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»Ich war Sani im Labyrinth! Jetzt lass mich dich verarzten«, meinte ich ein klein wenig aufgebracht, als der Junge meinte, er sei nicht so schlimm verletzt, obwohl ich mehrere offene Wunden sehen konnte.

Er stöhnte und gab mir seinen Arm, an dem etwas Blut bereits runterlief.

»Danke«, murmelte ich und sah mir die Verletzungen genau an. »Anscheinend hat das Ding«, ich deutete mit dem Kopf zu dem bewusstlosen Angreifer, »dir ziemlich fiese Wunden verpasst. Am besten, wir reinigen sie unter Wasser und -«

»Was ist passiert!?«, unterbrach mich eine Stimme.

»Ach Minho! Auch Mal da?« Ich hörte, dass der Junge sauer war und merkte, dass er sich anspannte.

»Was macht sie hier?« Nun wurde Minho sauer. »Ich hatte doch gesagt, sie sollte in den anderen Gang gehen!«

»Sie hat mich gerettet! Wo war unser Anführer da?«

»Sie hat dich gerettet? Da wäre vermutlich Chuck noch besser gewesen, auch in seinem jetzigen Zustand!«

Das verletzte mich ein wenig, auch wenn ich Chuck nicht kannte. Ich hörte auf die Wunden zu untersuchen und drängte mich an Minho vorbei durch die Tür.

Ich hatte vor ungestört einen Verbandskasten oder etwas ähnliches zu finden und den Streithähnen zu entkommen.

Fast beim Treppenhaus angekommen, hörte ich immer noch, dass die beiden sich stritten, aber ich konnte nicht verstehen, was sie sagten.

Im Treppenhaus traf ich auf Andy, Aris und einen unbekannten Jungen.

»Schon fertig?«, fragte Aris.

»Jein. Gerade streiten sich Minho und Newt.« Ich seufzte und fuhr dann fort: »Möchte mir jemand helfen Verbandszeug zu suchen?«

»Geht es um deinen Arm?«, fragte nun Andy. Wir hatten noch nicht darüber geredet, warum ich meinen Arm mit einer Hose befestigt um meinen Hals trug.

Ich schüttelte den Kopf. »Das war ein Griewer, das ist nicht so schlimm. Newt wurde angegriffen und als Sani ist es meine Pflicht das zu verarzten«, erklärte ich.

Andy lächelte, was mich wieder zu meiner Erinnerung brachte. Ich nahm mir vor, ihn später danach zu fragen, als ich hinter ihnen ins Erdgeschoß ging.

»Gibt es hier keinen einzigen verstockten Verbandskasten?«, rief ich aufgebracht, als ich unter der Spüle hervor kam. Ich suchte vermutlich schon seit einer Stunde nach diesem vermaledeiten Ding, aber ich fand einfach nichts!

Ich war gerade in den nächsten Schrank geklettert, als jemand hereinkam. »Alles in Ordnung?«

Ich sah auf, knallte allerdings mit dem Kopf gegen den Schrank. »Aua«, murmelte ich und kletterte auch aus dem Schrank raus.

Newt stand in der Tür, ein Verbandskasten unterm Arm und ein unterdrücktes Lachen auf den Lippen. »Verstockt? Was ist das denn für eine Sprache?«, grinste er und kam weiter rein. Er stellte den Verbandskasten auf einem Tisch ab.

Ich stand auf und rieb mir den Kopf. »Das ist meine Art zu fluchen«, meinte ich etwas verlegen. Bevor er etwas dazu sagen konnte, fuhr ich schnell fort: »Wo hast du das Verbandszeug her?«

»Den habe ich oben gefunden. Du wolltest mich doch verarzten.«

Ich nickte. »Jap. Komm her, dann kann ich die Wunden sauber machen.« Ich war schon deutlich fröhlicher, da ich endlich mit der Suche nach Verbandszeug aufhören und mich dem widmen konnte, was ich schon in den letzten zwei Jahren getan hatte - anderen helfen. Ich wusch mir noch schnell die Hände, bevor ich anfing, seine Wunden zu säubern. Die Schmerzen in meinem Arm waren jetzt nebensächlich. Erst die anderen.

Das Blut war schon fast komplett getrocknet, aber unter dem laufenden Wasser löste ich das vorsichtig ab. »Das wird vermutlich wieder etwas bluten, aber das ist nicht schlimm«, meinte ich ruhig, während ich mit leichtem Druck über seine Haut rieb.

Als ich fertig war, griff ich ein gefaltetes Geschirrtuch. Davon hatte ich mehrere unter der Spüle gefunden und sie schienen sauber zu sein.

Vorsichtig tupfte ich über seinen Arm und führte ihn zu dem Tisch. »Kannst du das eben auf die Wunden drücken?«, fragte ich und gab ihm das Tuch, damit ich deinen Verband auspacken konnte. »Danke.« Ich legte das Tuch weg und legte einen Druckverband an.

»In ein paar Tagen müsstest du den Verband abnehmen können.« Ich sah ihm in seine dunklen Augen, als mir etwas an seinem Hals auffiel. »Hat das Ding versucht dich zu erwürgen?«

»Etwas. Es ist aber nicht so schlimm«, winkte er ab.

Ich nahm das Tuch und lief zur Spüle, um es nass zu machen. »Leg wenigstens das Tuch um den Hals, das kühlt etwas und sollte helfen die Würgemale schneller zu beseitigen«, forderte ich, quetschte das meiste Wasser aus dem Tuch und gab es ihm.

Er nickte und legte das Tuch um seinen Hals.

Eine unangenehme Stille breitete sich aus. Eigentlich würde ich gerne wissen, was bei dem Streit rauskam, aber ich wollte nicht nachfragen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit räusperte er sich. »Ich sollte mich vermutlich für Minhos Verhalten entschuldigen«, begann er, weshalb ich meinen Blick von den verstaubten Bodenfliesen angewandte und zu ihm sah. »Das mit Chuck hätte er nicht sagen sollen. Er war einfach auf sich selbst wütend, das er nicht schnell genug da war.« Er starrte auf die Tischplatte, auf der noch der Verbandskasten stand.

»Ist doch nicht schlimm«, meinte ich, obwohl es mir viel bedeutete. Er musste seinen Freund nicht verteidigen. »Ich kenne Chuck nicht und von mir wird er nicht erfahren, das er schwach genannt wurde.« Zum Ende wurde ich leiser. Während ich das sagte, hörte es sich schon komisch an.

»Chuck wird es nie erfahren. Er ist bei unserer Flucht gestorben.« Er rang sich ein Lächeln ab. »Geopfert um unseren Tommy zu retten. Ein kleiner Held«, murmelte er. Seine Stimme klang sehr rau.

»Das tut mir leid«, meinte ich heiser. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie viel wir in den letzten beiden Jahren verloren hatten. Ich hatte fast alle meiner Freunde verloren, weil sie während der Flucht gestorben sind und jetzt war ich sogar von ihnen getrennt.

»Amigos! Alle Mal herkommen!«

Stairs To A New World ~ Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt