Epilog

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„Schachmatt", äußerte Chen zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag und blickte zufrieden in das gepeinigte Gesicht seines Gegenübers.

 „Ich hasse das Spiel", jammerte Lay und fegte auch die letzten Spielfiguren vom schwarz-weiß karierten Schachbrett.

 „Du kannst nur nicht verlieren."

 „Doch glaub mir, nachdem tausendsten Mal mittlerweile habe ich den Dreh langsam raus. Und es ist immer noch ein dummes Spiel."

 Chen verdrehte die Augen, beugte sich vor und küsste Lay auf die Lippen. „Nicht traurig sein, beim nächsten Mal schaffst du es vielleicht ganze fünf Züge auszuhalten ohne deinen König ins Verderben zu stürzen." Lay stöhnte entnervt auf und wandte dem anderen den Rücken zu. Chen lachte bloß in sich hinein und hielt Ausschau nach seinem nächsten Opfer. Chanyeol hielt dabei demonstrativ den Kopf gesenkt.

 „Sehun!", rief er schließlich aus, doch dieser schüttelte entschieden den Kopf. „Ach komm, ist doch nur ein Spiel."

 „Glaub ihm kein Wort!", schrie Lay panisch und rappelte sich auf um seinem Freund an den Kragen zu gehen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er packte ihn und schüttelte ihn kräftig. „Ich habe viele, so viele Gute Männer bereits auf dem Schlachtfeld verloren", er schluchzte mit gesenktem Kopf. „So unendlich viele."

 „Schach Lay! Es ist nur Schach!"

 „Und wenn schon", wirbelte Lay herum und richtete einen anklagenden Finger auf das Gesicht seines grinsenden Freundes. „Du hast sie ins Verderben gestürzt." Er wandte sich wieder Sehun zu und vergrub sein Gesicht in dessen Shirt.

 „Gott Lay, lass das, das hatten wir heute doch schon zweimal."

 „Du verstehst überhaupt nichts", meckerte der hellhaarige empört. „Luhan!"

 „Hier geblieben", knurrte Sehun und hielt seinen Freund am Hemdkragen fest, eine Wut Ader pochte auf seiner Stirn. Der andere zappelte in seinem Griff, die Arme in meine Richtung ausgestreckt. Ich wich demonstrativ ein paar Schritte zurück.

 Unterdessen hatte sich Suho auf Lay's ehemaligen Platz niedergelassen und, als einzig würdiger Gegner überhaupt, eine neue Partie mit Chen begonnen. Damit waren wir anderen für die nächsten paar Stunden verschont.

 „Hey Lu", kündigte sich eine neue Person an und betrat den Raum mit einem Brief in der Hand. Er blickte nicht von ihm auf und las Stirnrunzelnd über die Stelle wo der Absender zu stehen hatte.

 „Was ist das?", fragte ich neugierig und Lóng zuckte die Achseln.

 „Ein Brief von jemanden den ich nicht kenne. Kommt aus Japan und scheint kein Geschäftspartner zu sein."

 „Japan?", fragte ich verblüfft, ich erhielt nie Post aus Japan.

 „Von wem ist er?", fragte ich noch während Lóng auf mich zukam.

 „Hier steht, eine komische Adresse und als Absender, 'Kim Jongin'. Kennst du einen 'Kim Jongin'?" Ich hatte den Brief bereits ergriffen als Lóng den Namen aussprach. Ich zuckte zusammen und starrte den kleinen Umschlang an, als wären ihm Flügel gewachsen.

 „Lu ist alles in Ordnung?"

 Ich nickte langsam und zog den Brief aus Lóngs ausgestreckter Hand.

 „Glaubst du er ist von...?", fragte Sehun leise und ich zuckte die Achseln während meine Kehle ganz eng wurde. Ich strich mit den Fingern über die geschwungene Handschrift und meine Sicht verschwamm kurz von den aufgestiegenen Tränen. Ich blinzelte sie fort so gut ich konnte.

Königlich VerliebtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt