Die nächsten Wochen tauchte ich wieder beim Beachtraining auf, was vor allem Charlie und Cole freute. Mittlerweile trainierten wir auch nicht mehr drinnen, außer es regnete zu stark. Auch mit Maxe gingen wir nun einmal wöchentlich in den Sand um dort zu trainieren. Das glich aber nicht dem typischen Beachvolleyball, sondern sollte unsere Ausdauer verbessern und unsere Sehnen schönen. Chloe und Bailey nahmen an diesen Trainingseinheiten nicht Teil, und auch Freya war dort selten anzutreffen. Dafür hatten sie von Maxe einen gesonderten Trainingsplan und mussten in dieser Zeit ins Fitnessstudio. Ich könnte echt nicht verstehen, wie man als Volleyballer den Sand nicht mögen konnte. Hätte ich die Wahl, würde ich sofort nur beachen. Das war auf dem Sportinternat aber nicht möglich, außerdem wurde ich als Zuspielerin gebraucht. Unsere Hallensaison war mittlerweile vorbei, Turniere standen nicht mehr an. Außer natürlich beim Beachen. Bald standen auch unsere Exams an, für die gebüffelt werden musste. Wenn es das Wetter zu ließ, lernten wir draußen auf der Wiese. Dann fütterte mich Cole mit Gummibärchen und ich machte Charlie die Haare. Jayden blieb dabei auf Abstand, lernte selten mit uns. Doch das störte mich kaum, so gab es wenigstens keine Konflikte. Anfang Juni hörte das Hallentraining dann ganz auf. Zum Abschluss spielten wir in der Schwimmhalle im flachen Becken Wasservolleyball. Das machte riesen Spaß. Auch wenn es nicht so spaßig war, wenn der Ball kurz vor einem auf dem Wasser auftraf und so Wasser in dein Gesicht spritze. Ich hatte glücklicherweise Cole in meinem Team mit dem ich immer rumalberte. Das ging so weit, dass Maxe mich irgendwann in ein anderes Team steckte. Nach dem Herumtollen im Wasser gab uns Maxe noch unsere Trainingspläne für den Monat Juni. Wir mussten dafür 3 Mal die Woche entweder ins Fitnessstudio oder in die Schwimmhalle. Zusätzlich gab es Übungen, die wir machten mussten. Durch unsere Armbänder, die Zugang zu den Fitnessräumen gewährten, konnte er genau überwachen, ob und wie lange wir dort gewesen waren. Aber auch so würde niemand schummeln. Als wir aus der Schwimmhalle kamen, meinte Freya laut: „Wollen wir nicht Mal wieder zum See? Wie wäre es mit nächstem Samstag?". Ich wusste nicht genau, welchen See sie meinte und wie wir dahin kommen würden, doch Charlie erklärte es mir. Von der Schule könnten wir uns Fahrräder ausleihen. Mit denen würden wir zu einem nahegelegenen kleinen See radeln, der einen kleinen Strand besaß. Da jeder zustimmte, machten wir den Termin fest. Ich freute mich schon endlich wieder raus zu kommen und dem Lernen zu entfliehen. Am Samstag trafen wir uns dann pünktlich nach dem Mittagessen. Wir liehen uns die Fahrräder und dann ging es auch schon los. Ich hatte mir einen Rucksack mit allem vollgepackt was ich brauchte. Handtücher, Wechselklamotten, eine Wasserflasche und etwas zum Essen. Dafür hatte ich die letzten Tage immer mal wieder ein paar Kekse, Riegel und Obst aus der Mensa mitgehen lassen. Da alle aus dem Jungs und Mädelsteam mitkamen, umfasste unsere Gruppe 24 Leute. Und diese radelten alle den Waldweg entlang. Ich hatte mich mit Cole etwas zurückfallen lassen. Charlie, die begeisterte Radfahrerin war, fuhr ganz vorne mit und war auch viel zu schnell für uns. Wir hatten gutes Wetter erwischt, es war fast 30°C heiß. Doch durch die Bäume wurde uns erstmal etwas Schatten geboten. Nach 20 Minuten ging es auf einen Feldweg. Unsere Fahrräder wirbelten den Staub auf. „Wann sind wir endlich da?", jammerte ich und Cole lachte. „Und du willst sportlich sein, Elsa? Das ist nur ein bisschen Fahrradfahren!". Um ehrlich zu sein, ich war noch nie ein Fahrradfan. Ich bin in Berlin aufgewachsen und habe bevor ich ins Internat ging, immer den Bus genommen. Und auch so, hatten wir zwar als Kinder oft Paddeltouren in Schweden gemacht, aber Fahrradfahren eher weniger und nur kurze Strecken. Und auch nicht bei so einer Hitze. Nach 10 Minuten kamen wir wieder in den Wald. Dort führte ein schmaler Pfad weiter. Als ich den See sah, jubelte ich innerlich. Zwar war er wirklich nicht groß, aber ausreichend für uns. An einem Sandabschnitt hielten wir an und stellten unsere Fahrräder ab. Dann machten wir es uns gemütlich. Cole und Charlie hatten beide eine größere Decke mit, die sie ausbreiteten. Ich setzte mich zu den beiden und packte meine Handtücher aus. Auch Jayden gesellte sich zu uns. „Wir müssen erst mal sofort ins Wasser", meinte Cole und zog sich aus bis auf die Badehose. Ich zog mir mein Top und meine Shorts aus, sodass ich im Bikini da stand. Vor kurzem hatte ich mir einen neuen gekauft. Er war weinrot und hatte ein wenig Push Up im BH, sowie ein knapperes Bikinihöschen. Jayden starrte mich an und ich wurde rot. Als er bemerkte, dass ich seinen Blick war genommen hatte, schaute er schnell weg. Charlie hatte sich auch ausgezogen und es ging ins Wasser. Freya hatte sogar eine Luftmatratze mitgenommen, auf die sich nun alle stürzten. Schon bald hatte man diese gekapert und Freya musste ohne schwimmen. Charlie und ich schwammen gemütlich auf den See hinaus. Doch plötzlich faste mich etwas am Bein und ich wurde unter Wasser gedrückt. Ich schrie noch kurz auf, dann war ich unter Wasser. Ich trat und strampelte bis ich frei war. Prustend tauchte ich auf und schnappte nach Luft. Als ich Cole und Jayden lachen hörte, wusste ich, dass mich da kein Seeungeheuer oder ähnliches unter Wasser gezogen hatte. Außer es hatte schwarze Haare und sah sehr menschlich aus. „Ihr seid doch blöd!", rief ich den beiden verärgert zu. „Mach dir nichts drauß, das Gehirn eines Jungen ist halt nur so groß wie eine Erdnuss", beschwichtigte sie mich. „Auch das von Luke?", hakte ich nach und grinste. „Ehrlich gesagt? Manchmal schon, aber im Ganzen ist er doch ziemlich reif." Von den anderen beiden konnte man das eher nicht so behaupten. Wieder an Land entschuldigte sich Cole und gab zu, dass er die Idee hatte. Auf eine Entschuldigung von Jayden wartete ich vergebens. Wir legten uns in die Sonne. Luke kam dazu und fing an seine Freundin einzucremen. „Ich hätte auch gerne jemanden, der mich ein eincremt", seufzte ich. „Frag doch Jayden", meinte Charlie uns zwinkerte mir zu. „Nie im Leben! Den würde ich in tausend Jahren noch nicht mal fragen!", entgegnete ich. Nichts desto trotz fing sie plötzlich an „Hey Jayden, Komm mal bitte!" zu rufen. Jayden kam zu uns und fragte was los sei. „Hier", antwortete Charlie und drückte Jayden die Sonnencreme in die Hand, „cremst du bitte Elsa ein, damit sie keinen Sonnenbrand bekommt?" Jayden stand zuerst verdutzt da und wusste nicht ganz was er machen sollte. Sein Blick sagte mir jedoch, dass er überhaupt keine Lust auf das alles hatte. „Bitte", schob Charlie noch einmal hinterher und setzte ihren Hundeblick auf. Er seufzte und kniete sich hin. „Rücken?", fragte er mich. „Äh ja, Rücken. Aber du musst das nicht machen", entgegnete ich und hoffte er würde es sein lassen. Doch er meinte nur: „Ist kein Problem" und fing dann an mich einzucremen. Ich sah Charlie wütend an, doch diese lächelte nur unschuldig. „Ist doch nichts dabei. So bezahlt er dafür, dass er dich unter Wasser gezogen hat", flüsterte sie mir zu. Also ließ ich es über mich ergehen. Er fing bei den Schultern an, ging dann über meinen Rücken bis nach unten. Ungefragt cremte er auch meine Beine gleich mit ein. „Ich kann auch gerne vorne weitermachen. Nicht, dass du einen Sonnenbrand bekommst", meinte er und ich stimmte zu. Jayden cremte nicht nur ein, er verband es auch irgendwie mit einer Massage, so dass es sich echt angenehm anfühlte. Ich drehte mich auf den Rücken und er begann die die Vorderseite meiner Beine, meinen Bauch, die Arme und den oberen Brustbereich einzucremen. Bei meinem Bauch erwischte er eine kitzlige Stelle und ich zuckte zusammen. „Habe ich dir weh getan?", fragte er verwirrt und ich schüttelte den Kopf. „Bin da nur etwas kitzelig". „Gut zu wissen", er zwinkerte mir zu. Irgendwie kam ich nicht ganz mit dem Vibe zurecht, den er ausstrahlte. Als er auch noch mein Gesicht eincremen wollte, nahm ich ihm die Sonnencreme aus der Hand und meinte: „Ich glaube, dass schaffe ich selber. Danke". Nachdem ich fertig eingecremt war, legte ich mich zu Charlie, die eng umschlungen mit Luke dalag. Auch Jayden und Cole legten sich zu uns und wir genossen die Sonne. „Ich freue mich schon auf die Sommerferien", seufzte ich zufrieden. „Wohl eher auf die heißen Franzosen", zog Cole mich auf und ich streckte ihm die Zunge raus. „Habe ich irgendetwas verpasst?", fragte Jayden. „Nicht wirklich. Cole spielt nur darauf an, dass ich in den ersten Wochen nach Frankreich mit meiner Familie fahre. Dort bleiben wir dann für 2 Wochen...so wie jeden Sommer", erklärte ich ihm. „Heiße Franzosen habe ich da noch nie gesehen und auch wenn, wäre die Verständigung ziemlich schwer. Mein Französisch ist nämlich richtig mies". Dabei beließen wir es und die anderen erzählten von ihren Urlaubsplänen. Am späten Nachmittag klaubten wir wieder alles zusammen und es ging auf den Weg Nachhause. Der Tag am Wasser hatte mir richtig gutgetan und ich fühlte mich sehr erholt. Da tat auch der Rückweg kein Abbruch dran. In den nächsten Wochen hieß es lernen und nochmals lernen. Und natürlich auch trainieren. Mitte Juni hieß es dann Prüfungen für 2 Wochen. Wie auch zur Mitte des Schuljahres. Dazwischen gab es Beachturniere mit Jayden. Wir hatten uns sichtlich verbessert und konnten immer einen der ersten 3 Plätze uns sichern. Trotzdem war es ungewohnt, dass ich plötzlich Teamkapitän war. Auch er musste sich daran gewöhnen und manchmal vergaßen wir beide es und verfielen ins alte Muster. Doch am Ende des Tages wussten wir beide wieder, dass ich der Chef war. Und langsam gefiel es mir. Doch trotzdem neigte sich das Schuljahr dem Ende zu. Am liebsten würde ich die Zeit anhalten. Doch das ging leider nicht. Deshalb lernte ich auch, wie in letzter Zeit oft, bei Cole. Die erste Woche voller Prüfungen lag schon hinter uns, jetzt stand die zweite an. Ich lag auf seinem Sofa, er saß am Tisch. Gemeinsam gingen wir den Lernstoff durch. Manchmal hatte ich mir am Rand eine deutsche Notiz gemacht, da ich das englische Wort nicht kannte. So merkte ich mir schwierigen Lernstoff oft auf Deutsch und übersetzte es dann im Test oder bei der Klausur. Alle internationalen Schüler durften aber sowieso einen Übersetzer benutzen. Dieser hatte gerade am Anfang mir den Hintern gerettet. Mittlerweile brauchte ich diesen glücklicherweise kaum noch. „Ich will nicht mehr", jammerte ich und schlug den Hefter zu. „Es ist wirklich schon ziemlich spät geworden. Wollen wir mal nach draußen schauen? Der nächste Film müsste in einer halben Stunde anfangen", schlug Cole vor. Draußen hatten die Betreuer eine Leinwand aufgebaut und Sitzgelegenheiten geschaffen für ein Sommernachtskino. Jayden war dort schon seit ein paar Stunden. Es war zwar noch hell, aber bald müsste es dunkel werden und die Atmosphäre dadurch um einiges schöner machen. Ich zog meine Schuhe an und Cole schnappte sich noch eine dünne Decke. Draußen war es noch brechend voll, alle Sitzgelegenheiten waren besetzt. Cole entdeckte Jayden und ging schnurstracks auf ihn zu. Ich folgte ihm. Er saß auf einer Decke im Gras. Wir breiteten die andere Decke aus und setzten sich zu ihm. „Der nächste Film wird anscheinend gruseliger", setzte uns Jayden in Kenntnis. Gerade lief eine Romcom. Als der Film zu Ende war, gingen vor allem die jüngeren, sodass es leerer wurde. Mittlerweile wurde es auch dunkler, und damit auch kälter. Ich bekam schon Gänsehaut. Plötzlich rückte Jayden mit auf unsere Decke und schüttelte seine Decke aus. Ich sah ihn skeptisch an, da ich nicht wusste was er vor hatte. Er bemerkte meinen Blick und grinste. „Dir ist doch kalt, oder?", fragte er mich und ich nickte. Er legte die Decke um meine Schultern und ich wickelte mich darin ein. „Danke", flüsterte ich ihm zu. Nach einer Weile gähnte Cole neben mir. "Ich bin müde. Ich glaube ich gehe hoch und ins Bett", meinte er, stand auf und streckte sich. Ich wollte auch schon aufstehen, doch Cole sagte: „Bleib doch. Ich glaube Jayden braucht etwas Gesellschaft". „Haha", machte Jayden nur und warf Cole einen bösen Blick zu. „Wenn du magst, bleibe ich", meinte ich zu ihm, unsicher wie er antworten würde. „Ja, du kannst ruhig hierbleiben. Ich will dich jetzt nicht verschrecken". Er zwinkerte mir zu und der Knoten in meinem Bauch löste sich. Ich entspannte mich wieder und wünschte Cole noch eine gute Nacht. Dann konzentrierte ich mich wieder auf den Film. Auch Jayden war schweigsam, woran ich aber schon gewohnt war. „Magst du den Film überhaupt?", fragte er mich nach einer Weile. „Ähh, ja. Der Film ist hervorragend", stammelte ich und fühlte mich ertappt. Es war eher ein Actionfilm, der aber gruselige Momente hatte. Nicht so mein Genre. „Lügner", meinte Jayden und stupste mich etwas an der Schulter an. Ich schupste zurück. „Stimmt gar nicht. Ich schaue hin", entgegnete ich. „Ok, dann sag mir was in den letzten 10 Minuten des Filmes passiert ist", neckte er. Na toll, jetzt hatte er mich. „Oke, vielleicht war ich nicht ganz so aufmerksam", gab ich zu. Er schubste mich wieder, sodass ich zur Seite fiel. Doch es tat nicht weh und ich lachte auf. Jayden stand auf. „Was machst du?", fragte ich ihn überrascht. „Du magst den Film nicht. Also können wir auch gehen. Lust auf einen kleinen Spaziergang?". Ich nickte und stand auf. Die Decken falteten wir zusammen und nahmen sie in die Hände. Die Wege waren zum Glück beleuchtet, trotzdem gruselte ich mich. Schon damals in der Grundschule war ich kein Fan von Nachtwanderungen gewesen. Jayden und ich gingen den Weg entlang bis zum Wald, dort drehten wir um. „Was machst du eigentlich in den Ferien?", fragte ich und schaute ihn an. Er sah weiter nach vorne und schoss einen Stein vor sich her. „Cole kommt in den ersten Wochen mit zu mir und dann fahren wir ins Ferienhaus", erzählte er mir. „Das klingt ja gut. Bleibt ihr immer nur im eigenen Land, oder reist ihr auch mal woanders hin?" „Ja na klar. Aber meine Eltern arbeiten viel und haben nur begrenzte Urlaubstage. Aber wir reisen schon gerne. USA, Kanada, Südafrika war ich überall schon einmal. Meine Mutter mag das warme Wetter deswegen sind wir auch oft ans Mittelmeer gereist, Spanien oder Italien", erklärte er. „Und du? Reist ihr oft?" „Naja. Leif und ich haben immer sehr viel mit unserem Sport zu tun, deswegen haben wir nie sehr lange Reisen gemacht oder sehr weit weg. Im Sommer fahren wir immer nach Frankreich und im Winter oft nach Österreich zum Skifahren. In Deutschland liegt ja nicht mehr so wirklich Schnee. Und dann immer mal wieder nach Schweden um meine Verwandten zu besuchen. Aber diesen Sommer nicht. Dafür über Weihnachten und Silvester dann." Den Rest des Weges schwiegen wir. Jayden brachte mich bis zu meinem Zimmer und wünschte mit eine gute Nacht. Morgen würden wir wieder zusammen Laufen gehen.
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Volleyball und Ich - Mein Leben auf dem Sportinternat
Genç KurguFür Elsa ist es endlich soweit: Sie wurde für die Sportschule in England ausgewählt. Hier trainiert sie mit den Besten der Besten und das kann nicht immer einfach sein. Doch trotzdem ist sie überglücklich, denn hier darf sie machen was sie liebt, nä...