Newts Stimme drang nur halbherzig an mein Ohr. Oder besser gesagt, ich hörte überhaupt nicht zu. Schon seit gefühlten Stunden hatte der Blonde Junge nichts besseres zu tun, als sich über die brütende Hitze oder Thomas ableben zu beklagen. Ich verdrehte die Augen. Man konnte es sehen wie man wollte, doch in meinen Augen hatten die Kinder Glück gehabt bei WCKED aufgewachsen zu sein. Sie hatten nicht viel von der Aussenwelt mitbekommen. Nicht alle waren der Sonnenerruption und den verwilderten Cranks entkommen. Sie hatten die Welt durch eine Scheibe gesehen. Eine Scheibe die alles Unheil der Welt sofort kleiner erscheinen liess. Und auch das Labyrinth hatte ihnen ein um einiges Sorgloseres Leben geboten, als so manch anderen. Auch wenn sie viele Verluste mit sich tragen mussten. Auch sie hatten dem Tod immer wieder ins Auge geblickt. Nur eben nie in diesem Aussmass. Jeder hatte Leute verloren. Freunde, Familie sowie bekannte. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. Ich hatte gut reden. Ich war weder dem Labyrinth, noch der Brandwüste ausgesetzt. Hätte ich keinen Mist gebaut wäre ich wahrscheinlich noch immer hinter WCKEDs Mauern gefangen.
"Du denkst zu viel nach Tara." Ich sah auf. Es war -wie auch sonst- Minho der sich lässig neben mich gesellt hatte. "Was willst du Gel-Gesicht.", seuftzte ich und er verzog gespielt empört das Gesicht. "Nur zu deiner Info, Gel trägt man im Haar, nicht auf dem Gesicht.", ein provokantes Grinsen schlich sich auf seine Lippen und ich grinste genauso provokant zurück. "Ach wenn ich dich nicht hätte, du Intelligenzbestie.", Murmelte ich sarkastisch. Ich konnte sehen wie er mit sich rang und unschlüssig überall hinsah, dabei allerdings den Blickkontakt mied. "Was ich dir eigentlich sagen wollte.", begann er vorsichtig und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Ich weiss das tönt jetzt wahrscheinlich sehr seltsam, zumal wir uns überhaupt nicht lange kennen, aber....." Sein Geständnis wurde jäh unterbrochen, als Newt seinem besten Freund die Hand über den Mund legte. "Was ist los?", flüsterte ich ihm zu und versuchte vergebens die Enttäuschung aus meiner Stimme zu verbannen. Newt erwiederte nichts. Nickte allerdings mit dem Kopf zu einem der brüchigen Gebäude hinüber.
Brendas Lippen bebten zornig, auf ihrer Haut zeichneten sich dunkle Flecken ab. Thomas stand nur daneben. Sagte kein Wort. Seine Stirn war nachdenklich in Falten gelegt, als denke er über etwas wichtiges nach. Was sie wohl erlebt haben mussten? "Worauf warten wir noch?", zischte ich ungeduldig und wollte schon lossprinten, als ich unsanft von Jorge zurückgehalten wurde. "Was soll der Mist." Ich spürte Wut in mir aufsteigen. Jorge hatte Brenda genauso vermisst, wie ich es getan hatte. Ich hatte es ihm angesehen, es in seiner Stimme gehört. Warum zur Hölle wollte er mich dann jetzt nicht zu ihr lassen? ich konnte mir nicht noch einmal erlauben sie aus den Augen zu lassen. Zu gross war die Angst sie noch einmal zu verlieren. "Die sind bewaffnet, hermana. Ein Schuss und du bist tot.", predigte mir der Mann und noch während seine Worte seine aufgerissenen Lippen verliessen war meine Hand zu einem Meiner Messer geschnellt. "Können sie es doch versuchen. Ehe sie die Waffe ziehen...." "ich will ja nicht unterbrechen, aber ich denke Streiten ist hier nicht angebracht.", unterbrach mich Newt mit angespannter Mine. "Hätte nie gedacht, das ich das sage, aber Jorge hat recht. Wir sollten Abwarten. Die Chance, das einer der beiden Strünke dabei verletzt wird ist zu hoch. Dieses Risiko sollten wir nicht eingehen." Ich biss die Zähne zusammen. Auch wenn ich es ungerne zugab, Newt hatte Recht.
Es dauerte seine Zeit, bis die Wüsten-Cranks es geschafft hatten Brenda und Thomas in das scheinbar verlassenen Gebäude zu lotsen, ohne das jemand von ihnen zu Schaden kam. Es hatte den blonden Crank jediglich einen wink seiner Pistole gekostet. Ich kam nicht umhin mir dunkle, blutdrünstige Szenarien auszudenken, was diese Befallenen mit zwei Munis anstellen könnten. Schliesslich war es aller Welt bekannt, wie sehr wir von der Bevölkerung verabscheut wurden. Wir waren anders. Dafür mussten wir mit unserem Leben bezahlen. Wir alle.
"Tara, Newt, Minho und ich gehen runter. Der rest versteckt sich hier oben und wartet ab. Sobald sie versuchen zu fliehen greift ihr an. Verstanden.", ging Jorge den Plan nocheinmal durch und wir alle nickten schweigend. "Na dann. Auf ins Abenteuer.", murmelte ich leise zu mir selbst und richtete mich auf. Staub und Sand rieselte von meiner Kleidung zu Boden und hinterliess kleine Häufchen. So leise wie möglich drangen wir zum Gebäude vor. Mit zitternden Händen griff ich zum Messer. Sie würden es nicht wagen jemandem etwas anzutun, redete ich mir ein. Glaubte mir selber jedoch nicht. Ich tat einen tiefen Atemzug und beobachtete die Jungen, ehe ich ihnen mit angespannter Körperhaltung folgte. Eigentlich hatte ich ja zuerst gehen wollen. Doch aus irgendeinem Grund hatte Minho beschlossen, das es wohlmöglich besser wäre hinten zu bleiben. In Sicherheit, wie er sich ausgedrückt hatte. Bei diesem Gedanken verzog ich angewidert das Gesicht. Nur weil ich ein Mädchen war wurde ich dauernd unterschätzt.
Ich zwang mich selbst wieder zur konzentration und erkannte im schummrigen Licht zwei Gestalten -die Cranks von vorhin- beieinander stehen. "Tara, Newt.", flüsterte Jorge leise und ich nickte verstehend. Schnell zupfte ich Newt am Ärmel und gemeinsam schlichen wir uns von hinten an, während die anderen beiden auf die Suche nach dem dritten der Bande machten. Der, der die Pistole besass. Mit einem Kopfnicken bedeutete ich Newt die Frau zu übernehmen, ich würde mir derweilen den Mann vorknüpfen.
"Keine Bewegung. Oder dein elendes Leben ist vorbei.", säuselte ich ihm ins Ohr und drückte ihm ein Messer an die Kehle.Es dauerte fast volle fünfzehn Minuten, bis wir uns alle wieder draussen versammelt hatten. Am liebsten wäre ich Brenda sofort um den Hals gefallen, doch der Crank an meinem Messer liess es nicht zu. Stattdessen lächelte ich ihr nur aufmunternd zu. Das lächeln versiegte allerdings sofort. "Die Pistole.", stiess ich aus, doch es war schon zu spät. Thomas keuchte. Blut sog am Stoff seines Shirts und dürchnässte es mit einer zähflüssigen, dunklen Flüssigkeit. Blut. Überall Blut. Er stürzte zu Boden. Der Crank neben ihm. Ohne es richtig mitbekommen zu haben hatte ich gehandelt. Erneut klebte Blut an meinen Händen. Die Liste der Toten wuchs. Doch ich achtete nicht darauf. Ging lediglich neben Thomas in die Knie. Die Hand auf die Wunde gepresst. "Du darfst nicht sterben. Hörst du.", hauche ich immerwieder. "Sieh mich an Thomas. Na los. Du darfst die Augen nicht schliessen."
Ein Geräusch ertönte. Ohne aufzusehen wusste ich worum es sich handelte. Und zum ersten mal in meinem Leben glaubte ich daran, das WCKED tatsächlich etwas gutes tun würden. Sie würden Thomas retten.
Oder etwa nicht?
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Don't you remember? (A Maze Runner ff)
Fanfic»Erinnerst du dich denn nicht? An damals, vor dem Labyrinth? Ich versprach dir dich zu lieben und niemals zu vergessen. Und das habe ich getan. Immer.« Verrat muss bestraft werden. Etwas, was die Siebzehnjährige Tara am eigenen Leib erfahren muss. S...