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Yunki pov.

Nachdem wir noch einige Minuten einfach stumm miteinander gekuschelt hatten, löste Jimin sich etwas von mir und sah zu mir hoch in meine Augen. Ich erwiderte seinen Blick fragend und strich ihm dann ein paar Stirnfransen aus dem Gesicht. "Hast du Hunger?", wollte ich wissen und er nickte leicht verlegen. "Ok, warte hier. Ich mache uns Frühstück.", meinte ich und stand auf. "Was? Nein! Hyung ich wollte doch...", erwiderte Jimin und sprang auf, doch ich stoppte ihn und setzte ihn wieder aufs Bett. "Ich weiss, aber du bist mein Gast Jimin. Also warte einfach hier und ich mache uns was.", erklärte ich und sah ihn ernst an. Jimin schmollte, blieb dann aber sitzen und nickte. Zufrieden wuschelte ich ihm durch die Haare und verschwand dann in die Küche. Ich überlegte einen Moment was ich machen könnte und entschied mich schliesslich für Spiegeleier auf Toast und Kaffee dazu. Während ich alles vorbereitete driftete ich mit meinen Gedanken etwas ab.

Ich hoffe Jimin mag Spiegeleier auf Toast...
Ich hoffe Jimin mag mich...
Moment mal!
Was?!
Hör auf!
Das wird nie passieren...
Aber vielleicht...
Ich meine was wenn...?
Aber trotzdem...
Ich weiss nicht...
Naja, es spielt sowieso keine Rolle...
Ich würde ihn niemals fragen...

Als ich schliesslich mit dem fertigen Frühstück auf einem Tablett zurück ins Schlafzimmer ging, sah ich, dass Jimin beim Bücherregal stand und sich ein Foto ansah. Er bemerkte mich, drehte sich zu mir um und zeigte auf das Foto, während er fragte: "Hyung, wer ist das?" Ich sah das Foto an auf welches er zeigte und seufzte leicht. "Das? Das ist mein grosser Bruder...", antwortete ich und stellte das Tablett auf dem Bett ab, bevor ich zu Jimin ging und ihn zum Bett rüberschob. "Mir fällt gerade auf, dass du noch nie was von dir und deiner Familie erzählt hast...", meinte er nachdenklich und ich setzte mich zusammen mit ihm auf mein Bett. "Das liegt daran, dass es da nichts zu erzählen gibt. Meine Eltern hassen mich und mein Bruder traut sich nicht, sich gegen sie zu stellen.", erklärte ich mit gesenktem Blick, und hielt Jimin dann einen Teller hin. Dankend nahm er den Teller an und nahm auch noch ein Set Besteck vom Tablett. "Das klingt für mich nach einer Menge die du erzählen könntest Hyung.", erwiderte er schliesslich, bevor er sich das erste Stück Toast mit Ei genüsslich in den Mund stopfte.

Er scheint es zu mögen.
Wenigstens das...
Soll ich ihm wirklich erzählen, was in meiner Familie alles falsch gelaufen ist?
Ich meine, ich vertraue ihm...
Ich denke ich kann es ihm erzählen...

Unbewusst hatte ich in meinem Toast rumgestochert, bis er total durchlöchert war. Ich seufte leicht und begann schliesslich zu erzählen: "Naja meine Eltern wollten nie einen zweiten Sohn. Mein Bruder war ja schon perfekt. Der Sohn, den sich jeder wünscht. Perfekter Notendurchschnitt, perfekter Job, perfekte Freundin. Einfach alles was er jemals gemacht hat fiel ihm leicht und jedes mal war es perfekt. Aber ich hingegen bin eine komplette Enttäuschung... Schlechte Noten, kein Job, psychisch total am Arsch und obendrein auch noch Bi. Als ich aus der Uni geschmissen wurde, weil es mir psychisch zu schlecht ging haben meine Eltern mir dieses Appartment gekauft und mich hier mehr oder weniger ausgesetzt. Ich bekomme monatlich von ihnen etwas Geld überwiesen, damit ich nicht verhungere, aber das wars dann auch..." Jimin schien geschockt von meiner Geschichte. Er liess sogar fast seine Stäbchen fallen. "Hyung... ich wusste ja gar nicht... das tut mir so leid...", murmelte er, doch ich winkte nur ab. "Ist schon ok... ich hab mich damit abgefunden... ich werde immer der ungeliebte, ungewollte zweite Sohn sein. Der Klotz am Bein meiner Eltern...", erwiderte ich und Jimin senkte bedrückt den Kopf. "Hyung für mich bist du viel mehr als das. Du bist der Grund warum ich noch hier bin.", sagte er und ich fühlte wie mein Herz direkt etwas schneller schlug. Verlegen senkte ich den Blick und als ich merkte, dass Jimin noch etwas sagen wollte stopfte ich ihm ein Stück Toast in den Mund. "Können wir jetzt vielleicht das Thema wechseln? Wie sieht dein Zeitplan aus? Hast du heute noch etwas vor?", sprudelte es förmlich aus mir heraus. Jimin kicherte leise und schüttelte dann den Kopf. "Nein, ich habe noch nichts geplant. Und da heute Samstag ist muss ich auch nirgends hin. Worauf hättest du denn Lust Hyung?", erwiderte er und ich überlegte einen Moment. "Naja, wir könnten nochmal zum Strand gehen...", schlug ich vor und Jimin sah mich überrascht an. "Zum Strand? Du meinst zu meinem Lieblingsfelsen?", fragte er und ich nickte. Er lächelte glücklich und nickte dann ebenfalls. "Natürlich können wir dort hin!", antwortete er mit funkelnden Augen. Ich fand es irgendwie süss, wenn er so begeistert war. Wir assen unser Frühstück fertig und räumten dann alles wieder in die Küche. Bevor ich Jimin davon abhalten konnte, hatte er auch schon alles in die Geschirrspühlmaschine geräumt. "So! Wollen wir mal los?", meinte er grinsend und ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Willst du dir vorher nicht noch etwas anziehen?", fragte ich ihn und er sah an sich runter. "Oh... Ups... Ich glaube ich war ein Bisschen zu vorfreudig...", murmelte Jimin verlegen und ich sah wie sich seine Wangen rosa verfärbten.

~später am Strand~

Wir sassen nun schon etwa zwei Stunden hier auf Jimins Lieblingsfelsen und sahen den Wellen zu, während wir über belanglose Themen redeten. Mir war aufgefallen, dass er jedes Mal auswich wenn ich eine ernsten Frage stellte und versuchte nun meine Taktik etwas zu ändern.

Er muss es mir von alleine erzählen, sonst wird das nichts...

"Wie sieht's eigentlich mit deiner Familie aus? Hast du Geschwister?", fragte ich ihn und er sah gespannt den Wellen zu, bevor er leicht nickte. "Ich habe einen jüngeren Bruder. Er heisst Jihyun. Wir standen uns eigentlich immer sehr nahe... Aber in letzter Zeit sehen wir uns kaum. Er wohnt in einem Dorm neben seiner Schule und manchmal kommt er nicht einmal am Wochenende nach Hause, weil er so viel lernen muss... Ich vermisse ihn sehr...", erklärte er mir und seufzte leicht. Ich nickte verstehend und wollte gerade etwas sagen als er fortfuhr: "Und meine Eltern arbeiten immer bis ganz spät. Weisst du, sie haben ein kleines Restaurant, das ziemlich beliebt ist und manchmal bleiben sie sogar bis drei Uhr morgens." Er senkte den Blick und zeichnete mit seinem Finger Muster in den Sand, der den Stein bedeckte. "Dann bist du immer alleine zu Hause?", fragte ich weiter, obwohl ich die Antwort schon kannte. Wieder nickte er. "Ich mag es nicht alleine zu sein... Wenn ich alleine bin dann...", er stoppte mitten im Satz und seufzte. "Lass uns lieber über was anderes reden.", meinte er und hob den Blick um mich mit einem schiefen Lächeln anzusehen. Ich seufzte leicht und erwiderte seinen Blick ernst. "Jimin, du kannst mir alles erzählen. Ich werde dir zuhören und wenn du willst kann ich auch versuchen dir zu helfen, obwohl ich selber nicht gerade ein Profi bin wenn es darum geht Probleme zu bewältigen.", sagte ich und wartete ab. Jimin biss sich auf die Lippe und senkte den Blick wieder. Er atmete einmal tief durch und begann dann zu erzählen: "Naja... wenn ich alleine bin, dann höre ich meine Gedanken so laut... Ich habe dir ja schon von dieser Stimme in meinem Kopf erzählt... es ist unerträglich... Ich... ich kann ihr nicht entkommen..." "Was genau sind das für Gedanken?", fragte ich und sah ihn abwartend an. Er fing wieder an Muster in den Sand zu zeichnen und es schien ihm nicht wohl zu sein.

Eigentlich kann ich mir ja vorstellen, was für Gedanken das sind...
Schliesslich hat er im Schlaf vor sich hingemurmelt...
Und er hat mir ja auch so ungefähr gesagt was das für Gedanken sind...
Aber ich wüsste es gerne genauer...

Ich legte meine Hand auf seine und meinte schliesslich: "Zwing dich nicht. Ich kann warten, bis du bereit dazu bist darüber zu reden." Jimin hob wieder den Blick und sah mich mit Tränen in den Augen an. "Ich bin bereit dazu Hyung... Ich hab dir doch auch schon davon erzählt... Es ist nur... Ich will nicht, dass du denkst ich bin schwach...", antwortete er und eine Träne kullerte seine Wange runter. Ich schüttelte direkt den Kopf und erwiderte: "Das würde ich niemals denken Jimin. Du bist wohl die stärkste Person die ich kenne!" Jimin schluchzte leicht und meinte dann: "Die Gedanken... Sie sind so wirr... Sie springen hin und her... 'Ich kann nur besser werden, wenn ich bis zum umfallen trainiere.' 'Ich werde niemals gut genug sein.' 'Ich bin zu dick.' 'Es hat alles keinen Sinn.' 'Ich bin ein totaler Versager.' 'Ich sollte einfach gar nichts mehr essen.' Das sind nur ein paar der Gedanken... Aber sie sind immer da..." Ich zog ihn tröstend in eine Umarmung und seufzte. "Ich weiss, dass es nichts bringt, wenn ich dir sage, dass das alles nicht stimmt und du nicht darauf hören sollst. Aber wie wäre es wenn du für jeden dieser Gedanken etwas suchst, was gut an dir ist?", schlug ich vor und Jimin sah mich verzweifelt an, während er immer noch schluchzte. "Hilfst du mir dabei?", fragte er mit gebrochener Stimme und ich nickte leicht, während ich ihm die Tränen wegwischte. "Versprochen.", erwiderte ich ernst.

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Hallo meine Lieben 😸💜💖

Nach viel zu langer Zeit kommt endlich ein neues Kapitel. Es tut mir wirklich leid, dass ihr so lange warten musstet. Es geht mir momentan auch nicht so gut, deswegen habe ich das Schreiben etwas vernachlässigt. Ich hoffe es gefällt euch trotzdem und ich arbeite daran, dass es mir wieder besser geht.

Für das nächste Kapitel verspreche ich noch nichts, aber wahrscheinlich kommt das erst im neuen Jahr.
Ich wünsche euch deshalb schon mal wunderschöhne Festtage und einen guten Rutsch!

Passt gut auf euch auf und bleibt gesund!
(Tragt eure Masken, das ist sehr wichtig!)

I purple you! 💜💖

Save me [YunMin]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt