Kapitel 3

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AJ

Angespannt sah ich Ben an. Er kam extra zu uns um die Nachricht persönlich zu überbringen. Ehrlich gesagt war es mir völlig egal ob ich zu ihm ging oder er zu mir kam. Ich wollte nach so langer Zeit einfach eine gute Nachricht hören. „Ich möchte es nicht spannender machen als es schon ist.“ riss er mich aus meinen Gedanken. Kurz sah ich zu Mum, die genau so nervös war. „Wir sind durch, Alexander. Es ist endgültig weg.“ fassungslos sah ich ihn an. „Sag das nochmal.“ Mum neben mir schluchzte auf und griff nach meiner Hand. „Es ist vorbei. Alles ist überstanden.“

Oh mein Gott. Erleichterung durchflutete meinen Körper als ich seine Worte realisierte. Es war für immer vorbei. Sofort nahm ich Mum in meine Arme. „Vielen Dank.“ murmelte sie schniefend. Langsam liess ich Mum los und stand auf um Ben zu umarmen. „Danke. Vielen Dank Ben.“ „Das habe nicht nur ich geschafft.“ aufmunternd klopfte er auf meine Schulter. „Ich werde dann mal gehen. Wir sehen uns hoffentlich so schnell nicht wieder.“ ich begleitete Ben noch zur Tür und ging wieder zurück in das Wohnzimmer.

„Du glaubst nicht wie glücklich ich bin.“ sagte Mum. Doch, dass konnte ich mir nur zu gut vorstellen. Tief durchatmend setzte ich mich neben sie auf die Couch. „Du weisst was das bedeutet, oder?“ „Was meinst du?“ fragend sah ich Mum an, doch sie lächelte nur glücklich. „Du kannst jetzt zu ihr zurück.“ sofort durchzog ein Schmerz meine Brust als ich an sie dachte.

Jeden Tag sah ich ihr Gesicht vor mir, wie sie mich angesehen hatte. So verzweifelt und verletzt. Ich hatte Cas vorgeworfen mich betrogen zu haben und hatte sie verlassen. Es war das schwerste was ich je in meinem Leben machen musste, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich musste einfach gehen.

„Nein, dass kann ich nicht.“ „Alexander, jetzt ist alles vorbei und du kannst zu ihr zurück.“ „Du verstehst es nicht.“ verzweifelt fuhr ich mit den Händen durch meine Haare. „Du hast diesen Schmerz in ihren Augen nicht gesehen, Mum. Ich kann nicht einfach zurück gehen und sagen: hey, ich kann alles erklären. Es war nicht so wie ich gesagt habe. Nein, ich kenne sie gut genug um zu wissen, dass sie mir das niemals verzeihen wird.“ „Du wirst es nie erfahren, wenn du nicht zu ihr gehst.“

Nein, ich konnte das einfach nicht machen. Klar, ich liebte sie immer noch über alles, aber sie würde mir das nicht verzeihen. Anderthalb Jahre war ich weg, hatte mit niemandem Kontakt und dann sollte ich einfach so wieder nach Columbus zurück gehen? Auch wenn ich Cas um nichts auf der Welt wieder sehen wollte, konnte ich es nicht.

„Ich habe hier etwas für dich.“ verwirrt sah ich Mum hinterher als sie aufstand und aus einer Kommode ein Blatt Papier nahm. „Dieser Zeitungsausschnitt ist von vor zwei Monaten. Ich dachte du willst es haben.“ sie setzte sich wieder neben mich und übergab mir die Zeitung.

Millionenschweres Imperium unter neuer Führung.

Das war die Überschrift des Artikels und darunter ein Bild von Cas. Kurz überflog ich den Artikel und schloss einen Moment meine Augen. Es war nicht der Inhalt der mich gerade so fertig machte, sondern das Foto. Cas sah zwar so aus wie ich sie kannte, aber sie hatte abgenommen und ihre Augen strahlten die pure Kälte aus. Es war meine Schuld, dass sie jetzt so war.

„Sie ist in New York und hat das Geschäft übernommen.“ fasste Mum den Artikel zusammen. „Mum, bitte! Ich kann das einfach nicht.“ „Alexander-Jonathan Styles. Sieh mich an!“ leidend öffnete ich meine Augen und sah Mum an. „Ich möchte jetzt, dass du mir die folgenden Fragen ehrlich beantwortest, okay?“ wortlos nickte ich. „Bereust du, dass du gegangen bist?“ „Ja.“ „Vermisst du sie?“ „Natürlich.“ „Liebst du sie?“ „Mehr als mein Leben.“ „Und wieso gehst du dann nicht zu ihr zurück?“ sie verstand es einfach nicht.

„Weil sie mich für das was ich getan habe hasst. Ich kann nicht zurück gehen und von ihr erwarten, dass sie mir um den Hals fliegt.“ seufzend sah mich Mum an. „Dann erklär ihr wieso du gegangen bist. Sie wird es verstehen.“ selbst wenn es Cas verstehen würde, würde sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. „Ich habe sowieso nichts zu verlieren.“ murmelte ich nachdenklich. „Rede mit ihr. Ich habe gesehen, wie sie dich angesehen hat und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dich immer noch liebt. Geh einfach zu ihr.“

„Wenn du das machst, musst du nie wieder zu uns kommen.“ beide sahen wir zu Dad, der plötzlich im Wohnzimmer stand. „Roger! Wie kannst du das sagen?“ „Ich habe dir mehr als einmal meine Meinung zu ihr gesagt!“ wütend stand ich auf. Seit Jahren hatte er schon etwas gegen Cas und ich wusste bis heute nicht wieso. „Du kannst mir nicht vorschreiben wen ich liebe!“ „Oh und wie ich das kann. Ich bin immer noch dein Vater und du wohnst hier unter meinem Dach!“ „Ich wäre lieber obdachlos als einen Vater wie dich zu haben!“ schrie ich. „Bitte, streitet euch nicht wieder.“ flehte Mum.

„Du sollst einmal mein Geschäft übernehmen und da lasse ich es nicht zu, dass du mit so einer Person liiert bist!“ „Was hat sie dir getan, dass du sie so hasst?!“ „Sag es ihm.“ sofort sah ich zu Mum. „Was soll er mir sagen?“ „Roger, sag es ihm jetzt!“ rief Mum in Dads Richtung. Wütend sah uns Dad an. „Ihr Vater hat mir das Geschäft versaut!“ gab er zwischen zusammengepressten Lippen hervor. „Willst du mich verarschen?“ schrie ich aufgebracht. „Nur weil ihr Vater mit dir Probleme hatte, lässt du es an ihr aus? Du hast keine Ahnung wer sie ist verdammt! Cas ist die liebenswerteste Person die ich kenne. Du als mein Vater solltest glücklich sein, wenn ich es bin. Ich war verdammt nochmal glücklich mit ihr, bis ich hierher kam!“

Jetzt wusste ich was ich machen musste. „Ich bin hier fertig. Wenn du denkst, dass Cas schlecht für mich ist, dann denk das weiter. Ich weiss es besser. Cas war die einzige die mich glücklich gemacht hat und nicht einmal du kannst mir das nehmen!“ völlig ausser mir liess ich Dad stehen und lief in mein Zimmer. Ich schmiss meinen Koffer auf den Boden und packte alle meine Klamotten rein.

„Alexander, was machst du?“ nur kurz sah ich zu Mum und packte weiter meine Sachen. „Ich gehe nach New York und werde um meine Verlobte kämpfen und Dad wird mich nicht davon abhalten.“ kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, kam Mum zu mir und zog mich in ihre Arme. „Ich werde dir Geld überweisen. Du sollst nicht ohne nichts dastehen.“ seufzend erwiderte ich ihre Umarmung. „Danke Mum. Du bist einfach die beste.“ lächelnd löste ich mich von ihr und schloss meine Koffer als ich alles eingepackt hatte. Es waren die selben Koffer die ich bei meinem verschwinden aus Columbus hatte. Sehr schlechte Erinnerungen.

Zusammen mit Mum lief ich aus meinem Zimmer und zur Haustür. „Das du mir ja auf dich aufpasst.“ „Mum, ich bin keine fünf Jahre alt. Ich ruf dich an, wenn ich da bin. Versprochen.“ ich öffnete gerade die Haustür und stellte meine Koffer nach draussen, als ich Dad hörte. „Wenn du jetzt gehst, bist du nicht mehr mein Sohn.“ „Witzig, denn ich habe schon lange keinen Vater mehr.“ mit diesen Worten schloss ich die Tür hinter mir und lief runter zur Strasse.

Jetzt musste ich mir erste einmal ein Taxi rufen damit ich zum Flughafen kam. Aber was noch wichtiger war: ich musste Carter anrufen und ihm alles erklären. Auch wenn ich mich ohne etwa zu sagen aus dem Staub gemacht hatte wusste ich, dass Carter für mich da war. Seit klein auf war er mein bester Freund und kannte mich besser als jeder andere. Er wusste, dass ich nicht einfach so verschwand.

Wie ich Cas gegenüber treten sollte wusste ich noch nicht. Wahrscheinlich würde sie mich anschreien und umbringen sobald sie mich sah, oder mich verprügeln. Ich konnte mir alle möglichen Szenarien vorstellen, aber ich konnte nicht wissen was passieren würde.
Ich hoffte einfach nur, dass sie mir irgendwann verzeihen konnte.
Eines war aber jetzt schon klar: ich würde nicht aufhören um sie zu kämpfen, bis ich sie wieder an meiner Seite hatte. Selbst wenn sie in dieser Zeit jemand neues gefunden hatte, würde ich nicht aufgeben. Cas und ich gehörten einfach zusammen.

Kalt wie EisschneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt