Das Haus am See

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Zu meinem Bedauern saß ich schon bald in einem weißen Mustang auf dem Weg in's Nirgendwo.

Dazu war Agent Perez auch noch unglaublich schweigsam.

Und ich hatte sogar versucht, ein Gespräch anzufangen, aber nichts da. Selbst mit einem Grab konnte man sich besser unterhalten.

Alles, was sie mir gesagt hatte, war, dass ich mein Handy bis auf weiteres ausstellen sollte. Da ich keine Lust auf Diskussionen hatte, befolgte ich die Bitte lieber.

So saß ich einfach nur schweigend auf dem Beifahrersitz und starrte mürrisch aus dem Fenster.

"Wissen Sie, Sie könnten auch einfach mit mir reden. Dann geht die Fahrt vielleicht auch schneller rum", schlug ich vor und sah zu der Brünetten rüber.

"Mir gefällt die Stille mehr", erwiderte Perez in einem monotonen Ton.

Aha.

Das konnte ja heiter werden.

Nach gefühlten Jahren fuhren wir in einen Wald hinein, worin sich eine Hütte mit wahrscheinlich zwei Stöcken befand. Vor der Hütte war eine kleine Veranda, auf der zwei Liegestühle standen, und alle Fenster, die ich aus der Ferne erkennen konnte, waren mit Rollladen verdeckt, sodass man nicht hinein schauen konnte.

Den Sinn eines Safe Houses hatte es schon mal getroffen.

Agent Perez betätigte einen grün leuchtenden Knopf an ihrem Lenkrad und der Boden vor der Veranda öffnete sich und ließ eine Luke frei, die unter das Haus führte. Ohne zu zögern fuhr die Spionin in die Luke und ließ sie hinter sich schließen.

Wortlos stieg ich aus, nachdem sie zwischen einem Motorrad und einem Jeep geparkt hatte.

An der rechten Seite der Parkgerage war eine Treppe, die vermutlich in das Haus hinein führte. Perez ging zielstrebig auf diese Treppe zu, nachdem sie einen Koffer aus dem Kofferraum heraus geholt hatte.

Da mir nichts anderes übrig blieb, folgte ich ihr mit meiner Tasche in der Hand, die ich ebenfalls aus dem Kofferraum hatte.

Die Treppe führte direkt in ein großes Wohnzimmer, das in der Mitte ein großes Sofa und in einer Ecke ein mittelgroßes Bücherregal stehen hatte. Keine Anzeichen von Technik, außer vielleicht einer Lampe.

"Die Hütte hat keine Technik, die man hacken kann. So ist es fast unmöglich, dass man uns finden kann. Empfang gibt es übrigens auch nicht", erklärte Perez auf meinen suchenden Blick hin. "Und Ihr Handy haben Sie ja auch schon ausgestellt."

Ich stellte meine Tasche auf den Boden.

"Im ersten Stock sind zwei Zimmer. Dazu noch ein gemeinsames Badezimmer. Sonst ist da hinten noch eine Küche" Perez zeigte auf eine geschlossene Tür. "Und ein Arbeitszimmer. Neben der Gerage ist noch ein Keller, der gefüllt mit Lebensmitteln ist."

Ich fragte mich ja, wozu das Arbeitszimmer war, aber ich war zu höflich, um sie zu fragen. Außerdem hatte ich schon eine böse Vorahnung.

"Das zweite Zimmer links ist Ihres. Sie können ihre Tasche nach oben bringen."

Und die Zimmereinteilung hat sie auch schon gemacht, dachte ich mir.

"Schön", brummte ich, nahm wieder meine Tasche auf und machte mich auf die Suche nach einer Treppe, die nach oben führte.

"Die Treppe ist in der anderen Richtung", wies mich Perez hin.

Und ich drehte mich um und ging in die andere Richtung.

Dort begegnete mir eine hölzerne Treppe, die dann wahrscheinlich die war, nach der ich suchte.

Oben sah es quasie genauso aus, wie unten. Nur, dass man in einem Flur landete, statt in einem Wohnzimmer. Der Boden war aus Holz und hatte zur Dekoration einen braunen Teppich bekommen und von der Decke hing eine klobige Leuchte, um dem fensterlosen Flur zu erleuchten.

Sehr einladend sah das ja nicht aus, aber vielleicht war ich auch nur verwöhnt.

Als ich die Tür vom Raum "zweite Tür links" betrat, fiel mir schon fast das Bett entgegen, was direkt vor der Tür stand. Ich stolperte und fiel mit dem Gesicht voran auf's Bett.

Hinter mir hörte ich irgendwo ein Kichern.

"Haha", brummte ich beleidigt, rappelte mich auf und stieg über das Bett zu einem Platz, wo ich stehen konnte.

Der war übrigens nicht groß. Genauso wie mein Zimmer. Ich wette, Agent Perez' Zimmer war viel größer.

Außerdem fiel mir auf, dass es in diesem Zimmer keinen Kleiderschrank gab. Als ich Agent Perez darauf angesprochen hatte, hatte sie gesagt, dass es so leichter war, sofort wieder zu fahren, wenn man aus seiner Tasche lebte.

Machte Sinn für mich.

Mir fiel schon bald auf, dass dieses Haus nur das nötigste hatte, was ein Mensch zum Leben brauchte. Einzig die Küche schien vollständig ausgestattet zu sein.

Da ich mir die Zeit damit der Erkundung der Hütte vertrieben hatte, war es schon bald dunkel.

So fand ich mich irgendwann in einem Liegestuhl auf der Veranda wieder und beobachtete den Sternenhimmel. Es war Vollmond, was dem Wald um uns herum einen schaurigen Touch verpasste.

Ich fühlte mich weder müde, noch hungrig. Wieso auch immer.

Mein Blick ruhte auf dem stillen Wasser des Sees, der direkt neben unserer Hütte stand. Abgesehen von dem ganzen Top Secret Teil fühlte ich mich wie an einem Ferienort.

Kein Stress von der Arbeit, kein W-LAN, kein ständiges Telefonieren. Nur Stille.

Als Stadtmensch war ich so eine Stille wirklich nicht gewohnt. Und als ich so in der Stille saß, fragte ich mich, wie ich es in der Stadt in solch einem Lärm ausgehalten hatte.

"Wunderschön, oder?", riss mich die Stimme von Agent Perez, die im Türrahmen des Hauses stand, aus meinen Gedanken.

Ein zustimmender Laut entkam meiner Kehle, obwohl mein Herz sagte, dass der Moment mit Clint noch viel schöner wäre.

Ein eisiger Wind fegte an uns vorbei, der mich zum frösteln brachte.

"Haben Sie Hunger? Ich kann nachsehen, was wir hier zu Essen haben", bot sie mir hilfsbereit an.

Obwohl ich keinen Hunger hatte, stimmte ich ihr zu. Sie konnte wahrscheinlich auch etwas Vernünftiges hinter die Zähne bekommen, als nur das Schinkentoast, was sie auf der Fahrt verdrückt hatte.

Gemeinsam machten wir uns auf den Weg in den Keller, wo eigentlich alle Lebensmittel waren.

Einstimmig entschieden wir, dass es Zeit war, etwas warmes zu essen und die Auswahl fiel dabei auf Nudeln mit Gemüse.

Beim Kochen machten wir etwas Smalltalk, um uns kennenzulernen, aber das war es dann auch schon.

AN: Merry Christmas, Leute! Wie geht es euch heute? Ich bin einfach gar nicht in Weihnachtsstimmung, aber ja. GESCHENKE!
Wie jede Woche frage ich auch dieses Mal: Habt ihr Wünsche, Kriterien, Ideen oder wollt ihr einfach mal was loswerden?

Marvel's Catastrophe⁴ ~ The Rise Of TroubleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt