Kurzgeschichten

Verwelkte Liebe

Wir assoziieren häufig Worte mit Bildern, und umgekehrt. Das ist ganz normal. Unser Gehirn macht das ganz automatisch. Es bildet Synapsen um sich Dinge besser merken zu können.

Was verbindest du damit, wenn du an Liebe denkst? Also mir zum Beispiel fällt dazu "Rose" ein. Ich bin auch der Meinung, dass eine Rose den Verlauf einer Beziehung ganz gut beschreibt. Stell dir vor, du bist verliebt. Ja, es ist ein schönes Gefühl. Vielleicht hast du gerade sogar an jemanden bestimmten gedacht. Aber das ist nicht das worauf ich hinaus will. Stell dir vor du bekommst von der Person, die du gernhast eine Rose geschenkt. 

Wenn wir eine Rose geschenkt bekommen, betrachten wir sie zuerst. Dann riechen wir häufig daran, zumindest geht es mir so. Lustig dabei ist, dass auch eine Beziehung damit beginnt, das man sich sieht. Man fällt sich auf. Man betrachtet sich gegenseitig. Wenn einem dann gefällt, was man sieht kommt man sich näher und findet heraus ob man sich gut riechen kann. Das hat nämlich tatsächlich etwas mit Stoffen zu tun, die der Körper ausströmt, sodass eine andere Person einen anziehend findet. Genau wie bei einer Rose, irgendwie.

Als nächstes nehmen wir die Rose mit an einen Ort, an dem wir sie ins Wasser stellen, sie frischhalten können. Wenn sie uns besonders gut gefällt, legen wir vielleicht sogar noch eine Centmünze dazu, dass die Pflanze länger frisch bleibt. Auch das möchte ich mit einer Beziehung vergleichen: Wir bemühen uns um unsere Beziehungen. Wir "stellen sie ins Wasser" und hoffen, dass sie "frisch bleiben".

Und trotzdem, irgendwann verwelkt die Rose doch. So, wie auch die Beziehung verwelkt, wie die Liebe verwelkt. Egal, wie oft du eine neue Rose geschenkt bekommst, irgendwann wird auch sie verwelken. Sei es nach ein paar Tagen oder sogar zwei Wochen. Hält sie länger, kannst du sogar beobachten, wie sie langsam, ganz langsam braune Flecken bekommt und altert, bis sie nur noch die vertrocknete Leiche einer einst hoffnungsbringenden Geste ist, um es hart auszudrücken. Auch mit Beziehungen verhält es sich meist so. Manche dauern Monate, andere sogar Jahre und manchmal kann man als außenstehender beobachten wie sie langsam zerfallen, vertrocknen.

Allerdings soll das hier keineswegs eine traurige oder hoffnungszerstörende Geschichte werden, nein, es ist nur meine Sicht auf den Aspekt der Liebe im Verlauf des Lebens. Denn nachdem man viele, viele vertrocknete Rosen auf den Kompost gebracht hat, wird einem klar, dass das nicht so weiter gehen kann. Dass man nicht ständig darauf hoffen kann, das die Rose gegen ihre Natur rebelliert und nicht verwelkt.

Und wenn man dann irgendwann mal Jemanden trifft, der besonders ist, und jener einem eine Rose schenkt, aber keine gewöhnliche Schnittblume, denn auch er hat aus seinen verwelkten Rosen gelernt, sondern eine Blumenzwiebel die ihr einpflanzt und ihr gemeinsam dabei zusehen könnt wie sie wächst und erblüht und vielleicht sogar neue triebe bildet, an denenen neue Rosen erblühen. Und irgendwann werdet ihr vor eurem Rosenstrauch sitzen und zurückdenken an all die verwelkten Rosen, die euch in eurem Leben begegnet sind und euch freuen, dass ihr daraus lernen konntet.

Denn auch wenn eine eingepflanzte Rose nicht unkaputtbar ist, so ist sie doch wenigstens am leben und mit etwas Gedult und Glück erblüht sie jedes Jahr aufs neue.

Zuletzt habe ich noch eine Frage an dich: Ist es besser zu versuchen eine Rose, ich meine eine Schnittblume, so lange wie möglich am Leben zu erhalten, oder sollte man die kurze Zeit in der sie wunderschön ist nutzen, so gut man kann und wenn sie verwelkt daraus lernen?

Hallo liebe Leser,

dies ist mal eine etwas anderer Text. Weniger eine Geschichte, wie mehr eine persönliche Meinung. Mich würde interressieren was ihr darüber denkt. Ansonsten bleibt nur noch zu sagen: Kauft euch Blumenzwiebeln :)

XD

Viele Grüße,

autordeslebens