Vater- Tochter Gespräche

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Auch in den nächsten Stunden fehlte von Brenda jegliche Spur. Kein Lichtblitz, kein Lebenszeichen ihrerseits in dem gleissenden Licht aus Farben, die wie durch durchsichtiges Glas auf die Erde herabschienen. So empfand ich es jedenfalls. Die anderen hatten keinen anlitz dazu. Sie sahen nur das üble in der Welt. Doch wer konnte es ihnen verübeln? Ich wusste was WICKED ihnen angetan hatte. Welch Opfer jeder einzelne von ihnen hatte bringen müssen. Lediglich im Schlaf schien die Last, die hart wie Zenit auf ihren Schultern lastete, abzufallen. Ihre regelmässigen Atemzüge standen verlassen in der Luft. Den Klang, den sie mit sich brachten, beruhigten mich irgendwie. Weckten eine lang verborgene Leichtigkeit in mir, als schwebe ich auf Watte. Naja, vielleicht war es auch nur der Alkohol, der mir langsam zu Kopf stieg. Verdrossen biss ich die Zähne zusammen und schleuderte den Flachmann durch den staubigen Boden. Die zarte Flüssigkeit versickerte im Sand und liess kleine Tröpfchen zurück. "Verdammt!", stiess ich aus. Da floss er dahin. Mein einziger Weg diese Scheisse heil zu überstehen. Hätte ich doch nur das Schosshündchen gespielt, so wie es WICKED von mir erwartet hatte....

"Du denkst zu viel nach, hermana. Du solltest schlafen; der Tag hat an deinen Kräften gezerrt." Ich hatte nicht mitbekommen, wie Jorge hinter mich getreten war. Lag das am Alkohol? Ich kniff die Augen zusammen. Oder war der hochgewachsene Mann nur ein Trugbild? "Und dich besaufen sollst du dich schon gar nicht.", fuhr Jorge unbeirrt fort, als sein Blick auf den Flachmann fiel. Ich schwieg. Zu anfangs jedenfalls, doch als er sich neben mir niederliess -einen Ausdruck auf dem Gesicht, der kein Wiederstand zuliess- begann ich langsam zu sprechen.

"Ich sorge mich um sie, Jorge. Ich kann nicht einfach schlafen und so tun als würde nichts vor sich gehen, als wäre sie nicht hier.", murmelte ich, auch wenn das nicht meinen Gedankengespinsten entsprach. Dennoch fürchtete ich sie zu verlieren. "Generell kann ich nichts davon. Sieh mich an. Ich bin ein Wrack aus Erinnerungen. Es tut weh sie so zu sehen. Sie erkennen mich nicht mehr. Sie haben alles vergessen. Mich vergessen." Ich sah auf und erkannte, wie Jorge mit sich rang, als suche er nach den richtigen Worten. "Ich weiss nicht wie es sich anfühlt. Du ringst noch immer mit der Vergangenheit. Sie spiegelt sich in allem wider. Jedem Wort, jedem Bild. Nein, ich weiss nicht wie es ist Leute an WICKED zu verlieren, an den Brand allerdings...", Jorge griff nach meiner Hand und sah mir in die Augen. Ich erkannte die Furcht darin und den hass, den er all die Jahre in sich getragen hatte. "Er hat mir alles genommen was ich geliebt habe. Meine Frau war immer hübsch gewesen. Ihr Lächeln erwärmte jedes noch so verdorbene Herz, liess es neu aufleben. Jedes Mal wen ich sie sah, da verliebte ich mich erneut in sie. Als der Tod nach ihr griff - diese unheilbare Seuche sie befiel- war nichts mehr von dieser Schönheit übrig. ES schien als wäre sie von innen heraus verdorrt.", schloss der Mann seine Erzählung und schluckte betroffen. Eine einzelne Träne rann ihm verstohlen aus dem Augenwinkel. "Du hast nie von ihr erzählt." Ein trauriges Lächeln huscht über sein Gesicht, gleicht nichts als einer aufgezwungenen Grimasse. "Weisst du mein Kind. In dieser Sache sind wir uns recht ähnlich. Wir erinnern uns nicht gerne. Das vergangene macht uns schwach, macht uns verwundbar." Einen Moment lang herrschte drückendes Schweigend. Gerade als ich zum Sprechen ansetzen wollte, wurde ich von Jorges tiefer Stimme unterrochen. "Was ich damit sagen wollte: Noch ist nichts verloren. Er ist noch da, besteht noch immer aus Gesundem Fleisch und einwandfreiem Gehirn. Lediglich seine Erinnerungen müssen ein wenig aufgefrischt werden. Sie haben ihm vielleicht sein Wissen genommen, nicht aber seine Emotionen." Ich nickte betrübt und er legte schützend einen Arm um meine Schulter. "Wir finden sie. Versprochen", hauchte er und wandte seinen Blick von mir ab, um stattdessen die Einöde vor uns zu betrachten. "Vielleicht hast du recht...", gab ich ebenso leise zurück und folge seinem Beispiel. Jorge kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf und stiess mir spielerisch mit dem Zeigefinger in die Rippen. "Hermana. Tara. Zieh kein solches Gesicht. Du bist wie eine Tochter für mich. Vergiss das nicht. Niemals. Ich würde dir und Brenda mein Leben anvertrauen. Und ich glaube fest daran, das sie widerkommt. Ihr zwei seit mir unendlich ans Herz gewachsen" Ich kichere, leicht beschwipst durch den Alkohol in meinen Adern "Du mir auch Dad.", scherzte ich und kuschelte mich näher an ihn heran. "Mein Gott. Hat es hier irgendwo Cranks, die ich abmurksen kann? Ich halts nicht länger aus», stöhnte ich in kindlichem Ton und entlockte Jorge so ein Lachen.
"Also wirklich. Agressionsprobleme in diesem Alter sind nun wirklich nicht wünschenswert." Ich verdrehte gespielt genervt die Augen.
"Sagt der Typ, der Minho einen Finger abschneiden wollte.", erwiderte ich in neckischem Unterton und gähnte auf, getrieben von einer plötzlichen Woge der Geborgenheit.
"Touché!", war das letzte was ich hörte, ehe mich die leere Dunkelheit umfing, die sich Schlaf nannte. 

***

A/N

Hiii zusammen, wenn das überhaupt noch jemand liest, lol. Hier ist das neuste Kapitel, mit eher weniger Handlungen, dafür mehr Gespräche, ich hoffe das ist nicht allzu schlimm. Wie findet ihr die Geschichte eigentlich? Weil in letzter Zeit haben immer weniger Leute diese Geschichte gelesen und ich wüsste gerne woran das liegt. Nicht das ich hier nach reads oder Votes geiere, nein im Gegenteil, ich würde nur gerne wissen, ob ich etwas ändern muss, da so natürlich auch die Motivation nicht mehr so hoch ist.....


Don't you remember? (A Maze Runner ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt