieren, aber meine Augen konnten nicht auf eine Stelle sehen. Wie ein Flummiball flog mein Blick von einem Punkt zum nächsten.
Schließlich landete mein Blick auf Brendas braunen Haaren. »Scheiße
Ich versuchte aufzustehen, aber Newt hielt mich fest. »Nicht.« Er deutete mit dem Kopf zur Seite. Minho und Jorge standen dort und schossen auf unsere Angreifer.

Stairs To A New World ~ Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt