Verbunden

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Der nächste Morgen wurde von Donner zerrissen.
 Der Regen prasselte gegen die Fensterscheibe als würde jemand von außen Kübel voll Wasser gegen das Glas kippen. Wie in kleinen Flüssen rann es hinunter und zog meine Stimmung mit sich.
 Die Erkältung die ich erst am Tag zuvor noch in jeder Faser meines Körpes gespürt hatte, oder viel eher nicht gespürt hatte, weil ich zum Spüren kaum mehr fähig war, war nur noch in Form von Schleim in meiner Nase zu bemerken. Mein Kopf funktionierte wieder einigermaßen normal und wieß mich nun darauf hin, dass ich einen weiteren Tag lang nicht aus Lóngs Zuhause kommen würde, weil das Wetter beschlossen hatte die Erde zu ertränken. Jawohl so musste es sein. Bald würden wir alle umgefallene Baumstämme aushüllen und sie als Floß benutzen, um die Flut zu überleben. (Vielleicht gab es doch noch ein paar mehr Spuren des gestrigen Fiebers als gedacht).  
 „Aus dem Fenster starren wird den Regen auch nicht mildern“, murmelte Lóng während er in seinem Buch las. Er hatte sich auf der Couch ausgestreckt, die ich die letzten zwei Tage lang völlig in Beschlag genommen hatte.
 „Blöder Regen“, flüsterte ich gegen die graue Scheibe und im selben Moment leuchtete die Welt direkt vor meinen Augen kurz auf bevor ein wütender Donner einsetzte. Ich schluckte schwer. Es klang fast wie eine Warnung des Wetters, das ich es nicht erneut wagen sollte, es zu beleidigen.
 „Geh lieber vom Fenster weg, sonst wirst du noch von einem einschlagenden Blitz gebraten.“
 Ich kam seiner Warnung nach, trat rücklings in den Raum und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es ist erst früher Morgen, aber der Himmel macht sich noch nicht einmal die Mühe aufzuhellen.“
 Lóng entließ einen langen, melodischen Ton der wohl zu verstehen geben sollte, dass er mich gehört hatte, meine Worte ihn aber in Wahrheit nicht sonderlich scherten.
 „Man wird sich langsam Sorgen um mich machen“, flüsterte ich und dachte an Kwanghee der jetzt gerade wohl heulend durch die Flure der Herberge tiegern würde, während er sich gleichzeitig die Haare rausriss und um seinen eigenen Hals bangte. Denn der wäre gewiss gefährdet wenn sich heraus stellte, das er es zugelassen hatte, dass der frisch vermählte Prinz ums Leben gekommen war. Vor allem musste es jedoch wahnsinnig nervig sein mich zu verlieren, nachdem man es endlich geschafft hatte Kai und mich miteinander zu verheiraten. Kais und meine Eltern würden bestimmt ziemlich blöd gucken.
 Fürs Erste blieb mir jedoch nichts anderes übrig, als mich mit meinem Schicksal anzufreunden und zu warten bis das Wetter umschwang. Wer weiß wie lange das noch dauern würde. Ich blickte zu Lóng hinüber der las ohne sich an mir zu stören. Ich dachte an die gestrige Szene vor der geheimnissvollen Türe und hätte gerne nachgefragt was es mit ihr auf sich hatte, doch mein Bauchgefühl gab mir zu verstehen, das ich es lieber sein lassen sollte. Und auf mein Bauchgefühl konnte ich mich schon immer verlassen...nun ja, meistens zumindest.
 Seufzend klappte Lóng sein Buch zu und ich sprang leicht auf in der Annahme ich hatte ihn wohl irgendwie gestört oder aus seinem Lesefluss gebracht. Stattdessen schloss Lóng kurz die Augen und winkte mich dann wortlos mit einer Geste seiner rechten Hand näher. Ich neigte den Kopf leicht zur Seite und schritt auf ihn zu. „Was ist los? Ich war doch weit genug vom Fester entfernt.“
 Er blickte mir nicht in die Augen und biss sich auf die Unterlippe, als müsse er einen Inneren Kampf ausfechten. „Nein, das ist es nicht. Setz dich hin, ich will mit dir reden.“
 Ich hob beide Augenbrauen an und musste leicht lachen. „Mit mir reden? Das klingt wahnsinnig ernst, ist dir das bewusst?“
 „Ja.“
 Hinsetzten war im Grunde nie ein gutes Zeichen. Man musste sich hinsetzten wenn man von den Eltern eine Standpauke bekam weil man etwas kaputt gemacht hatte, man musste sitzen wenn man erzählt bekam das man in ein anderes Königreich ziehen musste um sich mit dem Prinzen dort zu vermählen und man musste sich hinsetzten bevor einem die Erinnerungen einer anderen Person eingepflanzt wurden...okay, so viel zu meinen schlechten Erfahrungen. Jedenfalls schallte in meinem Kopf eine lautes Alarmsignal wie von Trompeten und Trommeln entsprungen, als Lóng seinen Sessel etwas drehte, so dass er tatsächlich direkt gegenüber von mir und der Couch saß.
 „Also?“, fragte ich und meine Stimme zitterte. Ich fühlte mich so angespannt als würde ich gleich wieder aufspringen und wie ein Flummi durch das Zimmer hüpfen.
 „Ich weiß das mich das eigentlich nichts angeht...“ Er blickte auf, als würde er in meinen Augen nach etwas suchen. Vorzugsweise Erkennen oder Verständnis, so dass er gar nicht erst aussprechen musste um was es ihm ging. Das wusste ich, weil ich auch immer so aussah wenn ich ein blödes Thema anschneiden musste und hoffte darauf mein Gegenüber würde verstehen auch ohne weiter auf das Thema einzugehen. Leider konnte ich Lóng in dem Fall nicht entgegen kommen, da ich tatsächlich keine Ahnung hatte was er mir sagen wollte.
 Er seufzte, weil auch er verstand das ihm die Sache wohl nicht erspart blieb. „Okay, hör zu. Ich hab mich falsch benommen als ich mich über deine...Gründe lustig gemacht habe, okay? Ich hätte das nicht sagen sollen und es tut mir Leid.“ So was hatte er doch schon gestern gesagt, nicht wahr? „Auf jeden Fall will ich das du weiß....“ Er atmete tief aus und fuhr sich zerstreut durchs Haar. „Ich bin echt schlecht in so was, aber du...du sollst nur wissen...“ Erneut verlor sich seine Stimme.
 „Ja?“, fragte ich nach und sah ihn erwartungsvoll an.
 „Ich also, ich bin da....verstehst du?“
 „Natürlich bist du das“, äußerte ich Stirnrunzelnd. „Das ist dein Zuhause, oder nicht?“
 „Nein, Idiot“ Seine Wangen hatten ein tiefes rosa angenommen. „Ich bin da für dich, wenn du mich brauchst, alles klar? Also...geh nicht einfach in den Wald um...du weißt schon, komm einfach zu mir und wir...keine Ahnung, reden?“
 Ich starrte ihn lange an, unsicher was ich darauf erwidern sollte. „Ich-...“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also belies ich es dabei ihn einfach lange und sehr verdutzt anzustarren.
 „Gut, du bist einverstanden? Sehr schön, dann wäre das ja geklärt.“ Er hob schnell sein Buch wieder auf. Doch er hielt es falsch herum in der Hand. Nichtsdestotrotz schlug er es auf und tat so als würde er weiter lesen.
 „Lóng das“ Ich wollte etwas sagen wie 'das ist wirklich nett von dir' oder 'das hätte ich nie von dir erwartet aber ich schätze das Angebot sehr' ich war kurz davor die Worte auszusprechen, als mir plötzlich etwas dämmerte. „Moment. Ich soll nicht in den Wald gehen um...um was? Was heißt 'du weißt schon'?“
 Er blickte nicht auf. „Na, du weißt schon, das was du eben vor hattest.“
 „Spazieren gehen?“
 Er verdrehte die Augen. „Von mir aus, wenn du es so nennen willst, dann schön.“
 Ich schüttelte schnell den Kopf. „Was zum Teufel meinst du? Ich wollte wirklich nur....“
 „Ach komm Lu selbst ein Blinder würde sehen, das etwas nicht mit dir stimmt.“
 Ich zuckte zusammen, diese Worte klangen schrecklich vertraut. „Was?“
 „Ich meine einfach.“ Er machte eine kleine Pause. „Selbstmord ist keine Lösung okay?“
 „Verflucht das war kein Selbstmord!“, rief ich mit Feuerrotem Kopf. „Schön ich hab mich verlaufen, ich geb's zu, aber ich würde doch nicht....“
 Er blickte von seinem Buch auf und durchstoch mich mit einem Blick der mir bis ins Mark ging. Ich fühlte mich plötzlich sehr entblößt. „Lu, wie ich schon sagte, ich hab ein Auge für so was, glaub mir. Ich sehe das. Wenn ein Mensch nicht in Ordnung ist, okay? Du musst dich mir gegenüber nicht verstellen.“
 Ich zischte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn deine Intuition so gut funktioniert, wie du behauptest, dann solltest du eigentlich bemerkt haben, das die Person die am wenigsten in diesem Raum 'okay' ist niemand anderes, als du selbst bist!“ Und ich glaubte daran, das dies wahr war.
 Lóng schnaubte leise. „Ja ganz sicher. Lenk ruhig von dir und deinen Problemen ab, mir soll's egal sein.“  Ich wäre gerne aufgesprungen um ihm an die Gurgel zu gehen, doch ich beruhigte mich mit beschwichtigenden Worten und der Erinnerung das dieser Mann mir das Leben gerettet hatte, welches ich, fürs Protokoll: NICHT absichtlich hatte aufegeben wollen. (Zumindest Anfangs nicht...das jedoch gehörte weder in Lóngs Kopf noch ins Protokoll).
 Ich belies es jedoch dabei. Lóng sollte denken was er wollte und ich...nun ja ich würde ebenfalls das denken was ich für die Wahrheit hielt. So war es für mich zum Beispiel unverkennbar das Lóng von uns beiden den größeren Schaden hatte (er lebte alleine in einer Berghütte...) aber ich mochte ihn deshalb nicht weniger. Mit dieser Erkenntnis fiel es mir etwas leichter mich zu beruhigen und bald saß ich entspannt auf der Couch und begann Lóng Fragen zu seiner Person zu stellen. Ich fing mit wahnsinnig absurden Dingen an, wie seiner lieblings Farbe (rot) seiner lieblings Jahreszeit (Herbst) und seinem lieblings Brettspiel (was zum Teufel?). Irgendwann erzählte er mir von seiner Kindheit und sein Buch lag aufgeklappt und vergessen in seinem Schoß, während er erzählte wie er als Kind am liebsten Ball gespielt hatte. Daraufhin war ich sofort Feuer und Flamme, weil ich als Kind auch am liebsten Ball gespielt hatte. Wir gerieten natürlich direkt in einen Verbalen Kampf bei der Ermittlung welche Ballsportart die bessere war. Während Lóng von Basketball schwärmte als wäre es der beste Zeitvertreib überhaupt, erwiderte ich das Fußball viel größeren Spaß machte und so warfen wir uns absurde Argumente an den Kopf, listeten Kriterien, wie Ausdauer, Technik und Teamfähigkeit auf, um Fußball und Basketball miteinander zu vergleichen.
 Letztlich endeten wir wo wir angefangen hatten. Ball-spielen war DAS Kindheitsvergnügen schlecht hin und wer was dagegen sagte, musste strohblöd sein oder noch nie einen Ball gesehen haben. (Wir benahmen uns wie Kinder und es war großartig.)
 Mehrere Stunden verstrichen auf diese Art mit sinnlosen daher Reden, ehe ich schließlich eine neue Frage aus dem Nähkästchen zog und mir damit sozusagen das eigene Grab schaufelte (und alles läuft auf Suizid zurück...). Ich erkundigte mich nach seinem Lieblingsessen, eine ebenso harmlose Frage wie die zuvor, doch dieses Mal musterte mich Lóng nachdenklich.
 „Nudelsuppe“, antwortete er schließlich und ich nickte begeistert, ich konnte ihn absolut nachvollziehen. „Und weißt du was?“
 Ich neigte den Kopf zur Seite. „Was?“
 „Ich hätte gerade wirklich Lust auf Nudelsuppe.“
 Ich strahlte. „Das klingt großartig.“
 Sein Grinsen verwandelte sich in etwas fieses. „Und da du hier bei mis zu Gast bist, umsonst sozusagen, hast du die Ehre mich zu bekochen!“
 Meine Kinnlade küsste den Boden. „Was? Hast du nicht gerade gesagt, ich sei der Gast?“
 „Schmarotzer trifft es wohl eher.“
 Ich schmollte und blickte zum Fenster. Es war noch immer dunkel und stürmisch draußen. „Ich will hier weg“, sagte ich weinerlich, woraufhin Lóng leise lachte.
 „Nope. Also husch, ab in die Küche. Du wirst dort alles nötige finden, keine Sorge.“ Er streckte seine langen Arme in die Luft um den Rücken zu recken. „Und ich mache ein kleines Schläfchen.“
 Er verscheuchte mich vom Sofa und legte sich zufrieden seufzent darauf. Ich stand fassungslos daneben. „Ist...ist das wirklich dein Ernst?“
 „Na klar doch“, brummte er und drehte sich von mir fort. Sein Füße waren zu lang, so dass sie am anderen Ende der Couch in der Luft hingen.
 'So ein großer, dummer Riese', dachte ich währedn ich in die Küche schlurfte und mich um sah. Ich fühlte mich sehr klein zwischen den Regalen und Kochtöpfen. Ich hatte noch nie in meinem Leben gekocht. Noch nie. Ich hatte wahrscheinlich noch nicht einmal eine Bradpfanne in der Hand gehalten, geschweige denn Gemüse geschnitten oder ähnliches.
 Nichtsdestotrotz nahm ich einen tiefen Atemzug, sprach mir Mut zu und erinnerte mich selbst daran, dass das wohl nicht so schwer sein konnte. Andere Menschen, wie Lóng zum Beispiel, schafften es doch auch.
 Ich wühlte zunächst in den Küchenschränken herum um nach den Zutaten zu suchen, die in so einer Nudelsuppe steckten....Ich fand Nudeln (was mich schon ziemlich zufrieden stimmte, weil ausgestattet mit Nudeln konnte mir bei einer NUDELsuppe ja gar nicht mehr viel falsch laufen – oh wie ich mich irrte), Wasser (das war auch ganz gut, denn es erledigte den Part mit der SUPPE) und zwei Karotten. Das sollten die ungefähren Zutaten sein und ich begnügte mich mit ihnen.
 Anschließend kippte ich das Wasser in den Topf der mit einer Kette an einer Stange über der Feuerstelle befestigt war und blickte auf das Holz hinunter. Jetzt musste ich es noch irgendwie entzünden....Ich fand einen Entzünder auf dem Tisch in der Mitte des Raumes und glücklich vor mich her summend setzte ich das Holz in Brand. Ich war, um ehrlich zu sein, wahnsinnig stolz auf mich, denn dies war mein erstes eigenes Feuer, mein erster Topf voll Wasser über besagtem Feuer und bald würde es auch die erste eigene Mahlzeit sein, die ich je gekocht hatte. Es juckte mir förmlich in den Fingern mein Werk zu vollenden. Vielleicht war ich in einem früheren Leben ja mal Koch gewesen, ein Koch so gut und erfolgreich wie Woohyun und Sunggyu (die zwei Küchenchefs des Palastes) zusammen und weil ich so gutes Essen zubereiten konnte, gestatteten mir die Götter (die auch ganz vernarrt in mein Essen waren) ein weit aus einfacheres Leben nach meinem Tod. Und schwupp, so war aus dem besten Koch aller Zeiten, nach seinem sehr umtrauerten Ableben der neue Prinz von China geworden.
 Während ich mir noch diese kleine Geschichte im Kopf zusammen spinnte und meinem früheren Ich den glorreichen Namen 'Chefkoch Lu der Nudelsuppen-Bezwinger', gab, begann das Wasser im Kochtopf aufzubrodeln und erschrocken lief ich an den Tisch um die Nudeln ins Wasser zu verwerfen. Anschließend kümmerte ich mich um die Karotten. Schnitt sie in kleine Scheiben, so wie ich sie aus meinen Suppen kannte und brauchte Ewigkeiten. Ich hatte wahnsinnige Angst vor dem Messer und das berechtigt. Ich ritzte mir die Haut an meinem Zeigefinger, von der Hand die die Karotte still halten sollte, zwei mal auf und hatte Tränen in den Augen, als ich schließlich fertig war. Nie wieder, schwor ich mir und bedeckte die blutende Stelle mit meinen Lippen, um das Blut weg zu saugen. Meine Hände hatten noch nie so schlimm ausgesehen. Zunächst die offenen Wunde vom Sturz im Wald und nun die Schnitte vom Gemüseschneiden.
 Ich fing mich schnell, nahm eine Handvoll kleiner Karotten zum Kochtopf und blickte mit großen Augen in das wütend spudelnde Wasser. Es lief an den Rändern bereits über und drohte das Feuer damit zu ersticken. Schnell warf ich die Handvoll Karotten ins Wasser und überlegte dann was ich tun sollte um das Sprudeln herunter zu drehen.
 Ich entschied, das es das beste wäre den Topf vom Feuer zu nehmen, bis das Wasser sich wieder beruhigt hatte. Ich griff nach der Kette, die den Kochtopf an der Stange befestigt hielt und schrie.
 Mein Schrei musste erschreckend genug geklungen haben, um Lóng aufzuwecken. Er raßte mit besorggter Miene in die Küche hinein, wo er mich drei große Schritte von der Feuerstelle entfernt vor fand, die Hand, die die Kette berührt hatte, fest an die Brust gedrückt und mit schmerzverzerrter Miene auf dem Gesicht. „Was ist passiert?“
 „H-heiß“, stotterte ich und der Schmerz drohte mich zu überschwemmen und Tränen aus meinen Augen zu locken.
 „Du hast dich verbrannt? Wo?“
 Ich deutete mit einem Kopfnicken zur Feuerstelle. „Die...die Kette dort.“
 Lóng starrte mich an, als ob ich den Verstand verloren hätte. „Natürlich ist die heiß!“, rief er aus während er auf mich zu lief, meinen Unterarm packte und mich zu einer Ecke des Raumes führte. Er drückte mich auf die Knie hinunter und wies mich an, meine Hand in den Eimer voll Wasser vor mir zu tauchen. Ich tat wie geheißen und seufzte erleichtert. Ich bildete mir ein das Zischen meiner überhitzten Hand zu hören, als sie die Wasseroberfläche durchstoß und langsam abkühlte.
 Anschließend übernahm Lóng das Kochen, blickte stirnrunzelnd in den Kochtopf, hob den Topf über der Feuerstelle etwas an, in dem er die Kette nicht oben, sondern an ihrem Ende packte und das ganze einfach hoch zog und begann Kopfschüttelnd Nahrungsmittel zusammen zu suchen. „Was hast du da rein gemacht? Karotten und Nudeln, das wars?“
 Ich nickte von meinem Platz auf dem Boden aus. „Natürlich.“
 Er seufzte. „Sag mal, hast du jemals Nudelsuppe gekocht?“
 Ich schüttelte den Kopf. Ich empfand es als unangebracht ihn darauf hinzuweisen, dass ich überhaupt noch nie zuvor gekocht hatte. Also beobachtete ich einfach wie Lóng sein Wunder vollführte. Er schnitt mehr Gemüse, und gab es in den Topf, dazu Gewürze und Öl. In wenigen Minuten war alles vorüber und das Haus duftete nach Kräutern und...Nudelsuppe eben.
 „Die Nudeln werden zwar sehr weich sein aber du hast die letzten verbraucht die ich hier hatte.“ Er zuckte die Achseln. „Also müssen wir uns wohl damit abfinden. Ich nickte protestlos. Angesicht zu Angesicht mit meiner eigenen Nudelsuppe zu sein (meiner Meinung nach, haben Lóng und ich ungefähr gleich viel der Arbeit geleistet) lies mich alles andere vor Aufregung vergessen. Selbst den pulsierenden Schmerz in meiner Handfläche, dort wo ich die glühende Kette umschlossen hatte, vergaß ich einfach. „Guten Appetit!“, rief ich aus, schnappte mir Löffel und Essstäbchen neben meiner Schüssel und haute rein. Die Nudeln waren tatsächlich zu weich und zergingen eigenartig auf meiner Zunge, aber ansonsten schmeckte alles großartig. „Wow es ist so gut!“, freute ich mich und beugte mich etwas tiefer über meine Schüssel. Lóng lachte bloß. Wir aßen schweigend weiter, nur das Schlurfen der Suppe und das Beißen auf Gemüse zu hören, als Lóng mich wieder enrst anblickte. „Lu ich hab eine Frage.“
 Mit meinem Mund vollgestopft mit Nudeln, fukelte ich ihn böse an. „Nein ich habe die Kette nicht mit Absicht angefasst weil ich mir etwas zu Leide tun wollte.“
 „Das ist es nicht....“
 „Und“, fiel ich ihm ins Wort. „Ich habe die Suppe nicht so dünn gemacht weil ich verhungern will.“
 Er verdrehte die Augen. „Lu!“, rief er aus und ich verstummte. „Hast du die Karotten geschält?“
 Ich gefror und blickte ihn erschrocken an. „Was?“
 Er seufzte. „Hast du, oder hast du nicht die Karotten geschält?“
 Ich schluckte schwer hinunter. „Muss man das etwa?“
 Lóng schloss kurz die Augen, schüttelte den Kopf und aß anschließend schweigend weiter.
Das Thema kam niemals wieder auf.

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