„Bereit?" „Ne." Ich trete mit Per an der Hand durch die Wohnungstür von Mimis und Oscars Wohnung. Es ist laut es riecht nach Alkohol, Menschen und Gras. „Noch hat uns keiner gesehen, wir können...", beginnt Per zu murmeln, als Mimi um die Ecke tritt. „Per, Matt! Schön, dass ihr da seid!", ruft sie und wirft die Arme in die Luft. „Hej. Wo ist denn das Geburtstagskind?" „Im Wohnzimmer, da sind auch die anderen, kommt mit!", ruft sie aufgedreht und saust uns voraus. „Ich bin da", versichert mir mein Freund und drückt meine Hand. „Und ich bin keine 5 mehr", grummel ich zurück. „Ich weiß, Süßer." Per zieht mich Richtung Wohnzimmer und ignoriert die Tatsache, dass er mir gerade einen Kosenamen gegeben hat, obwohl er weiß, wie sehr ich sowas hasse. „Matt!", mache ich ihm deshalb klar und ich wirft mir nur ein Grinsen zu, bevor er den Raum betritt.
„Per!", schreit irgendwer und sofort liegen alle Augen auf uns. Ich würde am liebsten meine Hand aus seiner ziehen, da ich die Arme verschränken will, doch er hält mich eisern fest. Dabei habe ich doch gar nicht vor, abzuhauen. Jedenfalls im Moment nicht. „Hi Leute!", ruft er und strahlt in den Raum. „Wen hast du denn da heißes dabei?", erkundigt sich ein Mädel direkt neben ihm und zwinkert mir zu. Ich runzel genervt die Stirn. „Meinen Freund. Oscar, wo bist du?", brüllt er dann unvermittelt los. „Alter!", zische ich, genervt von der Lautstärke. Er schenkt mir jedoch nur ein kleines entschuldigendes Lächeln und lässt mich dann los, um einen Typen zu umarmen und ihn mit Glückwünschen zu überhäufen. Offensichtlich Oscar. Dann sieht er mich auffordernd an und ich nicke ihm zu. „Alles gute oder so", gebe ich von mir und Oscar schmunzelt amüsiert. „Danke", erwidert er nur schlicht und schenkt mir ein entspanntes Lächeln.
„Was wollt ihr trinken?" Urplötzlich ist Mimi hinter uns aufgetaucht. „Gin Tonic!", bittet Per, während ich den Kopf schüttel. „Nichts, sicher?", harkt sie nach und ich nicke. Ich war noch nie ein Fan von Alkohol. „Du bist also Matt", erklingt eine Stimme neben mir, nachdem Mimi sich wieder entfernt hat und Per noch immer mit Oscar quatscht und lacht. „Hm." „Nicht sehr gesprächig, wie?" Ich würdige ihr nicht mal eines Blickes. „Dann halt nicht." Eingeschnappt dreht sie sich auf dem Absatz um und taucht wieder zwischen den Menschen unter. „Du musst nicht gleich alle vergraulen", wispert mir jemand ins Ohr und ich zucke zurück. „Erschrick mich doch nicht so, du Spast! Und hör verdammt noch mal auf, in mein Ohr zu hauchen!", knurre ich ihn an. Per schaut mich einen Moment lang unbewegt an, dann schlingt er seine Arme um mich. „Entspann dich, keiner hier will dir wehtun", vernehme ich nach einem kleinen Kuss an meinem Hals. Ich verkrampfe mich erst kurz, dann umarme ich ihn zurück und lasse meinen Kopf auf seine Schulter sinken. „Ähm, ich will ja nicht stören, aber dein Gin...?" Ich lasse ihn los und er nimmt sein Glas von Mimi entgegen, die uns lieb anlächelt. „Probieren?" Ich nehme ein Zipp und schüttel dann den Kopf. „Wie kannst du das trinken?" „Man gewöhnt sich dran." Ich nicke nur und fange einen Blick von Oscar auf. „Kommt ihr mit euch da rüber setzen?"
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„Mattiboyyy!" Verdutzt fange ich Per auf, als ich von der Toilette wieder ins Wohnzimmer komme. Eventuell war ich ein bisschen länger da und habe die Ruhe genossen, aber dass er in so kurzer Zeit so viel betrunkener sein kann, hätte ich nicht gedacht. Oscar lacht, da ich irgendwie hilflos dastehe und meinen Freund verwirrt anschaue. „Du bist der schönste Mensch der Welt!", jubelt er und schlingt seine Arme um meinen Hals. „Ähhh...", mache ich und halte ihn an seiner Hüfte fest. „Mach dir keinen Kopf, er wird immer etwas anhänglich. Und er hat nicht so viel getrunken, er kann einfach nichts ab", beruhigt Mimi mich, die neben Oscar getreten ist und sich an ihn kuschelt. „Okayyy", antworte ich und zucke zusammen, da Per mir in den Hals beißt. „Hallo?" „Du riechst so gut!", nuschelt er an meine Haut und legt dann seinen Kopf in meine Halsbeuge. Ich beachte ihn nicht weiter und wende mich seinen zwei Freunden zu. „Und wie ist es bisher hier für dich? Mit so vielen Leuten?" Oscars Lächeln ist aufgeschlossen und freundlich. „Seltsam." Mimi schaut mich verständnisvoll an. „Wenn mal irgendwas ist und Per grade arbeiten ist, kannst du immer gern zu uns kommen. Oscar arbeitet von zu Hause und ich studier noch, deshalb sind wir oft hier", erzählt Mimi. Ich beiße unsicher auf meiner Lippe. „Danke." Oscar nickt mir zu. „Oder wenn du mal was mit uns machen willst... kochen oder so, dann freuen wir uns auch!" „Ihr seid echt nett", bricht es aus mir heraus und ich versuche mich an einem halben Lächeln. Als die beiden in schallendes Gelächter ausbrechen, fällt es mir gar nicht mehr so schwer, die Mundwinkel zu heben.
„Duuu, wollen wir nach Hause und kuscheln?" Trotz der Lautstärke und seiner eher undeutlichen Aussprache verstehe ich ihn und muss noch etwas mehr lächeln. „Möchtest du?" Ein heftiges Nicken an meinem Hals reicht mir als Antwort, weshalb ich ihm einen Kuss auf die Wange gebe und dann wieder zu Mimi und Oscar zu schauen. „Ich glaub, wir gehen mal. Schönen Geburtstag noch und ähm, vielleicht bis bald", gebe ich mir Mühe. Die beiden nicken lächelnd. „Kommt gut nach Hause!"
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„Per, ich muss die Tür aufschließen", seufze ich und versuche ihn ein Stück wegzuschieben, um an meine Jackentasche zu kommen. Glücklicherweise hat er mir den Schlüssel von Alex direkt in die Hand gedrückt, weshalb ich wenigstens seinen nicht suchen muss. „Aber du bist sooo gemütlich!" Ich fahre ihm einmal durch die Haare, dann schiebe ich meine Hand mit sanfter Gewalt zwischen uns und fische den Schlüssel aus meiner Tasche. Tatsächlich gelingt es mir dann auch, die Tür aufzuschließen und ihn ins Treppenhaus zu schieben. Dann weigert er sich aber, weiterzulaufen, sodass ich ihn kurzerhand im Brautstyle hochhebe und die Treppen hochtrage. „Du bist mein Held!", schwärmt er und blinzelt mich von unten an. „Und du bist betrunken." „Neiiinnnn." „Ich glaub auch", murmel ich, setze ihn ab, schließe die Wohnungstür auf und trage ihn dann direkt ins Schlafzimmer.
„Komm, zieh dich aus", fordere ich ihn auf, was ihn große Augen machen lässt. „Schuhe, Jacke, Jeans, Hemd", zähle ich auf. „Damit du pennen kannst." „Achsooo!", kichert er und ich schüttel den Kopf, während ich ins Bad gehe und mich selbst bettfertig mache. Drei Minuten später trete ich in Boxershorts ins Schlafzimmer und stelle fest, dass er es sogar geschafft hat, sich ebenfalls bis auf die Boxer auszuziehen. Er streckt die Arme aus. „Matti! Ich will kuscheln!" Ich kann mir ein Lächelnd nicht verkneifen, da er super niedlich aussieht und krabbel zu ihm. Sofort bettet er seinen Kopf auf meinen Oberkörper und umschlingt meine Taille, während ich uns zudecke. Er drückt mir einen liebevollen Kuss auf die Brust und ich fahre ihm sanft durch die Haare. „Schlaf gut, Per", murmel ich, doch er ist bereits weg.
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Ich wache davon auf, das sanfte Kreise auf meinem Oberkörper gemalt werden. Wohlig seufze ich auf und ziehe Per noch näher an mich heran. „Na, aufgewacht." „Hmhm", mache ich bestätigend und drücke ihm einen Kuss in die Haare. „Wie gehts dir?" „Ach, hab nur ganz leichte Kopfschmerzen", antwortet er und ich merke, dass er lächelt. „Du bist sehr niedlich, wenn du betrunken bist", murmel ich und er hebt den Kopf an, sodass ich direkt in seine rehbraunen Augen schauen kann. „Ja? Ich Nachhinein habe ich immer das Gefühl, ich war mega nervig." „Als Dauerzustand wäre es vielleicht nervig. Ich bin ganz froh, dass du wieder normal bist." Er lacht und robbt ein Stückt höher. „Ich bin nie und nimmer normal", flüstert er und kommt meinem Kopf näher. „Ach, das gibts doch eh nicht. Ich meine Per-normal", präzisiere ich und schiebe eine Hand in seinen Haaransatz in Nacken, als er sich herunterbeugt und sanft seine Lippen auf meine legt.
Seine Küsse werden leidenschaftlicher und seine Hände auf meiner Brust und in meinen Haaren bringen mich dazu, leise in den Kuss zu stöhnen. Verdammt, ich glaube, ich hatte noch nie so starke Gefühle für jemanden. „Per", hauche ich heiser, als er sich von meinen Schlüsselbeinen über meine Brust zu meinem Bauch herunter küsst. Er sieht auf und lächelt mich an. „Matt..." Ich ziehe ich wieder zu mir hoch und küsse ihn mit all den Gefühlen, die ich für ihn habe. Dann löse ich mich von ihm und starre in seine Augen. Mit einem warmen Gefühl in der Brust fahre ich durch seine Haare, dann über seinen Hals und seine Schlüsselbeine. „Danke." „Was? Wofür, Süßer?" „Ich hasse Kosenamen." „Ich weiß." Er lächelt mich warm an und seine Augen funkeln. „Ich liebe dich", flüstere ich und mein Herz springt fast aus meinem Brustkorb, als er mich überrascht anstrahlt. „Ich dich auch, Matt. So sehr." Und ich glaube fast, dass ich den Glaube an die Menschheit wiedergefunden habe.
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Waldgeflüster
Short StoryMatt hasst Menschen. Per trifft durch Zufall auf ihn. Eine Kurzgeschichte (mit unterschiedlich langen Kapiteln). Die Rechte liegen allein bei mir!