{Teil 2 ~ 6}

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„Haben wir wirklich alles?" „Meine Güte, Per, ich hab da jahrelang gewohnt. Wir werden schon überleben", seufze ich. „Ich will doch nur sichergehen", entgegnet Per, dabei tritt er einen Schritt näher auf mich zu. Seine Hände umfassen meine Hüfte, seine Nasenspitze stupst gegen meine. „Ich will, dass es schön wird", wispert er. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. „Das wird es. Du bist da." Seine Augen beginnen zu strahlen, bevor er sich vorlehnt und mich hauchzart küsst.

Während meine Augen zufallen, schlinge ich beide Arme um meinen Freund. Es ist keine Lüge, wenn ich sage, dass Per so zu küssen eine meiner Lieblingsaktivitäten geworden ist. Natürlich bin ich auch für die wilden, leidenschaftlichen Küsse zu haben. Aber bei diesen zarten, liebevollen Küssen schwillt mein Herz immer mehr an, als ich es vor Per gekannt habe. Sie zeigen mir, dass ich ihn tatsächlich liebe. Und wenn er mich so küsst, bestärkt es mich in dem Glauben, dass er mich ebenfalls wirklich liebt. Beides ist für mich durchaus nicht selbstverständlich.

„Wir müssen los, wenn wir vor Mittag da sein wollen", murmelt er gegen meine Lippen. Widerwillig öffne ich meine Lider. Warmes Rotbraun funkelt mir entgegen. „Nur noch kurz...", gebe ich leise zurück, schlinge beide Arme um ihn und vergrabe meinen Kopf in seiner Halsbeuge. Habe ich schon mal erwähnt, wie gut er riecht?

Per lacht leise. „Matt, ich liebe es, dich zu umarmen, aber es wird nicht besser. Und wenn wir da sind, können wir von mir aus zwei Wochen am Stück kuscheln. Obwohl, nein, zwischendurch ein bisschen Sex wäre gut." Ich kichere gegen seine Haut. Ein Geräusch, was ich früher gehasst habe, aber jetzt kommt es immer wieder mal ungewollt aus meinem Mund. Behutsam hauche ich einen Kuss auf seinen Hals, dann löse ich mich von ihm. Nachdem ich noch einmal liebevoll durch seine Haare gefahren bin, lasse ich ihn los und wende mich unserem Gepäck zu. „Na, dann los."

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„Per, fahr verdammte Axt links!" „Aber das Navi sagt, wir müssen noch weiter grade aus!" „Ist mit scheißegal, was diese Tusse labert! Ich kenn mich hier aus und weiß, dass wir links müssen!" Genervt verdrehe ich die Augen. „Ist ja gut", mault mein Freund, bremst scharf und biegt ab. „Danke!", stöhne ich gespielt huldigend. „Halt deine Fresse", grunzt er. „Ey, sowas darf nur ich sagen", beschwere ich mich. „Wer hat das denn festgelegt?", entgegnete er und drückt stärker aufs Gas. „Per! Langsamer!", bitte ich ihn. „Sag mal, willst du vielleicht fahren?" „Wäre bei deinem Sturkopf besser", grummle ich. Er wirft mir einen schnellen Blick zu. Ich kann sehen, dass er ein Grinsen unterdrückt. Gott sei Dank, er ist nicht ernsthaft böse. Das hatte ich bisher zwei Mal und es war alles andere als angenehm.

Hinterhältig strecke ich meinen Arm aus, um meine Hand auf seinem Oberschenkel zu platzieren. „Matt", warnt er mich ruhig. „Wir sind bald da", gehe ich nicht darauf ein. Ich erkenne meine eigene freudig-aufgeregte Stimme kaum wieder. Meine Hand schiebt sich ein Stück höher. „Ja, kannst du vielleicht die fünf Minuten noch abwarten?", seufzt mein Freund und schiebt meine Hand auf sein Knie. „Ich würd ja mal runterschalten, der Motor fleht dich ja gradezu an", kommentiere ich, wobei meine Hand wieder in Richtung gefährlicher Gefilde krabbelt. „Warum bist du heute so nervig?" „Warum sagst du meine Sätze?", frage ich mit einem Seitenblick zu ihm zurück. Pers Gesichtsausdruck ist konzentriert, denn der unebene Waldweg ist nicht einfach zu befahren. „Nimm deine Hand da jetzt weg, du Spacko", jammert er plötzlich los. „So schlimm?" „Nein, so gut, und das weißt du ganz genau, Mattiboy", feuert er zurück. „Hm. Tut mir leid." „Wen willst du damit belügen?" Seine Frage ist rein rhetorisch.

Das Auto rollt die letzen paar Meter, dann bleibt es stehen. Per stellt den Motor ab und zieht die Handbremse an. Dann wendet er sich mir zu. „So gern ich dir deine emotionale Ankunft lassen will, du bist selbst schuld, dass du sie nicht bekommst", macht er mir klar, wobei er über die Mittelkonsole auf meinen Schoß krabbelt. Schneller als ich gucken kann, hat er den Sitz ein Stück zurückgeschoben. Jetzt nimmt er mein Gesicht in seine Hände und beginnt, mich hungrig zu küssen. Grinsend lege ich meine Hände unter seinem Shirt in seine Taille. „Sicher, dass wir nicht... eben reingehen wollen?", raune ich, als seine Hände zu meiner Hose wandern. „Hmf", macht mein Freund unzufrieden, da sich unsere Lippen voneinander getrennt haben. „Dann aber jetzt", nuschelt er zurück, reißt die Beifahrertür auf und springt ins Freie. Ich folge ihm etwas langsamer. Kurz bleibe ich stehen, schließe die Augen und atme den Geruch des Waldes tief ein. Ein ungeduldiges „Matt! Bring mal ein Bettlaken mit!" lässt mich seufzend wieder in der Realität ankommen. Mit einem Grinsen krame ich die Tüte mit dem Bettzeug heraus und mache mich damit auf zur Hütte.

WaldgeflüsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt