192.Wie ist das...bei Obdachlosen zu schlafen?

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Okay, dann stell dich doch vor ^-^
-Aye, mein Name ist Jack oder Marc, aber auf Wattpad bin ich unter dem Namen JackiesStorys bekannt. Yah, mehr gibt es nicht über mich zu sagen °^°

Kanntest du die Person, bei der du geschlafen hast?
-Nein, tatsächlich nicht. Um ehrlich zu sein, waren es sogar zwei Personen. Die ältere von beiden hat mich bemerkt und mir immer wieder aufmunternd zugelächelt.
Ich ging dann auf die beiden zu und nahm ihren Hund als Vorwand, bei ihnen zu sitzen, bis mich dann einer gefragt hat, ob ich Stress zuhause habe und ob er helfen kann.

Wie bist du in diese Situation gekommen?
-Ich vermute, dass ich meine Gefühle viel zu lange unterdrückt hatte, ich tue oft so, als wäre nichts und dann stauen sich die "echten" Gefühle an.
Außerdem stand ich zu der Zeit auch unter Stress, wegen Homeschooling, Streit unter Freunden und meinen psychischen Problemen.
Als meine Eltern sich dann wegen mir gestritten haben, sind bei mir alle Sicherungen durchgebrannt.
Ich meinte "Ich gehe kurz raus" und habe mich dann einfach von meinen Füßen leiten lassen, bis zu der 7 km entfernten Innenstadt.

Wolltest du nicht mehr zurück nach Hause?
-Tatsächlich war dies nicht mein Plan, schließlich hatte ich schon oft von dem Leben auf der Straße gehört und für eine Geschichte von mir auch dafür recherchiert.
Drogen, Prostitution, Stehlen: All sowas gehört zwar dazu, aber ehrlich gesagt konnte mich das auch nicht abschrecken.
Das war auch nicht der Grund, weshalb ich dann doch nach Hause kehrte - Ich ging zurück, weil überall Polizei war und ich keine Möglichkeit sah, in eine andere Stadt zu kommen
(In meinem Alter wäre es gefährlich, alleine auf der Straße zu leben und ich hätte mich ja noch nicht mal alleine versorgen können).
Einer der Männer bot mir zwar an, mir das Stehlen beizubringen und erklärte mich auch einiges, aber ich hatte so viel Angst, wovor weiß ich auch nicht mehr genau.
Mittlerweile kommt es oft vor, dass ich mir wünsche, ich wäre dort geblieben. Ich bereue es nicht, mit diesen zweien mitgegangen zu sein, denn sie waren korrekte Typen.
Sie haben es akzeptiert, dass ich nichts stärkeres als Zigaretten und Gras wollte und mir sogar Essen und Trinken gegeben.

Waren es deine Eltern, die die Polizei gerufen haben?
-Ja. Damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet, auch nicht damit, dass ein paar Freunde ebenfalls nach mir suchten.
Allerdings bekam ich erstaunlicherweise keine Standpauke von den Polizisten.
Sie fragten mich, warum ich wieder zurückgekehrt wäre und ich sagte, dass ich es bereut hätte, wegzulaufen zu sein, um nicht in noch mehr Schwierigkeiten zu kommen.
Ich sei sehr verschlossen bei diesem kurzen Gespräch gewesen , wurde mir später erzählt.
Das lag daran, dass ich versprochen hatte, nicht zu verraten, wo das Versteck der beiden Obdachlosen war.

Hast du dich sofort mit ihnen verstanden?
-Das habe ich. Ich saß am Anfang auf einer Bank, ein paar Meter von ihnen entfernt und habe sie erst einfach nur beobachtet.
Es waren auch noch zwei andere dabei, von denen aber nur einer auch ein Obdachloser war und nicht bei den beiden "gewohnt" hat.
Der Ältere von denen, bei denen ich geschlafen habe, war wohl sehr misstrauisch, denn er hat diesem Kerl nicht vertraut.
Ich frage mich bis heute, warum er dann mir vertraut hat. An meinem Alter kann es nicht gelegen haben, denn sie haben mich genauso behandelt wie einen Erwachsenen auch und das war auch irgendwie... angenehm.
Sie haben mir zugetraut, eigene Entscheidungen zu treffen und mir mein Leben gelassen. Sie haben nicht gesagt, ich solle zurückgehen. Einerseits war das belastend, andererseits aber auch erleichternd.

Denkst du, sie hatten einen guten oder schlechten Einfluss?
-Das ist schwer zu sagen.
Was die Zigaretten und Drogen angehen, waren sie sicher ein schlechter Einfluss und ich denke, auch einige Lebenseinstellungen waren nicht ganz gesund.
Andererseits haben sie mir gezeigt, dass ich mir vertrauen kann und dass das Leben auf der Straße nicht unbedingt "falsch" ist, aber auch nicht angenehm oder bequem.
Ich habe Vieles mitgenommen, was mir jetzt gerade hilft.

Würdest du auf der Straße leben?
-Ich sag's mal so: Eine Zeit lang dachte ich, das wäre der einzige Weg für mich wäre. Jetzt bin ich sicher, dass das niemals der Fall sein wird.
Es war aber eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde.

War es interessant?
-Interessant...ja. Es war interessant zu erfahren, wie Menschen auf die Straße kommen und wie es dort wirklich abläuft.
War aber auch ein bisschen gefährlich für mich, da ich durch den Regen zur Stadt ging und daher plitschnass war-und es war kalt.
Zum Glück war der eine so freundlich, mir eine seiner Hosen zu leihen. Es war interessant und für mich wird es immer eine positive Erinnerung sein. ^^
(Abgesehen von dem Grund, weshalb ich dort war).

Wie ging es dir, als du wieder zuhause warst?
-Oh, überhaupt nicht gut. Alle haben mir Fragen gestellt und mir Vorwürfe gemacht...Ich wollte da einfach nur noch zurück.
Auch jetzt kommen immer wieder Kommentare und blöde Anmerkungen...
Mittlerweile komme ich damit aber klar und die Kommentare kommen auch nur noch von meiner Familie, die mir eh nichts mehr bedeutet, also tut das nicht weh.

Würdest du wieder dort schlafen?
-Nein. Aus dem einfachen Grund, dass es sein könnte, dass ich sie damit in Gefahr bringe und nicht weiß, ob sie überhaupt noch da sind.
Meine Mutter hatte mich ausgefragt, als ich noch zu geschockt war, um mir richtige Lügen auszudenken. Deshalb weiß sie jetzt vage, wo die beiden leben/gelebt haben.
Ich war so geschockt, weil ich gesucht wurde, ehrlich gesagt, so genau weiß ich das selber nicht. Ich konnte auch nicht richtig realisieren, dass ich das wirklich getan hatte.

Wie geht es dir jetzt?
-Gut, jedenfalls besser. Es hat sich wieder normalisiert, also kann ich sagen: Wie immer, wenn nicht sogar besser.

Was hat dir am besten/schlechtesten gefallen?
-Hm. Das kann ich nicht so sagen, denn das lässt sich nicht unterteilen. Es ist, als würde ich fragen, was du am "normalen" Leben am besten und am schlechtesten findest.
Und so habe ich mir auch nie wirklich Gedanken darüber gemacht xD
Ich bin den Sorgen meines "alten" Lebens entflohen und hatte prompt neue.
Man kann vor Sorgen, Stress und blöden Situationen nicht davonlaufen, das alles gehört zum Leben dazu. Das ist auf jeden Fall das, was ich "gelernt" habe.

Was würdest du Menschen, die auch weglaufen wollen, sagen?
-Leute. Es gibt immer Hoffnung. An jedem dunklen Tunnel ist ein Licht, wie es so schön heißt, nicht wahr?
Es gibt immer eine Lösung, auch wenn das gerade vielleicht nicht so scheint. Es gibt immer eine bessere Lösung als davonzulaufen.
Es wird sich alles klären, das tut es immer, und am Ende wird es gut sein, auch wenn es jetzt nicht so scheint. Redet über eure Probleme, zur Not auch mit fremden Leuten.

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